Woy 26Heißes aus Holz – nachhaltiger Day-Racer getauft

Lasse Johannsen

 · 07.10.2024

Die Woy 26 unmittelbar vor dem Stapellauf
Foto: Woy/Nico Krauss
Bei Jan Brügge Bootsbau – Werft Königstein in Arnis lief am Wochenende der von Martin Menzner konstruierte Day-Racer Woy 26 aus Holz vom Stapel. Die Bauweise wurde in Zusammenarbeit mit der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde entwickelt. Das Projekt wurde bereits mit einem Nachhaltigkeitspreis des Landes Schleswig-Holstein ausgezeichnet.

Mit dem Stapellauf der Woy 26 feierte die 20-Köpfige Crew um Werftchef Jan Brügge gleichermaßen das 8 ½ jährige Bestehen der Werft Königstein und die Eröffnung des neuen Wasserstandortes auf dem Gelände der Schiffswerft Heinrich Eberhardt in Arnis.

Gemeinsam mit Konstrukteur Martin Menzner von Berckemeyer Yacht Design und Professor Dr.-Ing. Alexander Pfriem von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde begrüßte Brügge Vertreter benachbarter Weften und maritimer Betriebe, Arnisser Nachbarn, Freunde und Familien.

Moderne Bauweise mit heimischen Hölzern

„Die Woy entspricht meiner Vorstellung von einem modernen Holzboot,“ so Brügge, der bereits mit dem Bau der „Elida“ bewiesen hat, dass er sich mit seinem Team in dieses Fach bestens eingearbeitet hat. „Holzboote zu segeln macht einfach Spaß, sie haben eine ganz besondere Ausstrahlung, wecken Emotionen und alle, die am Bau beteiligt waren, sind von dem Boot restlos begeistert.“ so Brügge.

Dazu zählt nicht zuletzt der Konstrukteur. „Mein Ziel ist immer, Boote so zu zeichnen, dass man sich nicht langweilt, wenn man hinguckt“, so Menzner vor der Taufgesellschaft, sein im Kran hängendes Design im Rücken. Die Zusammenarbeit mit einer Werft, die sich vornimmt Boote in Holz zu bauen, und das dann auch tatsächlich realisiere, sei etwas ganz Besonderes.

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Alexander Pfriehm, der sich dem Holzbootsbau erstmals durch das 2019 gestartete Forschungsprojekt genähert hatte, betonte, dass das Thema damit völlig neu gedacht worden sei. Herausgekommen sei ein hochfester Werkstoff aus heimischem Holz. „Ich bin mir sicher, wenn da eine Sektflasche gegenknallt, hält der Rumpf das locker aus!“

Stilvolle Taufe, gelungener Stapellauf

Die zerschellte dann jedoch auf der Kielbombe, 1,90 Meter unterhalt der Wasserlinie, auf der das nur 1,12 Tonnen verdrängende Boot bald darauf schwamm. Denn nach der stilvollen Taufe hob ein Kran die in Sunrise-Orange strahlende Woy 26 ins Hafenbecken, von wo aus sie unter großem Applaus und schwarzen Segeln zu einem ersten Jungfern-Schlag auslief, bevor das Ereignis gebührend gefeiert wurde.

In der geschmückten Bootshalle waren die Zeichnungen der Woy 26 und einer geplanten 35-Fuß-Version zu sehen, die sowohl als Racer und Cruiser-Racer konzipiert wurde. Die Werft bietet aber auch individuelle „Woys“ an, die nach Kundenwunsch entwickelt und gebaut werden können.

Nachhaltigkeit als Bauphilosophie

Allen Woy’s (der Name steht für Wooden Yachts) gemeinsam ist, dass sie mit modernen Methoden nachhaltig aus heimischen Hölzern gebaut werden. Das zugrundeliegende Projekt BioBased Boats wurde bereits vor zwei Jahren mit dem Nachhaltigkeitspreis des Landes Schleswig-Holstein ausgezeichnet.

Das in der ersten Woy 26 realisierte Ziel war es, mit neuartigen Verbundmaterialien und Fertigungstechniken die Effizienz im biobasierten Yachtbau zu steigern und so den Schutz von Umwelt und Ressourcen voranzubringen. Realisiert wurde das Projekt in Zusammenarbeit mit der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde.

Radikales Design

Das radikale Design soll diesen Anspruch unterstreichen. Dem jollenartigen Rumpf ist sein Baumaterial von außen nicht anzusehen. Der Blick über Deck trifft dann auf ein unbehandeltes Stabdeck aus Pinie, und naturlackierte heimische Hölzer. Innen zeigt sich die Struktur der aus Nadelholzfurnieren Im Vakuuminfusionsverfahren auf Mallen formverleimten Rumpfschale, die bei außergewöhnlich wenig Gewicht hohe Festigkeit besitzt.

Der 26-Fußer hat ein flaches Unterwasserschiff mit symetrischen Wasserlinien, was, so die Werft, für ein besonders ausgewogenes Segelverhalten sorgen soll. Der Hubkiel mit variablem Tiefgang von 0,8 bis 2 Meter soll es ermöglichen, sportlich zu segeln und anschließend auch flache Buchten anzulaufen. Der T-Kiel bietet dabei größtmögliche Leistung bei geringstem Widerstand und damit optimale Segeleigenschaften am Wind. Die Doppelruderanlage soll volle Kontrolle auch bei viel Lage ermöglichen.

Einfach segeln

Angetrieben wird das Boot von einem hochmodernen, leichten Carbon-Rigg. Der Mast trägt gefeilte Salinge und kommt daher ohne Backstagen aus. Eine Selbstwendefock ermögliche unkompliziertes Kreuzen. Das alles entspreche genau der Philosophie des gesamten Bootes, so seine Macher: Einfach segeln.

Dass das gut funktioniert, zeigten die ersten Testschläge am Wochenende auf der Schlei, bei denen mehr als 15 Knoten Speed erreicht wurden. Jan Brügge ist sich aber sicher: “Da geht noch mehr!”

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