„Captain Arctic“ ist das erste Schiff von Selar. Im Unternehmens-Manifest heißt es: “Wir sehnten uns nach Reisen, nicht nach Urlaub. Nach Expeditionen, nicht nach Kreuzfahrten. Nach Abenteuern, die nicht so aussehen wie das, was wir im Jahr zuvor erlebt haben oder im Jahr danach erleben könnten. Und natürlich wollten wir unsere Welt auf eine Art und Weise erforschen und sehen, die unsere Ökosysteme bewahrt und pflegt.” Gegründet wurde Selar von Sophie Galvagnon, der ersten weiblichen Kapitänin in der Arktis, und den Unternehmern Julia Bijaoui und Quentin Vacher. Das Schiff des Gründertrios soll geräusch-, vibrations- und geruchsfrei fahren und im Vergleich zu anderen Kreuzfahrern der Arktisregion 90 Prozent CO2 einsparen.
Einen großen Beitrag zur Nahezu-Emissionsfreiheit der 70 Meter langen „Captain Arctic“ sollen im Betrieb fünf, 35 Meter lange Flügelmasten leisten, die insgesamt knapp 2000 Quadratmeter Solarzellen bedecken. Das bretonische Start-up Cormoran entwickelte gemeinsam mit dem Konstruktionsbüro Ship-ST ein Alu-Rigg, dessen Segel laut Selar wie bei einem Schweizer Taschenmesser bei Bedarf eingefahren werden. An Flügelrigg-Konzepten arbeiten Inflated Wing Sails, Oceanwings oder diverse Frachtsegler. Cormoran gibt keine Details preis, informiert aber, dass Mechanismus und Material es der mauritianischen Bauwerft CNOI Shipyard ermöglichen das Solarwindsystem mithilfe von Bausätzen vor Ort zu fertigen. Bureau Veritas hat die Flügel bereits zertifiziert, ablegen soll „Captain Arctic” 2026.
Dann sollen im Segelbetrieb zudem die beiden elektrischen Antriebsmotoren über Hydrogeneration Strom erzeugen. Energiesparmaßnahmen umfassen viele Bereiche. Mithilfe von Umkehrosmose möchte man Süßwasser aus dem Meer gewinnen, und ein Aufbereitungsbehälter wandelt schwarzes und graues Wasser in technisches Wasser um. Statt mit energieintensiven Brennstoffkesseln zu heizen, setzt man auf einen Pelletkessel, der Holzpellets recycelten Ursprungs verbrennt. Selar-CEO Sophie Galvagnon kommentiert: „Nach zehn Jahren in der Arktis wurde es für mich unerträglich, weiterhin umweltschädliche Schiffe zu steuern. Ich beschloss, mein Fachwissen dieser gigantischen Herausforderung zu widmen: die Kreuzfahrtindustrie umzugestalten, um die abgelegenen Regionen zu erhalten, die ich so sehr liebe.“
Allerdings werden die Polarreisen von Selar einem kleinen Kreis vorbehalten sein: Der 70-Meter-Segler soll 19 Gästekabinen sowie Restaurant, Bibliothek und eine Sauna mit Eisbadewanne erhalten. Die Innenräume entwarf die schwedisch-französische Designerin Joséphine Fossey als „minimalistische und raffinierte Oasen der Ruhe“ und mit dem Schwerpunkt auf nachhaltige Materialien. Jede Expedition wird von einer handverlesenen Besatzung erfahrener Polarnavigatoren und -forscher geleitet, denen ein wissenschaftliches Labor zur Verfügung stehen wird. Selar verzichtet auf feste Reiserouten und will flexible Abenteuer auf die Beine stellen und die Routen je nach der umgebenden Tierwelt und den Wetterbedingungen zusammenstellen. Zu den ersten Expeditionen soll „Captain Arctic“ vom 3. bis 9. November 2026 aufbrechen. Dann geht es um Tauchen mit Orcas in Norwegen.