CNB 78Wie Solaris die Luxusmarke CNB neu definiert

Jochen Rieker

 · 24.11.2023

Vom Format und Anspruch eine Superyacht, vom Konzept aber ein Schiff für Eigner, die gern selbst segeln – das ist die neue CNB 78, das erste Boot seit Übernahme der Marke durch Solaris vor zwei Jahren
Foto: Nicolas Claris/CNB Yachts
Das beste Mittel gegen November-Blues! Wir waren im Herbst als erstes Fachmagazin auf der neuen CNB 78. Hier die große Fotogalerie der Mini-Maxi-Yacht, die komplett unter der Regie von Solaris entstand und so einige Besonderheiten aufweist

Wessen Begeisterung für Boote nicht am Rahmen des Dispokredits fürs Girokonto endet, kann jetzt unbehelligt weiterlesen. Für diejenigen, die Superyachten für Blasphemie halten, hier eine erste und letzte Warnung: Dieser Text und erst recht die Bildergalerie ist geeignet, schwere Formen von Sozialneid hervorzurufen. Denn die Preisliste der CNB 78 beginnt leider erst bei 3,44 Millionen Euro.

Und das ohne Mehrwertsteuer, ohne Segel, ohne Kohlefaserrigg, ohne Performance-Kiel, ohne hydraulisch ausfahrbare Gangway und auch ohne Tender.

In der Liga luxuriöser Langfahrtyachten gilt der schnöselige, hier aber durchaus treffende Spruch, wonach, wer zuerst nach dem Preis fragt, sich den Spaß ziemlich sicher nicht wird leisten können.

Schon das Dingi – was ein bisschen despektierlich klingt angesichts des Jet-Antriebs und der eigens auf das Mutterschiff abgestimmten Rumpffarbe – liegt nicht weit weg vom Gegenwert des aus zweiter Hand stammenden Elf-Meter-Bootes des Autors, was wiederum in etwa dem Durchschnittswert der Yachten aller YACHT-Leser entspricht, die gebraucht gekauft haben. Dafür taugt das Beiboot aber auch zum Wasserskilaufen.

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Die CNB 78 wird seriell gebaut

Lösen wir uns also von Defizit-Gefühlen, die heute streng genommen schon bei einer Bavaria C46 oder einer Hanse 460 einsetzen können, für die man außerhalb der Metropolregionen locker ein kleines Häuschen bekommt. Wer das hinkriegt, dem macht es die CNB 78 leicht, sie zu lieben – und das selbst dann, wenn man genau hinschaut, auch in die hintersten Winkel.

Mehr aus der Welt der Superyachten:

Anders als unter der Ägide der Beneteau-Gruppe, die die Luxusmarke groß gemacht hatte, vor zwei Jahren aber an Solaris verkauft hat, entsteht die Nachfolgerin der höchst erfolgreichen 76er nicht mehr in teilindustrialisierter Arbeitsweise, sondern “traditionell”. Es werden also nicht große Module mit eigenem Bodensitz vorgefertigt und eingeklebt. Die CNB 78 wird stattdessen seriell gebaut: erst Rumpf, Bodengruppe, Schotten, dann erfolgt der Ausbau.

Dieser Wechsel passt besser zu Semi-Custom-Modellen, bei denen die Eigner innerhalb vorgegebener Layouts individuelle Wünsche berücksichtigt wissen wollen. Und er geht einher mit nochmals größerer Solidität und Festigkeit.

Große Kunst der Superyachten: Schwungvolles Design kann überzeugen

Trotz des weit gespannten Salons segelt die neue CNB 78 bemerkenswert verwindungssteif und praktisch ohne Knarzen oder leises Knistern. Wer auf offener See von der Plicht unter Deck wechselt, wähnt sich in einer anderen, akustisch entkoppelten Welt.

Der Clou ist, dass dabei nie der Bezug zum Meer verloren geht. Im Gegenteil: Die CNB 78 bietet in ihrem erhöhten “Wohnzimmer” nahezu uneingeschränkten Rundum-Blick. Besonders gelungen bei dem von Designer Jean-Marc Viaton gestalteten Interieur: Die seitlichen Scheiben schließen unten bündig mit den Laufdecks ab. So wird der Raum gewissermaßen nach außen erweitert. Ebenso beeindruckend der großzügig verglaste Niedergang, der eine breite Sichtachse nach achtern bietet.

Ein visuelles Element, das sich durchs ganze Boot zieht, sind gerundete Kanten. Man findet sie in der gläsernen Schiebetür, die den Niedergang verschließt, ebenso wie bei den Steuermannssitzen, der Arbeitsfläche in der Pantry oder dem Paravent aus Massivholzstäben, vor dem die Eignerkoje liegt. Selbst im Längsschott zur Steuerbord-Gästekabine ist der Knick weich ausgerundet, und das Furnier folgt dem Schwung ohne erkennbare Stöße. Große Kunst!

Wie segelt sich die neue CNB 78?

Was die CNB 78 sonst noch zu bieten hat, erschließt in Ansätzen die Galerie. Der Wow-Faktor des Briand-Designs ist freilich in natura noch umwerfender. Zumal das Boot auch unter Segeln begeistern kann.

Für seine knapp 50 Tonnen vermittelt es ein feines Gefühl fürs Ruder und lässt sich präzise an der Windkante führen. Ab acht Knoten wahrer Windgeschwindigkeit braucht man den nahezu unhörbaren Diesel nicht mehr, ab zehn Knoten beginnt die CNB wirklich Spaß zu machen. Und ab 15 Knoten will man überhaupt nie mehr woanders sein.

Hier geht’s zu weiteren Informationen und technischen Daten, hier zu CNB Deutschland, Österreich und der Schweiz. In wenigen Wochen folgt dann das ausführliche Porträt in der YACHT.


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