Das Wasser fliegt: 34 Knoten, 35,4, 37,6 – die Speedwerte klettern auf dem Display sprungartig in die Höhe, im Hintergrund ist ganz leise das Kreischen der Foils zu hören, 39,8, und nur einen Wimpernschlag später ist auch die 40-Knoten-Marke geknackt. Nichts Besonderes mehr für das deutsche Jugend- und Frauen-America’s-Cup-Team, das sich gerade mit beängstigender Geschwindigkeit von der soeben passierten Luv-Bahnmarke entfernt.
Trotz hastiger Verfolgungsjagd sitzt die vierköpfige Crew beinahe tiefenentspannt, aber hoch konzentriert in ihren abgekapselten Cockpits. Im Trainingsrennen zuvor war der 40-Fuß-Foiler an gleicher Stelle noch außer Kontrolle geraten, in die Höhe geschossen und hatte sich dann gähnend langsam auf die Backe gelegt. Boot und Crew blieben dabei unversehrt und staubtrocken. Grund dafür ist keine ausgeklügelte Sprayhood, sondern die Tatsache, dass sie sich nicht auf dem Wasser im Cup-Revier vor Barcelona befinden, sondern in einem Industriegebiet im Umland von Kiel.
Dort steht der AC40-Simulator der deutschen Foiling-Elite, der die Anschaffung eines 2,85 Millionen US-Dollar (2,6 Millionen Euro) teuren echten Bootes für Trainingszwecke überflüssig machen soll. Was im Motorsport längst selbstverständlich ist, könnte sich jetzt auch den Weg in die breite Segelwelt bahnen. Zwar ist es in der Geschichte des America’s Cups längst nicht das erste Mal, dass Simulatoren zu Trainings- und Entwicklungszwecken eingesetzt werden. Allerdings weist der in diesem Zyklus verwendete Computer einige Besonderheiten auf und könnte auch außerhalb des Kampfs um die älteste Sporttrophäe der Welt eine revolutionäre Rolle spielen.
Entwickelt wurde der AC40-Simulator, wie auch der AC40 selbst, vom Emirates Team New Zealand. Nur sie verfügen schon ausreichend lange über einen so vielschichtigen Datensatz, der die Programmierung einer derart komplexen Software ermöglicht. Die Grafik, die sich durchaus sehen lassen kann, ist dabei zweitrangig. Entscheidend für realistische Trainingsbedingungen ist vor allem das korrekte Verhalten des Bootes in allen Bedingungen und bei allen denkbaren Aktionen der Crew.
Für das deutsche Jugend- und Frauen-America’s-Cup-Team ist der Simulator das wichtigste und bisher einzige Trainingsinstrument in der Vorbereitung auf die Wettfahrten im September und Oktober dieses Jahres. Im Rahmen des 37. America’s Cups geht es dann zum dritten Mal auch für den Nachwuchs im Youth America’s Cup um die silberne Kanne. Nachdem eine Crew um Erik Heil und Philipp Buhl 2013 den Auftakt machte und ein Team um die drei Kohlhoff-Brüder 2017 an den Start ging, ist Deutschland vor Barcelona zum dritten Mal vertreten. Dort werden sie gegen elf andere Teams unter anderem aus Frankreich, Neuseeland, Spanien und Kanada antreten, die ebenfalls eine Crew aus Seglern unter 25 Jahren stellen. Maßgeblich vorangetrieben hat das Waszp-Vizeeuropameister und Kieler-Woche-Sieger Paul Farien. Zur Verstärkung kommen neben Ilca-Talent Julian Hofmann und Olympia-Bronzemedaillen-Gewinnerin Alica Stuhlemmer (Nacra 17, Tokio 2021) auch Lukas Hesse und Jesse Lindstädt, Linus von Oppen und Tom Heinrich sowie Maru Scheel mit an Bord.
Letztere könnte auch im zweiten deutschen Team an den Start gehen, denn vor Barcelona wird erstmals auch der Womens America’s Cup ausgetragen. Angeführt wird das deutsche Frauen-Team von Carolina Werner, die mit Paul Kohlhoff bei Olympia 2016 im Nacra 17 Rang 13 erzielte. Mit 470er-Steuerfrau Luise Wanser ist eine weitere Olympia-Teilnehmerin Teil des Teams, mit Tina Lutz sogar eine Medaillenträgerin (Silber im 49er FX, Tokio 2021). Reichlich Foiling-Erfahrung bringen Motten-Weltmeisterin Franziska Mäge und SailGP-Strategin Sophie Steinlein mit. Aber auch für Zwillingsschwester Theresa, Ilca-Seglerin Hannah Anderssohn und Luisa Krüger ist das Gebiet kein Neuland.
Gesegelt werden beide Wettbewerbe in den One-Design-AC40s, die auch den großen Cup-Teams als Trainingsplattform dienen und sogar Teil der Vorregatten waren. Es handelt sich dabei um eine kleinere Version der AC75-Klasse mit automatischer Flughöhenkontrolle und Selbstwendefock. Auch die Crewanzahl ist reduziert, anstelle von acht, wie auf den großen Cuppern, kommen auf den AC40s lediglich vier Segler zum Einsatz.
Und auch das Format ist abweichend vom ursprünglichen America’s Cup. Anstelle von Matchraces werden zunächst reguläre Fleetraces in zwei Sechser-Gruppen gesegelt. Jeweils die besten drei kommen ins Halbfinale, das ebenfalls als Fleetrace geplant ist. Erst das Finale findet im regulären America’s-Cup-Modus statt.
Seit Herbst 2022 arbeiten die Segler mit Unterstützern wie dem zweimaligen Starboot-Olympia-Teilnehmer Marc Pickel an der Umsetzung des Projekts. Mittlerweile ist nicht nur das Startgeld von rund 70.000 Euro für beide Teams überwiesen und der Start bestätigt, sondern auch das Training in vollem Gange. Notwendig war dafür die Anschaffung eines Simulators, denn der Traum eines AC40s auf der Kieler Förde war aus Kostengründen schnell geplatzt. Für Paul Farien, Mitgründer und Teammitglied des deutschen Jugend-Teams, dennoch außer Frage: „Wir wollen auf jeden Fall in die Finalrunden und langfristig ein großes America’s-Cup-Team stellen!“
Für beide Ziele ist das virtuelle Training vor und auch neben dem tatsächlichen Segeln unverzichtbar. Nathan Outteridge, Co-Steuermann der neuseeländischen Verteidiger an der Seite von Peter Burling, sagte bei der Vorstellung im September 2023: “Der Simulator ist ein wichtiges Instrument für unser gesamtes Programm. Er ist sehr realistisch.“
Das vollständige Setup im Wert von rund 80.000 Euro bildet das Cockpit des realen AC40s exakt nach. Nicht nur alle Formen und Maße, die Carbon-Schalensitze sowie das halboffene Steuerrad, sondern auch alle Trimmeinrichtungen entsprechen dem Original.
Bisher wurde häufig mit VR-Brillen gearbeitet, dann allerdings ohne ein Bootsmodell. Die Segler saßen einfach auf normalen Stühlen und hatten höchstens einzelne Bauteile wie das Steuerrad oder einen Grinder vor sich. Die jetzige vollständig physische Umsetzung des Cockpits ermöglicht dagegen das Einstudieren bestimmter Abläufe noch besser und erleichtert es den Seglern, ein Gefühl für das Boot zu bekommen. Einen Rundumblick wie in einer vollständig virtuellen Welt gibt es dafür jedoch nicht, das Geschehen spielt sich lediglich auf einem großen Bildschirm vor der Cockpit-Replik ab.
Einige wenige Einblicke in eine Mischung von VR und echtem Cockpit zeigte derweil das britische Team, das in seiner Simulatorarbeit stark vom verpartnerten Mercedes-Formel-1-Rennstall profitieren konnte.
Allerdings befindet sich auch die Software des regulären AC40-Simulators noch in der Weiterentwicklung, erklärt Paul Farien. Unter anderem segeln die deutschen America’s-Cup-Anwärter dank eines neuen Features seit Anfang des Jahres virtuell auch gegen andere Teams aus der ganzen Welt. „Da wird das Handling und unser Bootsgefühl auf die Probe gestellt und wir müssen uns beweisen. Wir sind gut, aber haben auch noch ordentlich was zu tun“, gesteht Carolina Werner, Olympia-Teilnehmerin von Rio 2016 im Nacra und Leiterin der Frauen-Kampagne.
Daher wird hart trainiert – bis zu zehn Stunden am Tag. Auf dem Wasser wäre das aufgrund der Ermüdung der Segler kaum denkbar. „Das ist der große Vorteil“, so Werner, auch wenn die Leistung nach mehreren Stunden Screen-Time ab und zu wieder schlechter werde. „Dann bespricht man ein paar Dinge, motiviert sich neu und startet eine zweite Einheit.“
Anfangs ging es darum, sich überhaupt an den Simulator zu gewöhnen und das Boot sicher über den Kurs zu bringen. Neben der Optimierung von Manövern steht es mittlerweile im Fokus, den Blick aus dem Boot heraus zu wagen und taktisch zu arbeiten. „Ich hatte damit davor überhaupt nichts zu tun, habe auch nicht gezockt zu Hause. Das war also erst mal etwas ganz anderes“, erinnert sich die 30-jährige Werner an ihre erste Einheit im Simulator. „Ich hätte es nicht gedacht, aber man hat dann relativ schnell eine Art Gefühl entwickelt.“
Das verblüfft, denn anders als in der realen Welt kann virtuell zumindest bisher nur visuell und begrenzt auditiv gesegelt werden. Keine g-Kräfte in den Manövern, kein Windhauch im Nacken und auch keine Gischt im Gesicht – sensorisch bekommt die Crew außer am Steuerrad keinerlei Feedback. Vor allem für die allseits bekannten „Gefühls-Segler“ haben diese Einflüsse allerdings einen großen Stellenwert.
Anstatt es sprichwörtlich „im Gesäß zu haben“, werden die Segler gezwungen, sich ausschließlich auf die Zahlen der Bordcomputer zu verlassen und diese überhaupt richtig zu lesen. Das will gelernt sein, denn der Kader der beiden deutschen America’s-Cup-Teams setzt sich überwiegend aus Seglern aus dem olympischen Bereich zusammen, wo derartige Leistungsdaten auf dem Wasser nicht zugänglich sind, geschweige denn auf einem Display angezeigt werden. „Wir sind alle noch nie mit virtuellen Systemen gesegelt“, erklärt Paul Farien. Im Bereich des High-Performance-Segelns beim America’s Cup, dem SailGP oder gar bei Speed-Rekordversuchen sind diese Technologien jedoch Alltag und auch auf dem Wasser unumgänglich.
Eine kleine Orientierungs-Hilfe bieten die sogenannten Targets, die für jede Zahl auf den Displays einen errechneten Zielwert vorgeben. „Diese kann man aber auch schlagen, wenn man gut drauf ist“, verrät Farien. Deshalb hat das Team durch aufwändige Datenanalysen einzelner Einheiten am Simulator bereits eigene Trimmtabellen erstellt, natürlich streng geheim. Mit den anderen Teams stehe man zwar in Kontakt, auf Details gehe man in der Kommunikation allerdings nicht ein. „Wir haben alle unsere Geheimnisse, aber dafür ist der America’s Cup auch da“, so Farien.
Neben Geschwindigkeits- und Trimmwerten haben die Steuerleute einen weiteren Bildschirm im Blick. Dieser ist mit der Race-Software ausgestattet und verfügt über verschiedene Parameter wie die Distanzen zur Startlinie oder den Kursbegrenzungen („Boundaries“). Außerdem sind auf einem digitalen Bahndiagramm Laylines, Innenraum-Zonen und die eigene Position zu sehen. Möglicherweise sollen hier zukünftig auch die Gegner abgebildet werden.
Schaut man sich weiter im Cockpit um, entdeckt man weder Winschen noch Trimmleinen. Wer den America’s Cup in den vergangenen Jahren verfolgt hat, wird diese auf dem AC40 wohl auch kaum erwartet haben. Stattdessen befinden sich links und rechts vom Steuerrad eine Reihe von Knöpfen und Schaltern. Über diese werden die Foils angesteuert und getrimmt. Nach Manövern wird stets der dann leeseitige Steuermann zum Verantwortlichen für die Tragflächen und übergibt das Rad an die neue Luvseite.
Die beiden Trimmer, die hinter den Steuerleuten Platz finden, verfügen ebenfalls über einen eigenen Screen samt Tasten-Klaviatur. Sie kümmern sich genauso wechselseitig um die richtige Einstellung von Groß- und Vorsegel. Bei Manövern wird wiederum übergeben: Die Leeseite ist stets für die Fock, die Luvseite für das Groß zuständig. Ganz entscheidend ist hierbei die Kommunikation. Diese erfolgt über kurze Kommandos auf Englisch. An Bord geht das aufgrund der äußerlichen Einflüsse und des bis aufs Deck gezogenen Segels („Decksweeper“), das die beiden Crew-Teile in der Mitte des Bootes voneinander trennt, ausschließlich per Funk.
Hier braucht es am Simulator somit eine kreative Lösung, um entsprechend realistisch trainieren zu können. Der Standort hat dabei geholfen. Denn der Simulator des deutschen Jugend- und Frauen-America’s-Cup-Teams steht in der Halle der Firma des großen Förderers und Trainers Marc Pickel. Wird hier unter der Woche gearbeitet, wird es auch mal laut. Zwar sind es andere Geräusche als die durch Wind und Welle auf dem Wasser, aber immerhin ist es eine ausreichend laute Kulisse. Spätestens dann tragen die Segler Kopfhörer und kommunizieren über einen Gruppenanruf ähnlich wie per Funk.
Trotz allem Realismus sind sich die Segler darüber bewusst, dass ebendieser weiterhin irgendwo seine Grenzen hat. Carolina Werner sieht daher einen klaren Vorteil für die Teile der Konkurrenz, die bereits mit einem Boot ausgestattet sind. „Es wäre für uns deutlich besser, wenn wir jetzt auf dem Wasser segeln könnten. Die Geschwindigkeiten sind im Simulator natürlich auf dem Bildschirm simuliert, aber das Gefühl, wenn man mit an die 100 km/h unterwegs ist, ist sicher noch mal ein ganz anderes.“
Wie viele dieser realen Erfahrungen die beiden deutschen Teams vor dem ersten Startsignal sammeln werden, ist noch unklar. Der Kauf eines AC40s sei zwar für die Zukunft weiterhin fest eingeplant, zum aktuellen Zeitpunkt finanziell jedoch nicht stemmbar. Ziel ist es daher, zumindest für einige Einheiten eines der Boote anderer Teams zu chartern. „Nach und nach klappern wir dafür alle Teams ab und warten zum Teil aktuell auf Rückmeldung. Dass sich andere Wettbewerber ebenfalls nach echten Wasserstunden sehnen und die Boote daher stark nachgefragt sind, mache die Situation für das deutsche Team nicht besser. “Es kann aber gut sein, dass wir da eine Chance bekommen“, so Werner.
Bis dahin wird das Team lediglich vereinzelt auf den kleineren 69F-Skiffs und teilweise auf Motten auf die Foils kommen, alles Weitere muss am Boden im Simulator passieren. Dort wird sich auch entscheiden, wer aus dem Talent-Pool überhaupt nach Barcelona fahren darf. „Wir werden ein offizielles Selektionsverfahren haben, in dem wir die besten sechs Segler auswählen: vier feste Crewmitglieder plus zwei als Ersatz“, erklärt Farien das Vorgehen für das Youth America’s Cup Team. Auch die einzelnen Positionen sind bisher nicht final festgelegt. Stattdessen wird in gemischten und variablen Crewkonstellationen trainiert, abhängig von der Verfügbarkeit und dem anderweitigen Programm der Segler.
Einige der Teammitglieder studieren und haben parallel eine Olympia-Kampagne am Laufen. Sophie Steinlein fährt gar dreigleisig: als Steuerfrau im 49er FX, als Strategin im deutschen SailGP-Team und beim Jugend- und Frauen-America’s-Cup wiederum am Steuerrad. „Am meisten leidet darunter mein soziales Leben“, so die 22-Jährige vom Wörthsee. „Aber ich genieße es und nehme gerade alles mit, was ich kann.“ Das Training im Simulator helfe ihr enorm für ihre Einsätze auf dem F50-Katamaran im SailGP. Sie erklärt: „Im Simulator sitze ich am Steuer und muss die ganze Zeit Entscheidungen treffen. Und zwar ebenfalls in sehr schnellen Booten.“
Einen noch besseren Trainingseffekt, ohne tatsächlich zu segeln, könnte sie nur im eigens für die foilenden Katamarane ausgelegten Simulator in Belfast erzielen. Der von Artemis Technologies nach dem America’s Cup 2017 und den daraus gewonnenen Erkenntnissen entwickelte Simulator gilt als der Fortschrittlichste im Segelsport. Er bildet nicht nur das Cockpit, sondern auch die Bewegungen der Rennmaschine ab. Dazu befinden sich die Segler in einer Replik eines Schwimmers. Diese schwebt einige Meter über dem Boden auf einer flexiblen hydraulischen Plattform, die mit dem Simulator verbunden ist. Eine 4,5 Meter hohe und 210 Grad umlaufende Leinwand überträgt darüber hinaus Bilder von drei leistungsstarken Projektoren.
Auch die Software hat es in sich: Wie im Motorsport können Simulatordaten mit tatsächlichen Messwerten überlagert werden. So können Rennstrategien ausgearbeitet und reale Rennen nachgespielt werden. In der Simulation können dann bei gleichen Bedingungen und Ausgangslagen im Rennen andere Entscheidungen getroffen und so taktische Verbesserungen trainiert werden. Der klare Vorsprung gegenüber der aktuellen Version des AC40-Simulators schlägt sich allerdings auch in den Kosten nieder: Ein Trainingstag kostet ungefähr 8.000 Euro.
Für die Hälfte dieses Preises (pro Jahr) kann man den AC40-Simulator dafür sogar auf dem eigenen Rechner nutzen. Bislang waren Simulationen, abgesehen von einigen eher simpel aufgebauten Computerspielen, den Profis vorbehalten. Auch deshalb könnte die AC40-Replik verhältnismäßig hohe Verkaufszahlen verzeichnen. Der entscheidende Faktor ist allerdings die Strategie der AC40-Klasse.
Denn das von den Neuseeländern entwickelte One Design wird auch beim darauffolgenden Frauen- und Jugend-America’s-Cup 2028 zum Einsatz kommen. Noch spannender wird derweil die Einführung einer AC40-Rennserie für 2025 erwartet. Private Teams können sich schon jetzt ein Boot bestellen, auch für sie wird das Simulatortraining eine große Rolle spielen. Das wiederum wird die Entwicklung im Bereich der Segelsimulationen zu Trainingszwecken weiter vorantreiben.
Im Motorsport begann die Entwicklung von Simulatoren Mitte der neunziger Jahre, heute sind sie integraler Bestandteil von Training und Entwicklung. Rennställe unterhalten eigene Simulator-Teams, um Rennen individuell vor- und nachzubereiten. Die Fahrer selbst verbringen ebenfalls mehrere Stunden wöchentlich auf der virtuellen Piste.
Angesichts der hohen Risiken und Kosten werden virtuelle Trainingsgeräte selbst im Nachwuchs- und Breitensport eingesetzt. Und noch weiter: Selbst in Fahrschulen wird immer häufiger zunächst in Simulatoren geübt.
Übertragen auf den Segelsport könnte von der aktuellen Entwicklung im Bereich virtueller Trainingsmethoden die ganze Bandbreite des Segelns profitieren. Während in der Cup- und SailGP-Welt schon jetzt feststeht, dass auch zukünftig kein Weg am Simulator vorbeiführen wird, ist auch in weiteren Bereichen des Regattasegelns durchaus mit einem Aufschwung zu rechnen.
Sobald ein geeigneter Simulator bezahlbar am Markt ist, liegen die Vorteile auf der Hand: Wintertraining für Nachwuchs- und Kadersportler ohne teure und umweltschädliche Flüge in den Süden, große Zeitersparnis und effektives Schlechtwettertraining für Kinder oder auch die gezielte Vorbereitung auf das kommende Regattarevier.
Eine kleine Revolution könnten derweil die Segelschulen durchleben, auch wenn sich erste Projekte mit virtuellen Schuleinheiten auf dem Wasser noch nicht endgültig durchgesetzt haben. Die bei den unterschiedlichsten Scheinen geforderten Manöver zunächst im Simulator zu verstehen und zu verinnerlichen würde insbesondere vielen Segelneulingen den Einstieg erleichtern. Gleiches gilt für alle anderen zum Saisonstart: Die Hafen- und Rettungsmanöver noch einmal auffrischen? – Kein Problem!
Denn auch bei einer sehr steilen Entwicklungskurve der Technologie wird der Simulator im optimalen Fall bei allen Einsatzzwecken eine Ergänzung bleiben und soll keinesfalls die Tage auf dem Wasser nehmen. Im Gegenteil: Holt man sich im Winter das Boot virtuell ins Wohnzimmer, hat man nicht nur ein tolles Programm für trübe Tage, sondern bleibt frisch und traut sich während der eigentlichen Saison mehr zu!