TechnikSo tauschen Sie den Motor in 12 Schritten aus

Lasse Johannsen

 · 17.02.2023

Ein neuer Motor muss her: Wir zeigen, wie der Tausch geplant wird, welche Kosten kommen und wie der Umbau ohne Überraschungen klappt
Foto: M. Lorat

Wenn der alte Bootsantrieb gegen einen neuen getauscht werden soll: Was geht wie in Eigenregie, was kostet und wie lange dauert es? Ein Beispiel an Bord einer Sigma 38 von Familie Michalk, die den Motor austauscht

Die Erkenntnis kam schleichend. Der eiserne Mitsegler, seit mehr als 30 Jahren an Bord der Sigma 38 von Familie Michalk, machte immer öfter schlapp. „Die Zuverlässigkeit nahm ab“, sagt Daniel Michalk nüchtern. Eine Saison lang gehören mehr oder weniger intensive Reparaturen noch zur Bordroutine, doch in Vorbereitung einer längeren Sommerreise, der Motor ist wieder einmal in Streik getreten, beschließt der Familienrat, die Reißleine zu ziehen.

„Eine Alternative wäre es gewesen, den Motor generalüberholen zu lassen“, sagt Michalk, das aber wäre nicht ohne einen längeren Nutzungsausfall der Yacht abgelaufen. Überdies ist die Ersatzteillage so schlecht, dass die Operation schwierig geworden wäre und der weitere Betrieb des Motors ohnehin nicht sinnvoll erschien. Nicht ganz leicht fiel die Entscheidung für Fabrikat und Größe der neuen Maschine. „Wir hätten gern die Gelegenheit genutzt und einen Motor mit größerer Leistungsreserve installiert. Und wir träumten auch von Marschfahrt bei niedrigerer Drehzahl als bisher, nicht zuletzt, um mit weniger Kraftstoff auszukommen“, so Michalk.

Der vorhandene Platz auf der Sigma 38 hätte auch einen größeren Motor als den alten Dreizylinder mit rund 30 PS aufgenommen. Allerdings ist die Einbaulage zu beachten, denn es müssen später alle wartungsrelevanten Teile erreicht werden können. Und die sind bei den verschiedenen Fabrikaten ganz unterschiedlich platziert. Wer den Einbau eines neuen Motors plant, muss das beachten, will er später an Wasserpumpe, Filter und Keilriemen herankommen und gegebenenfalls vor der Neuinstallation für entsprechende Inspektionsluken sorgen.

Das gleiche Augenmerk gilt dem späteren Verlauf von Versorgungsleitungen und Anschlüssen. Sie müssen nach dem Einbau ohne enge Radien verlegt werden können. Schließlich gilt es auszumessen, ob der Antrieb passt, etwa der Ausschnitt für den Saildrive richtig positioniert ist oder die Höhe der Welle zum Anschluss an das Getriebe des neuen Motors stimmt.

Sind die Voraussetzungen für einen Einbau gegeben?

Bei Familie Michalk an Bord würden Platz und Einbaulage den erwünschten Wechsel auf einen größeren Motor sogar zulassen. Doch dann, so der Eigner, habe er sich damit beschäftigt, welche Voraussetzungen dafür geschaffen werden müssten. Er prüft, ob der vorhandene Antriebsstrang und sein Propeller ausreichend dimensioniert wären, und kommt schnell auf den Boden der Tatsachen zurück: Die verbaute Welle ist mit ihren 25 Millimeter Durchmesser schließlich der limitierende Faktor. Bei Berücksichtigung ihrer Länge ist mehr Leistung als bisher gar nicht empfehlenswert, findet Michalk heraus.

Der Wechsel auf eine stärkere Welle aber wäre ein aufwändigeres Unterfangen und eher etwas für das Winterlager. Es bedürfte eines neuen Stevenrohrs, neuer Lager und im Fall der Sigma 38 auch eines neuen Wellenbocks unter dem Rumpf und natürlich eines neuen Propellers. Eigner, die sich für eine stärkere Maschine interessieren, sollten sich beim Hersteller des betreffenden Aggregats über die erforderlichen Dimensionen von Propeller, Welle und Getriebe informieren und sich im Zweifel den Rat einer Werft suchen, die Erfahrungen im Einbau von Motoren hat.

Preis-Leistungs-Verhältnis sollte passen

Ist entschieden, welche Merkmale der neue Motor haben soll, folgt die schwierige Wahl des Fabrikats. Michalks haben bei ihrer Entscheidung großen Wert auf das Verhältnis von Preis und Leistung gelegt, die sie an Qualität und Aktualität bemessen. Ähnlich wichtig ist ihnen die Ersatzteillage. „Der Craftsman hat einen Rumpfmotor von Mitsubishi. Und der kommt als Industriemotor weltweit zum Einsatz. Da ist die Ersatzteillage sehr gut“, sagt Michalk.

Der Ausbau der alten Maschine macht keine Schwierigkeiten. Michalk dokumentiert sämtliche Anschlüsse und Installationen mit der Kamera seines Mobiltelefons, um später nachvollziehen zu können, wie es ausgesehen hat. Dann behandelt er sämtliche Schraubverbindungen, die zu lösen sind, über mehrere Tage mit Rostlöser. Später ist an einigen Stellen dennoch Hitze nötig, die er, nach Abschirmen der Umgebung mit Aluminiumfolie, aus der Heißluftpistole gewinnt. Mit dem Mastkran lässt sich der Motor dann problemlos aus dem Schiff hieven.

Nun geht der Eigner daran, den Einbau des neuen Antriebs vorzubereiten. Dafür fertigt Michalk eine Schablone aus einfachem Holz an, an der die vier flexiblen Motorlager millimetergenau so sitzen wie später am Motorblock. Außerdem enthält die Einbauschablone den genauen Punkt, an dem die Welle später mit dem Getriebe verbunden wird, und den Winkel, in dem das geschieht. Sämtliche Abmessungen, die für den Bau der Vorlage erforderlich sind, liefert das Handbuch des Herstellers. Mit der Schablone wird nun das erforderliche Motorfundament geschaffen. Im Fall der Sigma 38 sind zwei einlaminierte Stahlträger vorhanden, auf denen die Motorlager leicht versetzt genauso befestigt werden können wie die alten. Lediglich ein geringer Höhenausgleich wird nach dem Einbau erforderlich sein, der sich an den Lagern selbst einstellen lässt.

Passt der Motor? Bootsbauer in manchen Fällen zurate ziehen

In manchen Fällen ist es zwar möglich, die Motorlager auf dem alten Fundament zu befestigen, aber die anderen Abmessungen des neuen Motorblocks machen es erforderlich, mit Distanzstücken zu arbeiten, die vielleicht eigens nach Maß hergestellt werden müssen. Oder es sind sogar größere Umbauten am Fundament erforderlich. In solchen Fällen ist es ratsam, einen Bootsbauer zurate zu ziehen. Bevor der Motor nun endgültig seinen neuen Platz auf dem vorbereiteten Fundament einnimmt, empfiehlt es sich, die neue Elektrik zu verlegen, weil man gut an alles herankommt, solange der Motorraum leer ist. Ist das Schaltpaneel installiert und der Kabelbaum verlegt, so bleibt neben Plus und Minus von der Starterbatterie später lediglich ein Steckkontakt für den Anschluss des Paneels an den Motor übrig.

Ist eine konventionelle Wellenanlage vorhanden, sollte vor dem Einbau des neuen Antriebs dringend geprüft werden, ob Welle und Klemmflansch zusammenpassen. Im hier beschriebenen Fall hatte die Welle ein leichtes Übermaß, und der Flansch musste vom Schlosser von innen etwas aufgedreht werden. Solche Dinge gilt es, in der Einbauphase zu vermeiden.

Den Motor exakt zur Wellenanlage ausrichten

Ist der große Moment gekommen, und schwebt der neue Motorblock am Mastkran in das Schiff, so ist bei guter Vorbereitung die wesentliche Arbeit bereits erfolgt. Große Sorgfalt erfordert es, den Motor exakt zur Wellenanlage auszurichten. Hierbei hilft dem Laien am besten ein Fachmann. Die Anschlüsse der Bowdenzüge für Gas und Getriebe, der Elektrik und Stromversorgung sowie die Leitungen für Kühlwasser, Abgas und Treibstoffzufuhr und Rücklauf sollten bei guter Vorbereitung, in deren Rahmen es empfehlenswert ist, sämtliche alten Schläuche zu ersetzen, keine großen Schwierigkeiten bereiten.

Wenn der neue Motor eine andere Drehrichtung oder Leistung mitbringt als der alte, muss der Propeller ersetzt werden. Oder es ist, wie bei den Michalks, ein Faltpropeller verbaut. Für den lieferte der Hersteller zwei neue Blätter, die sich ohne großen Aufwand montieren ließen. Als Resümee lässt sich festhalten, dass sich die Kosten des Einbaus im besten Fall vollständig sparen, zumindest aber auf die Hilfe von Fachleuten bei einzelnen Montageabschnitten reduzieren lassen.

Der zeitliche Aufwand ist jedoch erheblich. Für den Ausbau der alten Maschine hat Daniel Michalk zwar nur rund sechs Stunden netto benötigt. Die waren aber auf mehrere Tage verteilt wie auch die Vorbereitung des Einbaus des neuen Antriebs, für die mindestens noch einmal die gleiche Zeit zu veranschlagen ist. Der eigentliche Einbau und Anschluss des neuen Motors ist bei guter Vorbereitung und entsprechendem Geschick an einem Wochenende zu schaffen.


Die Kalkulation im Beispiel

Zeit

  • Ausbau (6 Stunden): Lösen der Befestigung des Motors auf dem Fundament, der Bowdenzüge für Getriebe und Gas sowie der Schläuche für Kühlwasser und Treibstoffzufuhr und Abgasabführung, der Anschlüsse von Batterie und Schaltpaneel, Auskranen des Motorblocks
  • Vorbereitung Einbau (8 Stunden): Eventuell Anfertigung der Montageschablone, Anpassen des Motorfundaments, Tausch der alten Schlauchleitungen
  • Einbau (6 Stunden): Einkranen des neuen Motors, Befestigung des Blocks und der oben aufgeführten Anschlüsse
  • Logistik (4 Stunden): Einkauf von Teilen, Internetrecherche, Organisation der Arbeiten, Unvorhergesehenes

Kosten

  • Motor mit Wendegetriebe: 6.550 Euro. Craftsman Marine 3.27
  • Propeller: 600. Euro Im vorliegenden Fall waren zwei Propellerblätter zu ersetzen, weil die Drehrichtung des neuen Motors eine andere ist als die des alten
  • Einbauteile: ca. 200 Euro. Etwa Schlauchleitungen, Befestigungsmaterial
  • Einbauen lassen: ca. 5.000 Euro. Alternativ ist zu überlegen, den neuen Motor vom Fachbetrieb einbauen zu lassen. Die Kosten werden nach Aufwand berechnet und schwanken erheblich. Ein Kostenvoranschlag gibt Aufschluss
  • Überholung des alten Motors: ca. 5.000 Euro. Diese Kosten gelten ohne Aus- und Einbau

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