AusrüstungKomfort in der Koje – wie man sich bettet

Michael Good

 · 17.03.2023

Im Salon der Biga 242 geht es irgendwie.  Die meisten flexiblen Kojen sind stark  eingeschränkt. Man muss sich mögen, um  hier zu zweit ruhig schlafen zu können
Foto: YACHT/N. Krauss

... so ruht man! Beim Yachtkauf spielt die Größe der Kojen eine entscheidende Rolle. Nicht überall liegt man mit derselben Bequemlichkeit. Wir haben anlässlich des Weltschlaftags eine Übersicht für euch, wie viel Koje es für einen tiefen und erholsamen Schlaf braucht

In diesem Artikel:

Das leichte Schaukeln des Bootes in der nächtlichen Brise, das leise Schmatzen der kleinen Wellen an der Wasserlinie und das einschläfernd regelmäßige Knarzen der Festmacher auf der Klampe – eine Nacht an Bord einer Yacht ist eine unvergleichliche Erfahrung.

Nur: Wer wirklich ungestört und erholsam ruhen möchte, braucht dafür Platz, auch auf einem Segelboot. Die einen mehr, die anderen weniger. Aber ganz egal ob auf einer luxuriösen Blauwasseryacht oder auf einem Kleinkreuzer mit Schlupfkabine: Die Ansprüche der Segler in Bezug auf ein komfortables Übernachten an Bord sind fast immer dieselben.

Dabei unterscheiden sich die Kojen­maße von Boot zu Boot oft erheblich, selbst innerhalb vergleichbarer Längen- oder Konzeptklassen. Warum ist das so?

Wie viel Platz ein Boot unter Deck zur Verfügung stellen kann, ist in erster Linie abhängig von seiner Rumpfform. Es erscheint logisch, dass breite und hochbordige Schiffe innen mehr Volumen bieten als schlanke, flache oder besonders sportliche Typen. Die breiten Hecks und die fülligen Vorschiff-Sektionen der jüngeren Modellgenerationen erlauben es heute speziell den Entwicklern in den Fahrtensegmenten, mit ganz neuen Platzverhältnissen zu arbeiten.

Mehrere Optionen zum Schlafen möglich

So sind Ausbauversionen mit drei Doppelkabinen und immer noch ausreichend großen Kojenflächen jetzt schon unter elf Meter Rumpflänge machbar. Und: Insel­betten im Vorschiff gehörten bereits bei den mittelgroßen Segmenten zum Angebot, wenigstens als Option. Das sind jetzt Standards, die vor Jahren kein Fahrtenboot in dieser Form hätte erfüllen können, und wäre es noch so voluminös gewesen.

Die Abmessungen der Kojen werden einerseits durch das zur Verfügung stehende Volumen bestimmt, andererseits durch die Ein­schränkungen vieler technischer und kon­struktiver Machbarkeiten sowie durch den übrigen Innenausbau. Ein Beispiel dazu: Wie groß eine Vorschiffskoje letztendlich sein kann, wird maßgeblich von der Einbauposition des Hauptschotts bestimmt. Je weiter achtern es platziert ist, desto mehr Platz und Spielraum stehen vorn für die anderen Einbauten zur Verfügung.

Das Schott allerdings steht nicht beliebig im Schiff, sondern entsprechend der Stellung des Riggs, und dieses wiederum gemäß dem berechneten Segeldruckpunkt der Segel­fläche. Und das weiter achtern eingebaute Schott beschränkt wieder die Länge der Salonkojen, sollen diese ihrerseits nicht WC-Raum und Pantry zu sehr schrumpfen lassen oder die Achterkojen übers Vertretbare einschränken. Ein Kampf um Zentimeter.

Die YACHT bewertet bei Bootstests den Komfort in den Kojen nicht nur im Vergleich zum Standard der Klasse, sondern auch bezüglich festgelegter Mindestmaße für durchschnittlich große Erwachsene in Einzel- oder Doppelkojen. Auf den folgenden Seiten stellen wir dazu einige Beispiele verschiedener Kojentypen vor.


Kojen im Vorschiff

Die voluminösen Bugsektionen moderner Konstruktionen erlauben Schlafstätten im Kingsize-Format bereits für die mittleren Längensegmente. Und es werden jetzt auch interessante Alternativen zum herkömmlichen Kabinenlayout im Vorschiff angeboten

Dreieckskoje (Beispiel: Bavaria Cruiser 37)

Die gebräuchlichste Aufteilung für das Vorschiff, insbesondere bei kleineren und mittelgroßen Yachten mit Vorpiek, aber ohne zusätzlichen Segelstauraum oder Skipperkabine. Die Koje ist meist bis weit in den Bug hineingebaut, was jedoch den Fußraum beschränkt. 60 Zentimeter sollten es dort noch sein, damit man sich zu zweit nicht zu sehr einengt. Weil sich die Rumpfform nach oben hin öffnet, ist die Kojenfläche stark abhängig von der Einbauhöhe – je höher, desto breiter wird diese. Mehr als 70 Zentimeter Einstiegshöhe sind aber trotzdem zu viel. Auf Schulterbreite muss die Koje minimal 1,40 Meter aufweisen. Wichtig: Je länger die Koje ausfällt, desto mehr Platz steht am Ende für die Füße bereit.

Dreieckskoje (Beispiel: Bavaria Cruiser 37)
Foto: YACHT/N. Krauss

Inselbett (Beispiel: Beneteau Oceanis 45)

Die Alternative vor allem für größere Yachten mit viel Platz im Vorschiff und einer ausgebauten Vorpiek. Das Inselbett wirkt modern und schick, dazu ist der Einstieg in die Koje einfacher als bei der herkömmlichen Dreieckskoje, weil das Kopfende nach vorn zeigt. Allerdings wird es gerade deshalb auf Schulterhöhe auch oft eng. Inseln im Vorschiff vermessen selten mehr als das wünschenswerte Mindestmaß von 1,40 Metern auf Schulterbreite. Dafür gibt es mehr Platz im Fußraum. Diese Schlafplätze sind aber weniger seetauglich als Dreieckskojen, weil sie seitlich nicht abschließen. Leesegel können gegen das Herausfallen sichern. Sie gehören jedenfalls dazu.

Inselbett (Beispiel: Beneteau Oceanis 45)
Foto: YACHT/N. Krauss

Koje seitlich (Beispiel: Dufour 410 GL)

Ein eher seltenes Layout, das meist auch nur als Option angeboten wird. Platzverwöhnte Schläfer können dabei aber auf ihre Kosten kommen, weil sowohl die Schulterbreite als auch der Fußraum kaum räumlichen Einschränkungen unterliegen und die asymmetrische Anordnung mehr Spielraum zulässt. Mit zusätzlichen Einlagepolstern ließe sich die seitlich angebaute Kojenfläche sogar noch erweitern. Auch bei dieser Anordnung schläft man in der Regel mit dem Kopf nach vorn. Mühsam wird es allerdings für die an der Außenwand ruhende Person, falls sie nachts mal rausmuss. Umständliches Übersteigen ist dann unvermeidbar.

Koje seitlich (Beispiel: Dufour 410 GL)
Foto: YACHT/N. Krauss

Kojen achtern

Die unterschiedlichen Schiffskonzepte bieten für den Innenausbau achtern eine Menge Möglichkeiten, durchaus auch für Individualisierungen. Für viele Boote in mittlerer Größe ist eine Aufteilung mit wahlweise einer oder auch zwei Kabinen machbar.

Eignerkoje (Beispiel: Hallberg-Rassy 43)

Yachten mit Mittelcockpit erlauben ein ungeteiltes Achterschiff mit viel Volumen und mehr lichter Höhe als bei herkömmlichen Booten. In den geräumigen Eignerkabinen prangt deshalb meist ein zentrales Inselbett mit abgerundeten Fußenden. Die Breite der Liegefläche wird vielfach durch die seitlichen Stauräume limitiert, eine Breite von 1,40 Metern bei den Schultern gilt hier jedoch als absolutes Minimum. Unterwegs sind aber ebenfalls Leesegel nötig.

Eignerkoje (Beispiel: Hallberg-Rassy 43)
Foto: YACHT/N. Krauss

Doppelkabine achtern längs (Beispiel: XC-42)

Je breiter ein Schiff am Heck, desto mehr Platz in den Achterkabinen. Die trendigen Kimmkanten (Chines) können das Platzangebot sogar noch um ein paar Zentimeter erweitern. Sind hinten zwei symmetrische Kabinen längs eingebaut, schränkt oft ein mittiger Technikkanal die Kojenbreite ein. Auch die Motorenabdeckung kann störend wirken oder ein Kokerrohr für die Ruderwelle bei kleineren Booten.

Doppelkabine achtern längs (Beispiel: XC-42)
Foto: YACHT/N. Krauss

Doppelkabine achtern quer (Beispiel: Sun Odyssey 331)

Eine asymmetrische Anordnung mit versetztem Längsschott erlaubt auch eine quer eingebaute Koje achtern. Die Breite der Liegefläche ist in der Regel sehr großzügig bemessen, dafür fehlt es aber oft an der Länge. Zwei Meter sollten es auch hier sein.

Doppelkabine achtern quer (Beispiel: Sun Odyssey 331)
Foto: YACHT/N. Krauss

Hundekoje (Beispiel: Biga 242)

Kein Körbchen für den Bordhund, aber eine geeignete Koje für die Freiwache oder für den Navigator auf See. Die Hundekoje ist zwar aus der Mode gekommen, sie findet aber trotzdem immer mal wieder auch bei neueren und kleineren Booten Verwendung. In ihr schläft man allein, und der Einstieg ist eher umständlich. Dafür ist sie seegerecht, auch ohne Leesegel. Die Breite auf Schulterhöhe sollte wenigstens 75 Zentimeter betragen.

Hundekoje (Beispiel: Biga 242)
Foto: YACHT/N. Krauss

Kojen im Salon

Im Salon schläft meist nur, wer in den Kabinen nicht unterkommt. Die zusätzlichen Liegeflächen sind aber dennoch willkommen, vor allem beim Chartern und auch unterwegs.

Sofakoje (Beispiel: Hallberg-Rassy 412)

Die seitliche Couch im Salon bietet sich als zusätzliche Koje bei Vollbelegung an – vorausgesetzt, sie ist dafür lang genug. Wegen der Zugänge zu den Stauräumen unterhalb der Sofas sind die Polsterungen meist mehrfach unterteilt, für den Schläfer kann das störend sein. Eine klappbare Rückenlehne zur Kojenverbreiterung ist aber leider nur auf wenigen Yachten zu finden.

Sofakoje (Beispiel: Hallberg-Rassy 412)
Foto: YACHT/N. Krauss

Sofakoje mit Verbreiterung (Beispiel: Dufour 36)

Die Lösungen für ein flexibles Kojensystem anstelle des U-Sofas oder Dinetten sind vielfältig. Es gibt absenkbare Salontische oder Kojenverbreiterungen mit Einlagepolstern. Was dann oft als „optionale Doppelkoje“ angepriesen wird, erfüllt aber in den meisten Fällen nicht die Mindestmaße. Auch hier schläft man zu zweit erst ab 1,40 Meter Breite entspannt.

Sofakoje mit Verbreiterung (Beispiel: Dufour 36)
Foto: YACHT/N. Krauss

Schlafen oder kuscheln?

Die einen mögen die nächtliche Nähe zum Partner, andere brauchen Freiraum. Wer den erholsamen Schlaf sucht, muss sich arrangieren können.

Übersteigen. Das Problem, wenn man rausmuss: Bei quer oder seitlich angebauten Kojen muss der äußere (oder hintere) Schläfer über den innenliegenden steigen – das kann nerven
Fotos: YACHT/N. Krauss

Hinweis: Die auf den Grafiken angegebenen Maße beziehen sich auf die von der YACHT empfohlenen minimalen Komfort-Standards für die jeweiligen Einzel- oder Doppelkojen. Die als Beispiele aufgeführten Kojen können andere Abmessungen aufweisen. Das Maß „Schulterbreite“ wird ca. 30 Zentimeter unter dem Kopfende ermittelt


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