ParalympicsPara-Segeln verpasst das erhoffte Comeback für 2028

Tatjana Pokorny

 · 30.01.2023

Paralympics: Para-Segeln verpasst das erhoffte Comeback für 2028Foto: Cate Vrown/World Sailing
Der Para-Segelsport bleibt trotz geplatzter Hoffnungen aufs Paralympics-Comeback weiter stark

Das Internationale Paralympische Komitee (IPC) hat entschieden: Para-Segeln wird vorerst nicht wieder ins paralympische Programm aufgenommen. Tatsächlich gelang keiner der zuvor ausgeschiedenen 33 paralympischen Sportarten ein Comeback für LA28. Der Weltseglerverband World Sailing hält trotzdem an seinem Engagement fest und setzt auf neue Chancen in der Zukunft

An Kampfgeist, Ideen, Rückendeckung durch viel Segelprominenz und neu belebten internationalen Events hat es dem Para-Segeln bei seiner Bewerbung ums Comeback nicht gemangelt. Trotzdem hat das Internationale Paralympische Komitee (IPC) heute entschieden, dass der Sport in Wind und Wellen vorerst nicht wieder ins paralympische Programm aufgenommen wird. Das gilt zunächst mit Blick auf LA28, die Spiele 2028 in Los Angeles.

2.4-mR-Dominator und Paralympics-Sieger Heiko Kröger bei der Kieler WocheFoto: Lh Kiel/Sascha Klahn
2.4-mR-Dominator und Paralympics-Sieger Heiko Kröger bei der Kieler Woche

Heiko Kröger: “Aufstehen, Krönchen richten, weiter geht’s!”

Heiko Kröger, Paralympics-Sieger und Mitglied in der Athletenkommission des Weltseglerverbandes, sagte: “Die Kampagne des Weltseglerverbandes und aller Helfer war sehr stark und engagiert, wirklich gut. Es wurde enorm Gas gegeben. Das war und bleibt toll. Die Entscheidung kam trotzdem nicht ganz überraschend. Wir dürfen uns nichts vormachen: Gemessen an den Maßstäben der Spiele für die Jugend sind wir immer noch zu alt, zu wenig weiblich und auch zu teuer. Beim Thema Frauen haben wir im Para-Segeln aufzuholen, auch wenn wir inzwischem auf sehr gutem Kurs segeln. Wir sind auch in Deutschland weg vom Inklusiv-Quatschen und hin zum Inklusiv-Tun, haben die Kurve gekriegt.”

Krögers Motto für die Fortsetzung des Kampfes ums paralympische Comeback des Segelsports: “Aufstehen, Krönchen richten, weiter geht’s!” Die eigene Klasse 2.4mR sieht er ohnehin stark in die Zukunft segeln: “Wir haben gute Felder und spannende Regatten. Da gibt es keine Sorgen.”

World-Sailing-CEO David Graham: “Unser Engagement für das Para-Segeln wird nur noch stärker werden”

David Graham, CEO des Weltseglerverbandes World Sailing, kommentierte die vorerst geplatzten Comeback-Hoffnungen des Para-Segelsports direkt: “Wir respektieren die Entscheidung des IPC und erkennen die Schwierigkeiten an, die der IPC-Vorstand während dieses Prozesses hatte. Wir müssen jedoch auch sagen, dass dies ein äußerst enttäuschender Tag für unseren gesamten Sport und insbesondere für die Para-Segler auf der ganzen Welt ist.”

Gleichzeitig kündigte Graham an: “Trotz dieses Rückschlags wird unser Engagement für unsere Para-Segler, für das weitere Wachstum des Para-Segelns und für die breitere Para-Sportbewegung nur noch stärker werden.” Warum das so bleiben wird, erklärte Graham genauer: “Wir wissen, dass ein Leben auf dem Wasser Menschen mit Handicap so viele Möglichkeiten eröffnet. Wir wissen, wie inklusiv das Para Sailing ist. Und wir sind entschlossen, dass sich das Para-Segeln weiter stark entwickeln wird.”

Nach der Entscheidung ist vor der WM

Im Sommer 2021 hatte World Sailing seine #BacktheBid-Kampagne gestartet, um das Segel-Comeback bei den Paralympischen Spielen zu erreichen und einer neuen Generation von Para-Seglern die Chance zu geben, auf höchstem Niveau zu segeln. Inzwischen sind 41 Nationen auf fünf Kontinenten im Para Sailing aktiv. Mehr als 630 aktive Para-Segler sind bei World Sailing registriert.

Im Jahr 2022 hatten fünf Weltmeisterschaften im Para-Segeln stattgefunden. Para Sailing wird sein Debüt bei den Allianz World Sailing Championships – The Hague 2023 im August dieses Jahres feiern. Dort kämpfen Segler und Seglerinnen in den Klassen Hansa 303, 2.4mR und RS Venture Connect um die WM-Titel.

Der Weltseglerverband dankt für den großen Zusammenhalt der Segelwelt

Im Presse-Statement des Weltseglerverbandes schlug David Graham versöhnliche Töne an: “Im Namen von World Sailing möchte ich dem IPC für die Zeit und die Berücksichtigung unserer Bewerbung danken. Es gab 33 Sportarten, die sich um die Aufnahme in die Paralympischen Spiele LA28 beworben haben. Wir wissen, welche Herausforderung dies für den IPC-Vorstand darstellt. Keine Sportart ist bisher erfolgreich wieder aufgenommen worden. Wir wussten, dass dies eine schwierige Aufgabe sein würde.”

Dazu sprach Graham seinen Dank allen aus, die mit World Sailing für das Comeback gekämpft hatten: “Ich möchte auch allen im Segelsport für ihre Bemühungen während dieser Kampagne danken. Insbesondere unserem Para Sailing Committee und dem World Sailing Board. Von der höchsten Ebene bis zum lokalen Bootsclub haben wir eine überwältigende Unterstützung für die #BacktheBid-Kampagne erlebt. Das zeigt, wie wichtig es für uns ist, bei den großen Themen, die dem gesamten Sport zugutekommen, zusammenzuarbeiten.”

Para-Segeln soll weiter gestärkt und ausgebaut werden

World Sailing hat 2017 sein Para Sailing Development Program (PDP) ins Leben gerufen, um Segler und Trainer zu stärken und die Teilnahme in allen Regionen zu erhöhen. In dieser Zeit haben über 210 Segler und Trainer aus 39 Ländern auf sechs Kontinenten das Programm absolviert. Allein im Jahr 2022 nahmen an den Programmen im Sultanat Oman, in Singapur, Japan und Italien – wo Para Kiteboarding zum ersten Mal angeboten wurde – insgesamt 40 Segler und 31 Trainer aus 14 Nationen teil, darunter Kambodscha, die Islamische Republik Iran und Malta, die zum ersten Mal vertreten waren.

World Sailing wird auf Kurs Zukunft eng mit den nationalen Mitgliedsbehörden zusammenarbeiten, die Infrastruktur und die Ressourcen für den Para-Sport weiter ausbauen und mehr Para-Seglerinnen und -Segler mit mehr Möglichkeiten im Sport versorgen.