Den ersten Zeichnungen ist noch wenig zu entnehmen. Tatsächlich beginnt die Konstruktionsphase in diesen Wochen erst. Der Anspruch aber ist klar und unmissverständlich: “Für uns steht an oberster Stelle, ein Siegerboot zu bauen”, sagte Nielsen gegenüber der YACHT.
Mit dem Auftakt-Modell der neuen Xr-Serie, dem womöglich ein zweites, sehr wahrscheinlich dann kleineres folgen wird, knüpft X-Yachts an die Gründungsgeschichte der Werft in Haderslev an. Schon die frühen X-79 und X-99 waren erfolgreiche Regattayachten; später kamen sehr schnelle One-Tonner, in den 90er-und Nuller-Jahren die IMX-Serie und schließlich mit X-35 und X-41 die bisher jüngsten Racer-Cruiser der Dänen.
Zuletzt aber war wenig zu hören und zu sehen in dem Segment, das einmal den Erfolg und den Ruf der skandinavischen Bootsbauer ausgemacht hat. Grund war die Neuausrichtung der Marke, die mit einem wirtschaftlichen Turnaround einherging.
Unter der Führung von Kræn B. Nielsen und mit Ib Kunøe als Gesellschafter fand die finanziell einige Zeit nah an der Wasserlinie operierende Werft wieder in die Erfolgsspur, was unter anderem der guten Nachfrage nach den mehr aufs schnelle Fahrtensegeln orientierten Yachten der sogenannten Xpure-Linie (X 4.0 bis 5.6) zuzuschreiben war. Diese ging mit der Ausdünnung der sportlichen Xp-Serie einher.
So entstand dann Platz und in gewisser Weise auch Bedarf im Portfolio, die eigene Leistungsfähigkeit wieder unter Beweis zu stellen – was der Gastauftritt auf der ORC-Weltmeisterschaft unterstreicht. Auch ließen Anfragen von engagierten Händlern und Eignern die Führungscrew handeln. Etliche sind inzwischen zu anderen Marken abgewandert, darunter ein so loyaler und begeisterter, zugleich aber anspruchsvoller X-Yachts-Anhänger wie Marc Lichte. Der Design-Chef von Audi segelt zurzeit einen Neubau von J-Boats, ist den Dänen emotional jedoch nach wie vor eng verbunden und soll mit dazu beigetragen haben, dass X jetzt wieder einen Racer/Cruiser entwickelt.
Interessant ist die Positionierung und die Struktur, welche die Dänen gewählt haben. Das zwischen 42 und 44 Fuß große Boot soll bewusst kein One-Design werden, anders als etwa die neue ClubSwan 43, die kommendes Jahr debütiert. “Wir wollen in der Lage sein, die Xr stetig weiterzuentwickeln”, sagte CEO Nielsen.
Dafür baut er ein Netzwerk an Experten auf, die diese Entwicklung begleiten und forcieren. Dazu zählt etwa North Sails, aber auch Max Gurgel als ausgefuchster Experte für die Rating- und Performance-Optimierung. Mit weiteren Hochkarätern der Regattaszene sind die Dänen bereits in Gesprächen. Sie wollen mit zwei Teams angreifen, die werftseitig unterstützt werden: eins in Nordeuropa, eins im Mittelmeer, das bislang eine Domäne von Grand Soleil und Italia Yachts ist.
Bei aller Erfolgsorientierung wird die Xr-Serie jedoch kein kompromissloser Racer, sondern ein “Dual Purpose Design”, wie der Werftchef betont. Für das Interieur sind Plug-in-Module angedacht, die beim Segeln um die Tonnen schnell ausgebaut werden können. Das verbessere die Vermarktbarkeit nach einem mehrjährigen Regatta-Einsatz, weiß Nielsen.
In einem Punkt aber bleibt der Anspruch unverrückbar: Erfolg. “Die neue Xr sollte in der Lage sein, ihre Klasse bei den ORC Worlds zu gewinnen”, sagt er. Man darf also gespannt sein.