Jeff Bezos’ Yacht125-Meter-„Koru“ segelt!

Sören Gehlhaus

 · 27.05.2023

Testschlag vor Mallorca: Die Crew des 125 Meter langen Stahl-Alu-Schoners setzte drei Gaffelgroßsegel sowie Fock, Klüver und Yankee
Foto: Tom van Oossanen
Den 125 Meter langen Gaffelschoner zog es von Mallorca zum Cannes-Filmfestival, mit Jeff Bezos und seiner neuen Verlobten an Bord. Von einer viel diskutierten Galionsfigur, Wasserwerfern zur Piratenabwehr und Vorsegel-Furlern aus norddeutscher Fertigung

An Jeff Bezos’ neuer Flotte aus 125-Meter-„Koru“ und 76-Meter-„Abeona“ ist kein Vorbeikommen. So entdeckte das YACHT-Schwestermagazin BOOTE EXCLUSIV den Verband zunächst an der Pier des Club de Mar vor Palma de Mallorca und dann vor Anker zu den Filmfestspielen vor Cannes. Während der Passage dürften auch die Segel im Wind gestanden haben. Denn nachdem die niederländische Bauwerft Oceanco Projektvertreter zu Erprobungsfahrten auf der Nordsee an Bord lud, hielten Spotter „Koru“ stets unter Motor fest. Auch vor Mallorca wurde die längste je in den Niederlanden gebaute Yacht zunächst nur bei Ausfahrten ohne Segelkleid dokumentiert. Dann aber wurde das Weiße gehisst, und der 17 Meter breite Stahlrumpf schob endlich Lage.

Aus den drei Bäumen rollte die Crew tatsächlich Großsegel an Gaffelbäumen und drei Vorsegel aus. Die Furler lieferte Reckmann Yacht Equipment aus dem schleswig-holsteinischen Rellingen. Zwei je über zwei Meter lange und 900 Kilogramm schwere Rollreffanlagen sitzen auf dem Klüverbaum, eine weitere auf dem Vordeck. Vor der einjährigen Fertigung vollständig aus Edelstahl waren drei Reckmann-Ingenieure ein Jahr lang mit Planung und Berechnung beschäftigt. Bei vierstelligen Segelflächen ist davon auszugehen, dass die Vorsegel hydraulisch eingeholt werden und ein entsprechendes Aggregat unter Deck arbeitet.

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Mit Galionsfigur und Wasserwerfern

Optisch zeigen sich gewisse Parallelen zu „Eos“, die Barry Diller bereedert. Der US-Medienunternehmer ist ein Freund von Bezos, der wiederum an Bord des 93 Meter langen Lürssen-Seglers gesichtet wurde und sich auch im Interieur an „Eos“ orientiert haben soll.

„Koru“ bedeutet auf Maori, der Sprache von Neuseelands Ureinwohnern, so viel wie „Neuanfang“. Das passt insofern, als der 59-Jährige seiner 53-jährigen Partnerin Lauren Sánchez einen Heiratsantrag an Bord gemacht haben soll. Beide sind geschieden und stammen aus Albuquerque im Bundesstaat New Mexico. CNN berichtete, dass „Koru“ zu diesem Zeitpunkt bereits vor Südfrankreich kreuzte; Paparazzi-Aufnahmen zeigten Sánchez an der Teak-Reling lehnend und im Tender von „Abeona“ mit Verlobungsring an der Hand. Zudem ähnelt die Galionsfigur des Dreimast-Gaffelschoners der ehemaligen Journalistin und Pilotin, die mit eigener Firma Filmproduktionen mit Luftaufnahmen versorgt. Letzte Zweifel aber bleiben, ob sich der US-Milliardär zu solch einer plumpen Geste hat hinreißen lassen.

Offenbar möchte der Amazon-Gründer nicht ausschließlich das nördliche Mittelmeer oder die Karibik befahren, andernfalls hätte er nicht auf die Installation von Wasserkanonen zur Abwehr von Piratenangriffen bestanden. Die polierten Edelstahldüsen werden offen zur Schau gestellt, von „Koru“ mittschiffs auf dem Hauptdeck, auf „Abeona“ stehen sie am Heck. Es sieht nach Exemplaren des schwedischen Maschinenbauers Unifire aus, die auch zum autonomen Bekämpfen von Bränden an Land und auf See – man denke an in Brand geratene E-Auto-Fracht – eingesetzt werden. Das große Modell bewegt maximal 5.500 Liter Wasser pro Minute bis zu 85 Meter weit, kann auch per App über das Smartphone gesteuert werden und durchaus auch feierliche Fontänen bilden.


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