80.000 Euro kostet der vom neuseeländischen Team entwickelte AC40-Simulator, für immer noch satte 4.000 Euro jährlich kann die komplexe Software auf den eigenen Rechner geladen werden. Ab sofort ist dieses Erlebnis – oder zumindest eine Annäherung daran – allerdings vollkommen kostenlos zugänglich.
Das ebenfalls vom Emirates Team New Zealand entwickelte Computerspiel “AC Sailing” kann jetzt bei den Anbietern Steam und Epic Games heruntergeladen werden. Nicht nur grafisch soll es Fans des America’s Cup überzeugen, sondern es bedient sich tatsächlich auch an der Technologie der Profi-Simulatoren. Ausschließlich mit diesem bereiten sich immerhin einige Jugend- und Frauen-Teams, darunter auch die deutsche Kampagne um Paul Farien und Carolina Werner, auf ihren großen Einsatz vor Barcelona vor.
Team New Zealands Technischer Direktor Dan Bernasconi erklärt: “AC Sailing basiert auf der leistungsstarken 'Gomboc'-Physik-Engine, die vom Emirates Team New Zealand entwickelt wurde und von den meisten America’s-Cup-Teams für das Yachtdesign und das Training der Segler verwendet wird.” Das Computerspiel sei das Ergebnis über zehnjähriger Entwicklungsarbeit.
Seit 19 Uhr, haben Segel- und Gaming-Begeisterte, die über einen geeigneten Computer verfügen, die Gelegenheit, “AC Sailing” kostenlos herunterzuladen, um sich selbst ein Bild vom Ergebnis dieser Arbeit zu machen. Bereits um 18:20 startete eine Live-Übertragung auf der Streaming-Plattform Twitch. Zum Auftakt gewährten hier Segelstars wie Ruggero Tita (Luna Rossa Prada Pirelli) und Dylan Fletcher (INEOS Britannia) einen ersten Eindruck vorab und segelten in einem Showmatch gegen Segler aus den Youth und Women’s Kampagnen sowie einen E-Sportler. DSV-Jugendobmann Jonathan Koch, selbst erfolgreicher E-Segler, war als Co-Kommentator mit von der Partie.
Kernbestandteil des Spiels sind neben den One-Design-AC40s, deren Ruder die Spieler in verschiedenen Spielmodi übernehmen können auch reale Segel-Schauplätze wie das Cup-Revier vor Barcelona. Erstgenannte dienen in der realen Cup-Welt nicht nur als Trainings- und Testplattform für die Teams, sondern werden auch im America’s Cup für Jugend und Frauen zum Einsatz kommen.
Mit Fleetraces für bis zu acht Boote wird im Spiel auch ein ähnlicher Regattamodus angeboten. Denn anders als im “großen” America’s Cup werden beim Youth und Women’s AC über mehrere Ausscheidungsrunden zunächst Fleetraces mit sechs Booten gesegelt, bevor es zu einem finalen Matchrace kommt. Auch dieses für den America’s Cup typische Eins gegen Eins soll es in “AC Sailing” geben, das Videospiel dürfte also sehr nah am realen Wettbewerb sein.
Die Rennen sollen auch online stattfinden, Nutzer können ihre Fähigkeiten also gegen Segler aus aller Welt unter Beweis stellen. Daneben soll das Spiel über spezielle Herausforderungen im Einzelspieler-Modus, gezieltes Renntraining sowie über eine Möglichkeit zum freien Segeln verfügen. Für Segel-Neulinge und Anfänger beinhaltet das Spiel außerdem verschiedene Hilfsmittel und ein Tutorial, das in die wichtigsten Aspekte des Segelns einführt. Die Entwickler von “AC Sailing” haben sich somit das ehrgeizige Ziel gesetzt, ein realistisches und packendes Segelerlebnis zu schaffen, das sowohl Einsteigern als auch erfahrenen Seglern gerecht wird.
Denn zeitgleich mit dem Game-Release wurde auch die America’s Cup E-Series angekündigt. Dieses E-Sport-Format wird zunächst allen Spielern zugänglich sein. Über Online-Qualifiers kann man sich einen Platz für das große Finale vor Ort in Barcelona im September sichern. Schenkt man den Worten von Dan Bernasconi Glauben, so kann das eine große Chance sein: “Wir sind der Meinung, dass die besten “AC Sailing”-Spieler das Potenzial haben, im echten Leben auf dem AC40 zu segeln - so wie es die Frauen- und Jugendsegler beim Training für den Youth und Women's America's Cup getan haben.”
Und das vollkommen kostenlos. Zwar wird es In-Game-Käufe geben, allerdings ausschließlich für optische Ergänzungen, die den Spielverlauf nicht beeinflussen. Den vollen Funktionsumfang der Computer-Simulation kann man auch ohne solche Käufe nutzen. Anders als in vielen anderen Spielen ist sogenanntes Pay-to-Win damit ausgeschlossen. Wie in einer One-Design-Klasse üblich muss der Sieg auch auf der virtuellen Regattabahn stattdessen hart erkämpft werden.
Zuletzt gab es beim 32. America’s Cup im Jahr 2007 ein solches Spiel. Allerdings handelte es sich dabei viel mehr um eine Integration in “Virtual Skipper 5”. Auf den mobilen Endgeräten hat sich mit “Virtual Regatta Inshore” in den vergangenen Jahren ein ähnliches Videospiel durchgesetzt. Neben mehr als zehn weiteren Klassen standen bereits beim vergangenen 36. America’s Cup die großen AC75s für Online-Multiplayer-Rennen zur Auswahl. In “Virtual Regatta” werden sogar E-Sailing-Weltmeisterschaften und andere nationale Meisterschaften ausgetragen. Außerdem gibt es eine Offshore-Version, in der beispielsweise The Ocean Race und die Vendée Globe live während des jeweiligen Rennens unter den realen Wetterbedingungen virtuell bestritten werden können.
Für das Spiel “AC Sailing” benötigen Sie mindestens ein Betriebssystem mit Windows 10 64-bit. In Bezug auf die Prozessorleistung sollte Ihr Computer mindestens über einen Intel Core i5-6600 (3.3Ghz) oder einen AMD Ryzen 5 1400 (3.2Ghz) verfügen. Dabei sind 8-GB-Ram-Arbeitsspeicher erforderlich. Ihre Grafikkarte sollte mindestens so leistungsfähig sein wie eine Nvidia GTX 1060 6GB oder eine AMD RX 570 8GB. Außerdem benötigt das Spiel DirectX in der Version 11 und mindestens 10 GB freien Speicherplatz. Zudem ist für das Spiel ein Epic-ID-Konto erforderlich.
Wollen Sie das Spiel in optimaler Qualität genießen, empfehlen die Entwickler folgende etwas höher angesetzten Systemvoraussetzungen: Hier sollte der Computer über 16-GB-Ram-Arbeitsspeicher verfügen und mit einem Intel Core i7-8700 (3.2Ghz) oder einem AMD Ryzen 5 3600 (3.6 Ghz) ausgestattet sein. Bei der Grafikkarte wird für ein optimales Spielerlebnis eine Nvidia RTX 2070 8GB oder eine AMD RX 5700XT 8GB empfohlen. Die Anforderungen an DirectX und den freien Speicherplatz bleiben gleich.