12. Silverrudder379 Solosegler gestartet – erste Favoriten ausgeschieden

Max Gasser

 · 15.09.2023

Gewühle nach dem Startschuss – der Svendborgsund war gut gefüllt
Foto: Silverrudder/Nicolajsen Fotografi
Sonne und Wind – die Eindrücke vom Start des 12. Silverrudders
Segelsport auf höchstem Niveau und Kult zugleich: Fast 400 Solisten sind zum 12. Silverrudder aufgebrochen. Auch deutsche Segler mischen nach den ersten Stunden bei der weltweit größten Einhandregatta rund um Fünen wieder weit vorn mit

Es ist wieder so weit: Das alljährliche Silverrudder ist in sieben Klassen einhand rund um Fünen gestartet. Bei 379 Startern von fünf bis knapp 20 Meter Bootslänge erfolgte der Auftakt mit gewohnt viel Trubel und engen Manövern im Svendborgsund. Mittlerweile steuern die ersten Segler bereits Æbelø an und segeln nun der Nacht entgegen.

Wieder mit dabei sind auch fünf der sieben Vorjahressieger, entsprechend hoch ist die Konkurrenz trotz der lockeren Atmosphäre unter den Teilnehmern. Neue Rekorde sind wie auch im Vorjahr allerdings unwahrscheinlich. Diese wurden pünktlich zum zehnjährigen Jubiläum 2021 in allen sieben Klassen nochmals hochgeschraubt und werden bei den vorhergesagten Bedingungen kaum zu schlagen sein.

Möglicher Flautenkampf zum Finale?

Wetterexperte Sebastian Wache kündigte beim gestrigen Briefing der Teilnehmer für den Start Wind bis maximal 13 Knoten aus südöstlicher Richtung an, was sich heute auch genauso zeigte. Gesegelt wird nach den gestaffelten Starts mit achterlichen Winden zunächst in den Großen Belt. Wache sagte dafür freundliches Wetter mit viel Sonne und wenig Bewölkung voraus. In der Nacht von Freitag auf Samstag könne der Wind dann auf ungefähr 20 Knoten auffrischen.

Die Führenden, insbesondere die Multihulls, könnten dann allerdings bereits mit schwachem und drehendem Wind im Kleinen Belt und auf der Zielgeraden zu kämpfen haben. Doch auch für alle anderen Teilnehmer und speziell für Nachzügler wartet die Prognose mit Herausforderungen auf. Denn ab Samstagabend sorgt laut Wache ein neues Windsystem für einen deutlichen Rückgang der Stärke sowie der Konstanz des Windes. Das könnte dann in der aufgrund der Neumond-Situation sehr dunklen Nacht auch Nebel zur Folge haben. Zwar erwarten die Veranstalter die ersten Segler bereits am frühen Samstagmorgen im Ziel, das Zeitlimit am Sonntag um 12 Uhr Mittags wird für einige wohl dennoch schwer zu erreichen sein.

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Ausfälle verhindern spannenden Zweikampf in der 30-Fuß-Klasse

Auch bei der elften Auflage im vergangenen Jahr schafften es nur 242 von 450 gemeldeten Teilnehmern ins Ziel. Nach einem windigen Auftakt folgte mindestens ebenso anspruchsvoller Leichtwind. Während die Ersten Svendborg nach wenig mehr als 15 Stunden erreichten, überquerte der Letzte erst nach 45 Stunden, 9 Minuten und 18 Sekunden die Ziellinie. Neben der Wettersituation spiegelt das aber auch den Geist der Veranstaltung wider. Die jährlich stattfindende “Challenge of the Sea” vereint viele spannende Segelkarrieren und lockt jedes Jahr erfahrene Haudegen, abenteuerhungrige Novizen und leidenschaftliche Solo-Regattasegler, Wiederkehrer genauso wie Erstteilnehmer.

Die Augen dürften in diesem Jahr insbesondere auf der Klasse “Small” mit Yachten unter 30 Fuß Länge liegen. Hier wird nicht nur die offizielle Europameisterschaft der First-27-SE/Seascape27-Klasse ausgetragen, sondern auch der spannende Zweikampf zwischen Dehler 30 od und Aeolos P30 sollte für Spannung sorgen. Im vergangenen Jahr war das komplett deutsche Podest am Ende ausschließlich vom schnellen Dehler One Design besetzt, allen voran Max Gurgel, der auch in diesem Jahr wieder zu den Favoriten zählt. Die Aeolos P30 “Beast” landete mit Jan Hansen am Steuer bei ihrer Silverrudder-Premiere auf Rang fünf, war allerdings von Elektronik-Problemen gebeutelt. Jetzt traf es den Rekordhalter der Medium-Klasse sogar noch härter. Hansen lief wie auch die zweite Aeolos P30 “Forty Two” von Skipper Joachim Hasle in der Nachstartphase auf Grund. Damit ist schon jetzt keiner der vielversprechenden Aeolos-Racer mehr im Rennen, der mögliche Zweikampf mit den vier Dehler 30 ods somit hinfällig. Zwar hatte auch Werftinhaber und Markenchef Hans Genthe mit einer dritten Aeolos gemeldet, konnte jedoch aus terminlichen Gründen gar nicht erst anreisen.

Weitere spannende Designs beim diesjährigen Silverrudder:

Die Kleinsten mit den meisten Seemeilen im Kielwasser, Multihulls holen auf

Drei weitere Teilnehmer mussten aufgrund von Grundberührungen oder anderer technischer Probleme bereits aufgeben. Darunter auch Michael Hoefgens JPK 10.30 “Lightworks”. Die Führenden der zuerst gestarteten Mini-Klasse haben derweil schon den Großen Belt verlassen. Allen voran die Melges 24 “Frey” von Mattis Franken. In der 30-Fuß-Klasse liegt Patrick Heinrichs auf seiner Esse 8.50 “Jynx too” derzeit in Führung, währen die nächstgrößere Klasse vom Polen Tomasz Odzioba (Caravela 950 “Black Caravela”) angeführt wird.

In der Klasse der großen Kielboote unterquert das Hauptfeld derzeit die Storebælt-Brücke, während es an der leicht abgesetzten Spitze eng zugeht. Der Open 40 “Black Maggy” liegt mit Skipper Wolfram Heibeck hinter Sven Kurkas Bondi 36 one off “Bondi”. Zwei dänische Landmark 43s führen das Feld der größten Yachten an: Karl Otto Bock (“White Shadow”) vor Martin Meredin (“Esbern Snare”). Bereits überholt wurden die beiden Yachten von Anders Bastiansen (Diam 24 “Tri-ne”) , dem Führenden der 30 Minuten später gestarteten kleinen Mehrrumpfer. Bei den großen Multihulls liegt Jan Andersen mit seinem Marlin 33 “Black Marlin” aktuell vier Seemeilen in Führung, hat als Einziger bereits die Storebælt-Brücke hinter sich gelassen. Damit liegen in vier der sieben Klassen deutsche Solosegler nach den ersten Stunden auf Kurs Silverrudder-Sieg.

Teilnehmer aus 15 Nationen beim diesjährigen Silverrudder

Die Veranstaltung erfreute sich nach ihrer Premiere schnell großer Beliebtheit. Bei der ersten Regatta 2012 meldeten 15 Boote, im folgenden Jahr hatten schon 100 Skipper zugesagt. Wieder nur ein Jahr später waren es dann 200 gemeldete Segler. Mittlerweile hat sich das Teilnehmerlimit bei 450 eingependelt – die Plätze sind hart umkämpft und meist innerhalb weniger Stunden vergriffen. Damit ist das Silverudder die größte Einhandregatta der Welt, gemessen an der Zahl ihrer Teilnehmer. Insgesamt 15 Nationen sind bei der diesjährigen Ausgabe vertreten. Unter deutschen Seglern genießt das Silverrudder Kultstatus – über 250 der gemeldeten Segler stammen aus der Bundesrepublik.


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