Sören Gehlhaus
· 28.06.2024
Als Baltic Yachts „Pink Gin VI“ 2017 erstwasserte, war sie mit 53,90 Metern Lüa die längste Carbon-Slup der Welt. Den Titel trägt die ehemals vom Ottobock-Chef und Mehrheitseigentümer der finnischen Werft Hans Georg Näder bereederte Yacht nach wie vor. Als „Ravenger“ kehrte sie im Herbst 2023 und mit 25.000 Seemeilen im Kielwasser für eine neunmonatige Generalüberholung an ihren Bauplatz im finnischen Jakobstad zurück – und ist länger geworden, wenn auch nur um 1,50 Meter. Durch den Austausch des nicht mehr klassisch runden Bugspriets wuchs sie auf 55,40 Meter an. Der neue Rüssel kommt mit seiner angerauten Oberfläche und hohen Breite einem Steg gleich und gibt den moderneren Gestaltungskurs vor.
Der Werftaufenthalt schloss eben auch ein Umstyling ein, das Jarkko Jämsén leitete. Der Finne kooperierte mit Baltic bereits für „Raven“ und nahm sich mit seinem Team vom finnischen Designstudio Aivan besonders des Deckshauses an. Die Illusion eines umlaufenden Fensterbands gelang auch über das Einschwärzen der vorderen Deckshaus-Streben. Die Flanken des Aufbaus erhielten muskulöse Luftauslässe, der 2022 nachgerüstete Dodger wurde übernommen. Nun spannt sich ein Bimini an filigranen Kohlefaserstangen über die Steuersäulen. Die Ziergöhl ist schwarz und nicht mehr gülden, und die untere Hälfte des Rollbaums wurde im Grau des Rumpfes getüncht, wodurch dieser weniger wuchtig wirkt.
Obwohl die Judel/Vrolijk-Konstruktion im Cruising-Modus regelmäßig 20 Knoten und mehr erreichte, hatte es der neue Eigner auf höhere Segelleistung abgesehen. Am 68 Meter über die Wasserlinie ragenden Carbon-Mast setzt die Crew nun ein Squarehead-Großsegel, das wohl größte der Yachtingwelt. Das quadratische Topp-Profil misst von Kopfbrett zu Achterliek beinahe sechs Meter(!), was den Einsatz von Backstagen mit Deflektoren erforderte. Auf dem Vordeck musste die Kutterfock weichen, und der vordere Furler dreht sich nun unter Deck und erlaubt ein längeres Vorliek der Genua. Um der performanten Segelgarderobe Herr zu werden, ersetzte Baltic alle Deckswinschen durch kleinere, schnellere und leichtere Trommeln von Harken.
Während des Besuchs von der YACHT ging es bunt an Baltics Kaianlage zu. Neben „Ravenger“ waren die roséfarbene Baltic 80 Custom „Emma“ und mit der arktisblauen „Ganesha“ der dritte Baltic 68 Café Racer vertäut. In der benachbarten Halle kam der Rumpf des vierten Café Racers aus der Form. Kurz vor dem Ausdocken war ein 65 Fuß langer Daysailer mit klassischem S&S-Riss oberhalb und modernen Linien unterhalb der Wasserlinie.
Die Auftragslage von Baltic Yachts ist gut. Kürzlich unterzeichneten die Finnen den Vertrag über den Bau eines 37 Meter messenden Blauwasserseglers aus den Rechnern von Malcom McKeon. „Dieser Entwurf zeichnet sich durch Vollcarbonstruktur, Teleskopkiel, ein festes Bimini und einen großzügigen Segelplan aus, der eine hervorragende Allround-Segelleistung gewährleistet“, sagt McKeon. „Das zeitgemäße Außendesign maximiert die Verwendung von Glas im Aufbau und schafft ein helles und offenes Interieur mit 360-Grad-Aussicht aus Deckshaus.“ Die Baltic 121 Custom soll im Herbst 2026 ablegen.
„Dieser Auftrag spielt auf die Hauptstärken von Baltic Yachts an“, sagt Baltics leitender Vizepräsident Henry Hawkins. „Wir haben in den letzten zehn Jahren zwölf Yachten über 100 Fuß Lüa ausgeliefert, alle innerhalb der vertraglichen Gewichtsvorgaben, innerhalb des ursprünglichen Budgets und im Durchschnitt innerhalb einer Woche nach den vertraglichen Lieferterminen. Eine Erfolgsbilanz, auf die wir sehr stolz sind.“
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