Wenn nach einem langen sommerlichen Segeltag der Anker fällt, lassen Mücken meist nicht lange auf sich warten. Besonders bei leichtem Wind und dicht am Ufer vermögen die Blutsauger den schönsten Abend jäh zu beenden. Die Flucht unter Deck kann helfen, doch mit geschlossenen Schotten und Luken wird es im Sommer schnell unerträglich warm – ein Horror. Meistens bleibt es nicht beim Ärger über den unerfreulichen Abend, auch am nächsten Tag können die juckenden Stiche noch stören.
Um das zu vermeiden und den Sommer auch in Gebieten mit vielen Mücken genießen zu können, gibt es diverse Wege und Mittel. Sie lassen sich grob kategorisieren in die Verhinderung von Stichen und die richtige Nachsorge, wenn es mit der Vermeidung nicht geklappt hat.
Interessanterweise werden manche Menschen häufiger gestochen als andere – dies hängt mit ihrem individuellen "Duftprofil" zusammen, das teilweise genetisch bedingt ist. Auch Schweiß spielt dabei eine Rolle: er enthält Milchsäure und andere chemische Verbindungen, die Mücken anlocken. Und auch das individuelle Mikrobiom auf der Haut produziert spezifische Gerüche.
Allerdings stechen nur weibliche Mücken Menschen und andere Wirbeltiere. Der Hauptgrund dafür ist die Fortpflanzung: Weibliche Mücken benötigen die Proteine und Nährstoffe aus dem Blut, um ihre Eier zu entwickeln. Eine einzige Blutmahlzeit ermöglicht ihnen, je nach Art zwischen 50 und 500 Eier zu produzieren. Die meisten weiblichen Mücken nehmen während ihres kurzen Lebens mehrere Blutmahlzeiten auf und durchlaufen mehrere Eiablagezyklen.
Männliche Mücken hingegen ernähren sich ausschließlich von Pflanzensäften wie Nektar und haben keinen Stechapparat.
Die weiblichen Mücken sind mit einem komplexen Stechapparat ausgestattet. Dieser besteht aus mehreren nadelförmigen Mundwerkzeugen (Stiletten), die zusammen den Stechrüssel (Proboscis) bilden.
Beim Stich dringen die Stilette durch die Haut bis zu einem Blutgefäß vor. Durch die Anordnung dieser feinen Strukturen entstehen zwei Kanäle: ein Nahrungskanal, durch den die Mücke Blut aufsaugt, und ein Speichelkanal, durch den sie Speichel in die Wunde injiziert.
Der Mückenspeichel enthält verschiedene Substanzen, darunter Antikoagulanzien (gerinnungshemmende Stoffe), die verhindern, dass das Blut im Rüssel gerinnt. Zusätzlich enthält er Proteine, die vom menschlichen Immunsystem als fremd erkannt werden. Die darauffolgende Immunreaktion mit Ausschüttung von Histamin ist hauptverantwortlich für den typischen Juckreiz, die Rötung und die Schwellung an der Einstichstelle.
Die Stärke der Reaktion variiert je nach individueller Empfindlichkeit und kann von kaum merklich bis zu ausgeprägten Quaddeln reichen.
Sowohl natürliche als auch synthetische Mittel zielen auf den Geruchssinn der Mücken ab. Mücken werden hauptsächlich vom Kohlendioxid in der ausgeatmeten Luft und von Abbauprodukten aus dem Körperschweiß angelockt. Werden diese Gerüche durch Substanzen überdeckt, die Mücken meiden, kann dies die Stichwahrscheinlichkeit verringern.
Bei den synthetischen Mitteln kommen einem als Erstes Sprays von Autan und Co. in den Sinn. Sie sind nicht nur wirksam gegen Mücken, sondern auch andere stechende Insekten und sogar Zecken. Auf die Haut gesprüht, vertreibt ein spezieller Duftstoff die Blutsauger, der Schutz hält über mehrere Stunden an. Die sogenannten Repellents enthalten häufig Icaridin (Autan) oder DEET (Anti Brumm). Letzteres steht im Ruf der besseren Wirksamkeit, allerdings kann DEET (Diethyltoluamid) zu Hautreizungen führen. Es wird deswegen eher für tropische Gegenden empfohlen.
Im Mittelmeerraum oder der Karibik gibt es Mücken, die Malaria (Anopheles-Mücken) und Dengue-Fieber (hauptsächlich Aedes-Mücken) übertragen können. Deswegen überwiegt dort der Nutzen von Anti-Mücken-Mitteln die eventuellen Nebenwirkungen deutlich. Im Nord- und Ostseeraum sind bisher keine großflächigen Übertragungen gefährlicher Viruserkrankungen durch Mückenstiche dokumentiert. Allerdings kann dieses Thema als Folge des Klimawandels künftig in Nordeuropa an Bedeutung gewinnen. Wärmere Durchschnittstemperaturen könnten die Ausbreitung tropischer Mückenarten begünstigen.
Es gibt auch natürliche Mückenschutzmittel wie ätherische Öle vom Teebaum, die insektenabweisend wirken. Diese sind jedoch weniger effektiv und kürzer wirksam als synthetische Repellents, können in heimischen Gefilden bei geringer Mückenbelastung aber ausreichend sein. Ergänzend kann regelmäßiges Duschen helfen, Schweißgerüche zu reduzieren.
Neben den Produkten zum Auftragen auf die Haut gibt es auch Duftlampen, Räucherspiralen oder spezielle Lampen, die die Mücken anlocken und dann entweder per Stromschlag oder durch starkes UV-Licht töten. Bei Duftlampen sollte genau auf die Bedienungsanleitung geschaut werden, da hier ein Insektizid in der Luft verteilt wird; das kann in hoher Dosis auch für Menschen giftig sein und zu Unwohlsein führen. Die Lampen sind also nichts für den Salon, schon gar nicht auf kleinen Booten. Gleiches gilt für die Räucherspirale. Im Cockpit oder am Strand können diese Produkte aber sehr hilfreich sein.
Bei Mückensprays sollte generell auch der Sonnenschutz nicht vergessen werden. Die richtige Reihenfolge: erst die Sonnencreme; nachdem diese eingezogen ist, das Mückenspray. Zu schnelles Einsprühen nach dem Auftragen des UV-Schutzes kann die Wirkung der Sonnencreme zunichte machen. Nach dem Baden sollte dann beides aufgefrischt werden.
Unter Deck gibt es einen einfacheren Weg, die Plagegeister am Eindringen zu hindern: engmaschiges Netzmaterial vor Luken und Niedergang. Auf vielen Yachten sind schon Mückennetz und Verdunkelung als Rollo im inneren Rahmen des Luks integriert; die Teile lassen sich aber auch nachrüsten, die Ausrüster bieten sie als Rahmen an. Diese sind mit Preisen bis zu mehreren hundert Euro aber auch recht teuer. Bei Nichtgebrauch müssen diese Rahmen mit Netzmaterial oft separat weggeräumt werden, da sie nicht einfach mit aufgerollt werden können.
Noch simpler im Gebrauch und auch günstiger sind Netze, die über Luken oder sogar den Niedergang gestülpt werden. Auch diese Netze werden von Ausrüstern in gängigen Größen angeboten. Manchmal bildet ein am unteren Rand eingenähtes Zugband den Abschluss, es gibt aber auch Netze mit Blei im Saum. Das Bleisorgt dafür, dass die Ränder gut aufliegen und keinen Spalt für Mücken lassen.
Die günstigste Methode hier ist Netzmaterial und selbstklebendes Klettband aus dem Baumarkt. Das Netz wird dann passend zugeschnitten und rund um Luk oder Niedergang befestigt. Neben dem Nachteil, dass diese Lösung vielleicht etwas provisorisch wirkt, leidet sie auch unter ständigem Öffnen und Schließen. Dafür ist der Preis unschlagbar niedrig.
Wenn Vorluk, Aufbaufenster und Niedergang gegen die Mückeninvasion geschützt sind, muss sich die Crew zumindest in der Nacht nicht mit den Blutsaugern, dem nervigen Summen und den lästigen juckenden Stichen auseinandersetzen.
Es ist dennoch hilfreich, vor dem Schlafen zu schauen, ob nicht doch eine Mücke mit unter Deck geschlüpft ist. Dann kann eine simple Fliegenklatsche nützlich sein.
Auch ein Mückenvernichter kann unter Deck betrieben werden, da er kein Gift verteilt. Er erzeugt per Ventilator einen Luftstrom, der die Mücken einsaugt und sie dann per UV-Licht oder Stromschlag tötet.
Auch wenn der Mückenstich bereits passiert ist, gibt es wirksame Maßnahmen zur Linderung. Durch kontrollierte Wärmeanwendung können die Proteine im Mückenspeichel, die für den Juckreiz verantwortlich sind, denaturiert werden. Dies lindert den Juckreiz und kann Schwellungen reduzieren.
Hierfür gibt es spezielle Produkte aus der Apotheke, sogenannte Insektenstich-Heiler oder Wärmestifte (wie z. B. Bite Away oder Heat It). Diese erhitzen eine kleine Kontaktfläche auf etwa 50-60°C für wenige Sekunden. Die kurzzeitige Wärmeanwendung kann etwas unangenehm sein, ist aber für die meisten Erwachsenen gut erträglich. Einige moderne Geräte bieten Smartphone-Steuerung mit anpassbaren Einstellungen, beispielsweise niedrigere Temperaturen oder kürzere Anwendungszeiten für Kinder.
Im Gegensatz zur Wärmebehandlung wirken kühlende auf andere Weise. Sie kühlen die Hautstelle und reduzieren die Histaminwirkung. Deshalb Direkt nach dem Stich kaltes Wasser oder eine Kühlkompresse anwenden.
Antihistaminika wie Dimetindenmaleat (in Fenistil) blockieren die Histamin-Rezeptoren und können dadurch Juckreiz und allergische Reaktionen deutlich abmildern. Auch Hydrocortison-haltige Cremes können bei stärkeren Reaktionen helfen. Natürliche Mittel: Aloe vera-Gel, verdünnter Apfelessig oder Teebaumöl wirken bei manchen Menschen lindernd. Rollstifte mit Ammoniak: Neutralisieren den Mückenspeichel und können schnell Juckreiz lindern.
Das Kratzen verstärkt die Entzündungsreaktion und erhöht das Infektionsrisiko, wenn aus einem kleinen Einstich eine größere offene Hautstelle wird. Später kann die Schorfbildung zu zusätzlichem Juckreiz führen.
Bei sehr starken Reaktionen sollte ein Arzt aufgesucht werden.
Neben all den bereits erwähnten Maßnahmen können auch die Törnplanung und ein gutes Zeitmanagement dafür sorgen, dass die ganz großen Mückenschwärme umgangen werden. Wenn eine Nacht vor Anker geplant ist und am Strand gegrillt werden soll, empfiehlt es sich, damit nicht zu spät zu beginnen. Tagsüber verbergen sich die Stechmücken an Orten, wo es feucht und kühler als im direkten Sonnenlicht ist. Sobald die Sonne untergeht oder im Norden die sehr lange Dämmerung einsetzt, kommen die Mücken aus Wiesen und Schilfgürteln. Wer das Grillen dann schon beendet hat, kann jederzeit an Bord hinter die mit Mückennetz bewehrten Luken fliehen.
Auch der Anker sollte nicht zu spät fallen. Dann geht es ins Wasser. Das ist sowieso eine willkommene Abkühlung – und es wäscht den Schweiß ab, der die Mücken besonders anzieht. Jetzt wird erst Sonnenschutz und nach etwa zehn Minuten Mückenspray aufgetragen. Danach den Grill ins Dingi laden, und es geht rüber an den Strand.
Wenn die Sonne tief steht und der Schwarm anrückt, ist man schon fertig mit Grillen und kann, solange das Mückenspray noch wirkt, am Strand sitzen und den Sonnenuntergang bewundern oder sich an Bord verholen. Wenn es nicht ganz windstill ist und der Ankerplatz nicht direkt in Ufernähe gewählt wurde, kann das in Verbindung mit einer Räucherspirale schon reichen, um die Mücken fernzuhalten.
Noch mehr Ankertipps finden Sie in unserem dreiteiligen Anker-Special.
Schutz gewähren kann auch lange Kleidung, die Arme und Beine bedeckt und dick genug ist, um die Mücke am Zustechen zu hindern. Hilft das alles nicht, geht es unter Deck, hinter die Netze.
Gerade auf kleinen Booten spielt sich das Leben aber grundsätzlich im Cockpit ab. Zudem ist es verlockend, etwa mit einem Jolli direkt neben dem Schilf am Strand zu beachen. Das ist natürlich genau der Lebensraum der Stechmücken. Dann kann ein großes Moskitonetz zum Aufhängen eine sehr sinnvolle Ergänzung im Reisegepäck sein. Es nimmt wenig Platz weg und ist sehr vielfältig einsetzbar: über der Koje, aber auch im Cockpit am Baum befestigt oder sogar an Land.
Auf größeren Booten ist die Anschaffung eines derartigen Netzes unbedingt anzuraten. Gibt es etwas Schöneres, als eine lauschige Sommernacht im Cockpit unter freiem Himmel zu verbringen? Damit das aber zum unvergesslichen Erlebnis nicht wegen Hunderter Mückenstiche wird, einfach das Netz an Großbaum oder Dirk anbändseln. Das feine Gewebe macht den Unterschied zwischen Traum und Alptraum.
Außerdem kann etwa die Heckklappe einer Kuchenbude mit einem umlaufenden Klettband versehen werden. An diesem Lässt sich sehr einfach ein zugeschnittenes Mückennetz befestigen. So kann die Hitze raus, die Mücke aber nicht rein.