Sören Gehlhaus
· 29.03.2023
Zur 29. Auflage der St. Barths Bucket wurden 25 Supersegler an drei Tagen über die karibische Mittelstrecke geschickt, und das in Böen von beinahe 30 Knoten. Ein Segelfest, bei dem alle heil blieben
Aufbauten-Silhouetten von 50 Meter langen Flybridge-Seglern verschwinden in Wellentälern, Gischt fliegt wild umher, färbt Teakdecks dunkel ein und legt sich als Unschärfe vor die Teleobjektive der Fotografen. Die 29. Ausgabe der St. Barths Bucket warf nach drei Tagen mit Winden über 25 Knoten die Frage auf: Gibt es eigentlich ein Windlimit für die karibische Kultregatta? Jedenfalls muss es jenseits von 30 Knoten liegen. Und klar ist: Wer für die Bucket meldet, weiß, was Mensch und Material erwartet. Dieses Jahr kamen 25 Supersegler zwischen 28 und 62 Metern in den Hafen von Gustavia. Die Crews hatten in der Vorwoche in leichten Winden trainiert und mussten am ersten Renntag bei Passatwinden zwischen 20 und 26 Knoten um die „The Rock“ genannte Wegmarke Île Fourchue. Tom Whidden, Steuermann auf der mit 28 Metern kleinsten Teilnehmerin „Bequia”, sagte: „Es war wirklich rau, aber wir waren mit der Arbeit der Crew und dem Bootsmanagement zufrieden.“ Der langjährige Taktiker von Dennis Conner und derzeitige CEO der North Technology Group, zu der auch North Sails gehört, fügte schmunzelnd hinzu: „Die Captains sagen dir, dass sie dich umbringen, wenn du etwas kaputt machst, also musst du immer auch Vorsicht walten lassen.“
Eine durchaus dehnbare Formulierung, wie der 44-Meter-Schoner „Columbia“ bewies, der sich mit nahezu voller Garderobe über die 26 Seemeilen schob. Die Stahlreplik aus 2014, die für elf Millionen Euro zum Verkauf angepriesen wird, blieb heil und verewigte sich mit einer Rekord-Krängung von 43,5 Grad im Logbuch. „Columbia“ gewann mit einer sauberen Serie die Gruppe L’Esprit 2, in der die größten Formate wie die 63,40 Meter lange „Athos“ zusammengefasst waren. In der Startgruppe L’Esprit 1, der zweiten Corinthian Spirit Class, patzte „Red Dragon“, eine 52 Meter lange Alloy-Slup, lediglich im letzten Rennen, das sie als Zweite von sieben Yachten beendete. Am Steuerrad stand Eigner Christian Gnotke, der mit seiner Vorgängerin „Bella Ragazza” (Vitters, 43 Meter) bereits dreimal an der Bucket teilnahm und der dieses Jahr den Preis als bester Owner Driver erhielt. In der „Corinthian Spirit“-Klasse wird nach vereinfachtem Handicapverfahren und nicht nach ORCsy-Vergütung gesegelt. Es ist weniger Profi-Crew an Bord und wird auf Gennaker verzichtet.
Es war auch ein Owner Driver, der mit seiner „Nakupenda“ (Danish Yachts, 33 Meter) bei den Les Mademoiselles und auch den begehrten Silbereimer gewann, der dem Event seinen Namen gibt. Gesamtsieger werden nur Yachten mit einer Lüa über 30,50 Meter, die in einer Klasse von drei oder mehr Startern segeln. Zudem kommt es auf die höchste Leistungsdichte an. Die am stärksten umkämpfte Klasse ist jene, in der die Punkte- und Zeitdifferenz zwischen dem Erst- und Drittplatzierten am geringsten ist. „Nakupendas“ Taktiker Stu Ballantyne machte ein Manöver als gewinnbringend aus: „Wir segelten leewärts an der 50-Meter-Perini ,Almyra II‘ und sehr nah an den Felsen vorbei. Unser Navigator sagte, dass es passt, also machten wir es.“
Eng ging es auch in der Königsklasse Les Gazelles zu, wo die Regatta-Ambitionen hochgehalten wurden. Nach dem zweiten Tag lag die 33-Meter-Baltic „WinWin“ durch einen Sieg vor Hasso Plattners „Visione“, die das Auftaktrennen gewann. Doch musste sich der 45 Meter lange Baltic-Bau aus dem Jahr 2002 in der letzten Wettfahrt geschlagen und mit Platz zwei zufriedengeben. „Winwin“-Eigner Kim Schindelhauer, der selbst steuerte, sagte: „Da es unsere erste Regatta seit Covid war, sind wir nur auf vier Trainingstage gekommen, konnten aber schnell große Fortschritte erzielen.“
Für die 40 Meter lange Baltic „Perseverance” war die Bucket die erste Regatta seit Ablieferung vor zwei Jahren. Kapitän Ryan Taylor zeigte sich zufrieden mit dem dritten Platz in der mit sieben Startern größten Gruppe L’Esprit 1: „Wir gingen es ruhig an und legten ein Reff ein. 28 Knoten waren für uns und alle anderen eine Menge! Wir wollen wieder teilnehmen.“ Die J Class wurde nur von „Ranger“ vertreten, was sich laut Veranstalter im nächsten Jahr aber wieder ändern soll. Steuermann Ed Baird resümierte: „Es war sehr schaukelig. Unser J-Riss ist 100 Jahre alt, man muss ständig am Rad drehen, um den Kurs zu halten. Und man darf nicht vergessen, dass ,Ranger‘ für America’s-Cup-Rennen nach Luv und Lee gebaut wurde, nicht fürs Reachen.“
Am Ende landete „Ranger“ auf Rang drei hinter „Meraki“ (Vitters, 50 Meter) und der tadellos gesegelten „Wisp“ (Royal Huisman, 48 Meter). „Wisp“-Taktiker und Bucket-Veteran Peter Holmbergs Fazit lautete: „Unser Team hat an drei Tagen starken Wind und hohe Wellen gemeistert. Es war eine der besten Buckets, mit einer der besten Preisverleihungen, bei der ich je gewesen bin.“ Bleibt zu hoffen, dass Gustavias Hafen zur 30. Edition der St. Barths Bucket Vollbelegung verkündet und die Meldungen wieder auf das Niveau der Prä-Covid-Zeit ansteigen, in der über 35 Yachten um den Eimer segelten.
Hier geht es zu den Ergebnissen der 29. St. Barths Bucket.