Zum Matchrace der besonderen Art traten gewiss keine baugleichen Kontrahenten an. In der Länge unterscheiden sich die Spirit 100 „Gaia“ und die Spirit 111 „Geist“ um 3,30 Meter. Zwischen ihren Stapelläufen liegen 13 Jahre. Die 33,90 Meter lange „Geist“ verließ die Werft mit Sitz in Ipswich im Südosten von England im Jahr 2020.
Am ersten Tag trafen sich die beiden Spirit Yachten im Sandhamn Seglarhotell, dem Sommerdomizil des Königlich Schwedischen Yachtclubs westlichen Schärengarten. Die Eigner beider Yachten haben persönliche Verbindungen zur schwedischen Hauptstadt und wurden bei ihrer Ankunft von der auslaufenden Flotte klassischer Yachten empfangen, die die jährliche Sandhamnsregattan beendeten und den Ton für die Veranstaltung angaben.
Der deutsche Eigner von „Geist“ sagte: „Es war das erste Mal, dass wir die beiden Boote wirklich auf die Probe stellen konnten. Es gibt nicht viele Konkurrenten für eine moderne klassische Yacht, die so schnell ist. Eine Gelegenheit, die ich mir nicht entgehen lassen wollte.“
Unter Leitung des Stockholmer Segelclubs Gamla Stans Yacht Sällskap fanden am ersten Tag drei Küstenrennen auf den Gewässern um Sandhamn statt, im klassischen Matchrace-Format ähnlich wie beim aktuellen America‘s Cup. Die Matchrace-Regeln wurden befolgt, wobei jede Yacht ein Ende der Startlinie zugewiesen bekam, in die Startbox einlaufen und die Startlinie unterqueren musste, um bei freiem Wind an Steuerbord zu sein und die Kontrolle über die erste Amwindstrecke zu übernehmen. Nach engen Rennen bei nahezu perfekten Segelbedingungen holte „Geist“ drei Siege aus drei Rennen am ersten Tag. Als die Sonne über Sandhamn unterging, trafen sich die beiden Teams zu einem traditionellen schwedischen Abendessen, Getränken und Gesang, angeführt von der „Gaia“-Crew im Sandhamn Seglarhotell.
Am zweiten Tag war der Adrenalinspiegel hoch, als die beiden Yachten von der Startlinie zu einer 30-Seemeilen-Passage, die über drei Etappen durch einige der 30.000 Inseln des Stockholmer Schärengartens führte. „Gaia“ kam schnell und zielstrebig von der Linie und gewann den Start von Rennen 4. Sie verteidigte ihren Vorsprung auf dem ersten Schlag, indem sie sich in einem hochintensiven Zweikampf aus Wenden und engen Manövern an die Spitze setzte. Als die beiden Yachten in das Herz der Inseln einfuhren, begann „Geist“ sich trotz der Ortskenntnisse an Bord von „Gaia“ abzusetzen und gewann den Abschnitt.
Im Gegenzug entschied „Gaia“ die zweite und dritte Etappe der Mittelstrecke (Rennen 5 und 6) für sich. Dabei passierte die Spirit 100 auf dem Weg in ihren Heimathafen unter Spinnaker die Zitadelle auf Kastellholmen. Bei der Abschlussparty im Zentrum Stockholms wurde „Geist“ mit vier Siegen zum Gewinnner des ungewöhnlichen Matchraces gekürt. Der „Geist“-Eigner zeigte sich begeistert von dem Format: „Das war unser erstes Matchrace, und wir hatten einige der besten Bedingungen, in denen ich je gesegelt bin: 20-25 Knoten, flache See, offene Gewässer und ein großartiger Wettstreit. Für uns war es ein echter Augenöffner zu erleben, was wir als Team erreichen können. Eine Erfahrung, die ich nie vergessen werde.“
„Gaia“ und „Geist“ entstanden bei Spirit Yachts im britischen Ipswich und galten jeweils zum Zeitpunkt des Stapellaufs als längste Holz-Slup, die seit der J-Class-Yacht „Shamrock V“ in den 1930er Jahren vom Stapel gelaufen ist. Die Risse stammen noch vom Spirit-Konstrukteur Sean McMillan, der von Hand zeichnete und den Fokus auf lange Überhänge sowie klassische Deckssprünge legte und stets auf moderne Anhänge wie Spatenruder und T- oder L-Kiel setzte.
Die Rümpfe baut Spirit nach wie vor in Leistenbauweise, zunächst verkehrt herum. Als Erstes werden die aus formverleimtem Holz gefertigten Ringspanten gestellt, die mit einer zentralen Struktur aus Edelstahl verbunden sind, welche Kiel- und Riggkräfte aufnimmt. Dann werden Längsstringer und Decksbalken eingepasst, bevor die Bootsbauer mit dem Beplanken beginnen. Den Abschluss bilden vier Diagonallagen Furnierleisten, alle mit Epoxid verklebt und unter Vakuum bei 45 Grad Celsius getempert, bevor das Ganze noch mit einer Glasfaserlage beschichtet wird. Eine aufwändige Methode, die höchste Festigkeit bei relativ geringem Gewicht gewährleistet.