Messen lohnen sich für Werften besonders, wenn sie ihre Yachten tatsächlich vorzeigen können. Bei Superseglern nicht immer leicht umsetzbar. Der Eigner von „Linnea Aurora“ betrat im September 2021 während der Monaco Yacht Show die Truly Classic 128 „Grace III“ der SES-Werft aus Tuzla – und wählte denselben Bauplatz für seine beinahe 40 Meter lange TC 128.
Die Truly-Classic-Linie ist eine Kreation von Andre Hoek. Der Konstrukteur aus dem niederländischen Edam schuf einen Riss, der 1994 ebendiesen Namen auf dem Spiegel trug, 65 Fuß lang war und auch an Pete Townshend ging, den Gitarristen und Songschreiber von The Who. Das Ur-Modell folgte folgendem Schema: lange Überhänge, ausgeprägter Deckssprung, holzverkleidetes Deckshaus und schneller Alurumpf mit modernen Anhängen.
Keiner der Retroklassiker gleicht dem anderen. „Die Idee hinter dem Truly-Classic-Konzept ist, dass Kunden ihre neue Yacht auf einem bestehenden, bewährten Rumpfdesign aufbauen, bei dem die meisten Konstruktions-Entscheidungen bereits getroffen wurden“, erklärt Andre Hoek. Die Truly Classics werden von unterschiedlichen Werften gebaut, mit angepasstem Innen- und Deckslayout, Tiefgang und Segelplan. Das Angebot von Hoek und seinem Team startet mit der Truly Classic 51, zwei Deckshäuser gibt es ab 78 Fuß.
Ein äußerst interessantes Projekt ist die Truly Classic 90, die Shipborn baut. Eine Gruppe von Studenten rüsten einen fertig lackierten Alu-Kasko in Eigenregie und auf einem eigens eingehausten Bauplatz in Utrecht mit Hybridantrieb und vollautomatischer Badeplattform aus.
„Linnea Aurora“ hat neben „Grace III“ drei weitere Schwesterschiffe: Als erste TC 128 entstand „Atalante“ bei Claasen Jachtbouw in den Niederlanden, „Vijonara“ und „Halekai“ fertigte Pendennis in Cornwall. Im Gegensatz zur 39,30 Meter messenden „Grace III“ zeigt „Linnea Aurora“ ein anderes Layout: Die Eignerkabine liegt wie bei der SES-Schwester achtern, allerdings ist auf der jüngsten TC 128 hinter dem Motorenraum noch Platz für eine kleinere Kabine und Lounge. Davor gibt es keinen zweiten Salon auf voller Breite, sondern zwei Gästekabinen, die Galley und den Crewbereich für fünf Köpfe. Zusätzlich zum vorderen Deckshaus mit Tafel für zehn gibt es ein hinteres Deckshaus, das klassisch für die Navigation vorgesehen ist. Mit dem Dekor unter Deck war Daniel Östman aus Stockholm betraut.
Hoek Design informiert, dass „Linnea Aurora“ vor allem für das Segeln mit der Familie konzipiert sei und in der Lage sein soll, schnelle, komfortable Überseepassagen zu meistern und gute Leistung auf der Regattabahn zu zeigen. „Grace III“, die zum Verkauf steht, hat einen 53 Meter hoch ragenden Mast und kommt mit Groß-, Yankee- und Stagsegel auf 794 Quadratmeter Segelfläche.