WerkstattWelche Persenning-Reiniger überzeugen im Test?

Torsten Moench

 · 18.11.2024

Wir testen zwölf verschiedene Persenning- und Cabrio-Reiniger
Foto: Torsten Moench
Welche Persenning- und Cabrio-Reiniger überzeugen in der Bootspraxis? Wir testen zwölf Produkte vom Marktführer, über Discounter-Produkte bis zum Noname-Anbieter – mit überraschenden Ergebnissen

Der Slip- oder Krantermin rückt näher, die Polster sind schon seit Wochen im heimischen Keller verstaut und die persönlichen Gegenstände finden Platz im Autokofferraum. Oft bleibt die Persenning oder das Cabrioverdeck, welches jetzt auch schon einige Tage ohne Sonne auskommen musste und dem die Feuchtigkeit der vergangenen Spätherbstnächte im Gewebe sitzt, bis zum bitteren Ende auf dem Boot. Schließlich könnte es ja am Sliptermin regnen und man will sein Boot ja nicht schutzlos den Elementen überlassen.

So kommt es, das Persenninge, Kuchenbuden und Cabrioverdecke oft ungereinigt im Winterlager verschwinden. „Die hängen wir erst mal zum Trocknen auf, gereinigt werden sie dann zum Saisonstart“, höre ich mehr als einen Eigner sagen. Stellt sich nur die Frage, womit? Reicht „milde Seifenlauge und ein weicher Schwamm“, wie es die meisten Verdeck-Hersteller zum Schutz des Gewebes empfehlen? Mitnichten.

In den allermeisten Fällen gesellt sich zur normalen Verschmutzung durch Umwelteinflüsse der unbeliebte „Spack“, im Klartext: Schimmel. Und dem ist mit 08/15-Reinigern in den seltensten Fällen beizukommen. Während reine PVC-Persennige sich in diesem Punkt wenig empfindlich zeigen und der Dreck einfach von der glatten Oberfläche abgewischt werden kann, sind die schickeren Stoffkaputzen unserer Boote in Sachen Spack ein echtes Problem.

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Die Testprodukte

Aus diesem Grund haben wir uns auf dem Reiniger-Markt umgesehen und zwölf Produkte zum Praxistest antreten lassen: Mit von der Partie waren namhafte Firmen wie Yachticon, Nigrin oder Starbrite, aber auch weniger bekannte Produkte wie Simprax oder Ecofy aus diversen Onlineshops bekamen ihre Chance. Als preiswerter Außenseiter trat zudem der W5-Hygienereiniger des Discounters Lidl an, der Konkurrenz das Fürchten zu lehren - ein illustres Testfeld möchte man meinen.

Die Aufgabe

Als Testobjekt wählten wir das Cabrioverdeck eines 6-m-Sportbootes aus ehemals hellem, beigen, textilem Gewebe. Das Verdeck wurde einige Jahre tatsächlich nur mit der oben zitierten „milden Seifenlauge“ oberflächlich gereinigt und wies zudem auf der Innenseite deutliche Schimmelspuren und dunkle Spackflecken auf. Ein Vortest mit Haushaltsreinigern ergab keinerlei sichtbaren Erfolg. Sicherlich hätte an dieser Stelle eine Behandlung mit einem Hochdruckreiniger geholfen, diese Tortur wollten wir aber insbesondere den altersschwachen Nähten unseres Verdeckes ersparen.

So wurde getestet

Bevor die Reiniger ans Werk gehen durften, wurde der Stoff getrocknet, mittels Bürste von losem Schmutz und Staub befreit und die Dachinnenfläche mit Klebeband in zwölf etwa gleichgroße Felder (rund 0,15 qm) aufgeteilt. Die seitlichen Cabrioteile mit den empfindlichen Folienfenstern wurde vorsorglich aussortiert, um sie vor möglicher „Erblindung“ durch „Chemiewaffeneinsatz“ zu schützen.

Sodann wurden die Reiniger gemäß ihren, allesamt deutschsprachigen, Anleitungen auf jeweils eines der Testfelder aufgetragen und mit Schwamm, Tuch oder Bürste eingearbeitet, gegebenenfalls die unterschiedlich langen Einwirkzeiten abgewartet und schlussendlich mit reichlich klarem Wasser abgespült.

Während die chlorhaltigen Produkte wie der Yachticon Schimmel und Stockflecken-Entferner oder der Lidl-W5-Reiniger schon nach wenigen Minuten ihre chemische Wirkung zeigten, traten die Reinigungseffekte der anderen Produkte erst nach vollständiger Trocknung zutage.


Die Persenning-Reiniger im Detail

AVT

Persenning-Reiniger: AVTFoto: Torsten Moench

Mellerud

Persenning-Reiniger: MellerudFoto: Torsten Moench

Eco: Fy

Persenning-Reiniger: EcoFoto: Torsten Moench

Nigrin

Persenning-Reiniger: NigrinFoto: Torsten Moench

Ultramar

Persenning-Reiniger: UltramarFoto: Torsten Moench

Ultramar

Persenning-Reiniger: UltramarFoto: Torsten Moench

Nanoprotect

NanoprotectFoto: Torsten Moench

Simprax

SimpraxFoto: Torsten Moench

Yachticon

YachticonFoto: Torsten Moench

Bio-Chem

Bio-ChemFoto: Torsten Moench

Starbrite

StarbriteFoto: Torsten Moench

Yachticon

YachticonFoto: Torsten Moench

Die Ergebnisse

Im Einzelnen ergab sich nach 24 Stunden Trocknungszeit folgendes Bild: Gute Ergebnisse erzielten in unserem Praxistest die Produkte Yachticon Schimmel und Stockflecken-Entferner, Nigrin Zeltdachreiniger, der Ultramar Powercleaner und der Vorzelt-Reiniger von Biochem. Die Überraschung im Testfeld war jedoch der Hygienereiniger vom Discounter Lidl. Das W5-Produkt zeigte sich mindestens ebenbürtig mit den Markenprodukten und ist zudem unschlagbar günstig. Wermutstropfen: Obwohl für Textilien geeignet, muss beim W5-Reiniger dazu gesagt werden, dass er den Stoff ausbleicht und deshalb nur für helle Materialien geeignet ist. Eingefärbte Persenninge können an Farbe verlieren. Sind Schimmel- und Stockflecken das Problem, führen Yachticon und W5 das Testfeld jedoch unangefochten an.

Das Mittelfeld bilden die Reiniger Yachticon Segel- und Gewebereiniger, Starbrite Fabric Clean, Mellerud Markisenreiniger sowie der Sail and Kite-Reiniger von Nanoprotect. Sie sind allesamt zur Reinigung geeignet, Stockflecken können diese Produkte jedoch weniger gut entfernen. Die Wirkung der verbleibenden Reiniger ist umgangssprachlich als „mäßig“ zu bezeichnen. Auch sie eignen sich zur Verdeckreinigung, die vorgenannten Produkte sind aber in ihrer Wirkung schlicht besser.

Fazit zum Persenning-Reiniger-Test

Zusammenfassend kann man sagen, dass der Reinigungserfolg maßgeblich von der Art der Verschmutzung abhängt. Wer es mit Stockflecken zu tun hat, kommt um chlorhaltige Produkte nicht herum. Das dabei preiswert nicht gleich schlecht bedeutet, zeigt insbesondere das Discounter-Produkt W 5. Hat man es mit normaler Verschmutzung zu tun, sind die Unterschiede bei den Reinigern weniger groß, als deren Preisdifferenz es vermuten lässt. So ist ein funktionierender Reiniger schon für rund 20 Euro pro Liter zu bekommen. Das man das Verdeck nach einer ausgiebigen Reinigung im nächsten Frühjahr neu imprägnieren sollte, versteht sich von selbst. Gleiches gilt für den umsichtigen Umgang mit den Produkten während der Reinigung. Weder sollten die Reiniger oder das Spülwasser in die Umwelt gelangen, noch sollte man ohne Handschuhe und gegebenenfalls Schutzbrille (Chlorprodukte) arbeiten.


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