ParalympicsWie geht’s weiter mit dem Para-Segeln, Herr Zirkelbach?

Paralympics: Wie geht’s weiter mit dem Para-Segeln, Herr Zirkelbach?Foto: YACHT-Montage /Privat /Kieler Woche, Christian Beeck
Bernd Zirkelbach ist Cheftrainer der Abteilung Segeln beim Deutschen Behindertensportverband. Eine der Klassen, in denen beim Para-Segeln trainiert wird, ist die 2.4mR-Klasse, die jährlich unter anderem bei der Kieler Woche (hier 2023) auf den Regattabahnen vertreten ist.
Seit 2020 ist Segeln nicht mehr paralympisch. Wie sich das auswirkt und was jetzt zu tun ist, weiß der Cheftrainer der Abteilung Segeln beim Deutschen Behindertensportverbandes (DBS), Bernd Zirkelbach.

YACHT: Segeln erhält auch 2028 seinen paralympischen Status nicht zurück. Zu gering sei seine internationale Verbreitung. Welche Folgen hat das auf den Segelsport?

Zirkelbach: In vielen Ländern sind erhebliche Gelder für den paralympischen Segelsport gestrichen worden. Das Problem ist, dass daher nun deutlich weniger Athleten die Möglichkeit haben, sich mit dem Segelsport zu beschäftigen.

Wie ist die Situation hier in Deutschland?

Hier ist es ein bisschen anders. Bei uns war es schon immer so, dass unsere paralympischen Sportler, die an der Spitze mitsegeln, beruflich breiter aufgestellt sind. Das Segeln war für sie stets ein Nebenschauplatz. Glücklicherweise haben wir innerhalb des Deutschen Behindertensportverbands eine gute Stellung. Deshalb werden wir nach wie vor bei den Hauptwettbewerben wie Europa- und Weltmeisterschaften unterstützt. Dank des Verbands gibt es also nach wie vor eine finanzielle Förderung.

Empfinden Sie die wiederholte Absage als Schelte für den Segelsport?

Ja, selbstverständlich ist es das. Wir hatten ohnehin Probleme im paralympischen Bereich, genug Aktive zu finden. Unsere Hauptathleten, Heiko Kröger und Jens Kroker, sind schon seit 1997 dabei und sie segeln noch immer paralympisch. Viele andere Para-Segler haben dagegen mittlerweile den Sport gewechselt oder sie sind in anderen Bereichen tätig, zum Beispiel im inklusiven Sport.

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Was unterscheidet inklusives Segeln von Para-Segeln?

Para-Segeln ist ein Teil der Inklusion, bei dem alle miteinander segeln. Beim Para- Segeln hingegen sind ausschließlich Sportler mit Behinderungen zugelassen. Diese müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllen, um an Wettkämpfen teilnehmen zu können.

Warum fällt es dem Segelsport so schwer, auf die paralympische Bühne zurückzukehren?

Das Problem ist doch, dass Segeln eine Randsportart ist. Mit den AC40 versucht man zwar, den Sport populärer zu machen. Im olympischen Bereich ist man allerdings noch nicht so weit. Das gilt auch für die paralympischen Wettbewerbe. Zudem nehmen immer weniger Athleten teil, während gleichzeitig immer neue Trendsportarten auf den Markt drängen. Das stellt die Verantwortlichen beim IPC (Internationales Paralympisches Komitee, Red.) ein ums andere Mal vor die Qual der Wahl.

Bei der Vendée Globe war der chinesische Para-Segler Jingkun Xu dabei, und auch Craig Wood ist im britischen Raum medial sehr präsent. Hilft das, die Sichtbarkeit des Behindertensegelns zu stärken?

Auf jeden Fall! Im Zusammenhang mit der Vendée Globe sollte auch Damien Seguin erwähnt werden. Das ist ein herausragender paralympischer Athlet, der regelmäßig an der Spitze mitsegelt. Solche Regatten mit Beteiligung von Para-Seglern helfen uns sehr, auch, wenn sich das IPC davon nicht umstimmen lässt.

Was ist Ihrer Meinung nach darüber hinaus erforderlich?

Ich denke, es war ein Versagen der Funktionäre im Para-Bereich. Man hat sich einfach zu spät um die Probleme gekümmert, obwohl wir Trainer und Athleten immer wieder darauf hingewiesen hatten. Zudem spricht zwar die ganze Welt über Inklusion, ist jedoch nicht bereit, echte Veränderungen zuzulassen. In Deutschland versuchen wir, auf kleiner Flamme weiterzumachen. Wir wollen zeigen: Wir sind hier! Das möchte auch der Deutsche Behindertensportverband weiter mittragen.

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