Sun Fast 30 One DesignDie ersten Fotos vom spannenden Einheits-Racer

Michael Good

 · 17.08.2023

Zwei Ruderblätter sind hinten am Heck angehängt. Gesteuert wird mit der Pinne
Foto: Multiplast/ J.-M. Liot
Der Prototyp ist fertig und segelt. Jetzt erreichen uns die ersten Fotos vom Probeschlag mit der neuen Sun Fast 30 One Design aus der Kooperation von Multiplast und Jeanneau. Auch die Preise stehen mittlerweile fest

142.500 Euro wird das neue One Design von Jeanneau kosten, das sind 169.575 Euro brutto inklusive 19 % Prozent Mehrwertsteuer, aber noch ohne die Segel, was bei Performance-Booten üblich ist. Der Preis überrascht etwas, wurde doch das Projekt anfänglich mit einem Grundpreis von deutlich unter 100.000 Euro angekündigt. Die generelle Preis-Explosion in der Branche scheint also auch vor diesem Projekt nicht Halt gemacht zu haben.

Gebaut wird die Sun Fast 30 One Design am Band in der Produktion der Groupe Beneteau in Cheviré in der Nähe von Nantes. Der Rumpf, das Deck und die Schotten werden als GFK-Sandwich-Konstruktionen im Vakuum-Infusionsverfahren hergestellt. Ab September 2023 wollen die Franzosen jede Woche ein neues Boot vom Typ Sun Fast 30 fertigbauen und ausliefern. Zum heutigen Zeitpunkt liegen bereits 43 Bestellungen für eine Sun Fast 30 One Design vor. Für ein reines Regattaboot und für den Aufbau einer neuen Einheitsklasse sind diese Zahlen mehr als nur vielversprechend.

Sport und Nachhaltigkeit vereint

Im Standard erhält der neue Einheits-Racer von Jeanneau einen Kohlefaser-Mast vom französischen Hersteller Sparcraft. Das Rigg wird nur mit einem Paar stark gepfeilter Salinge, aber ohne Achterstag ausgestattet – eine eher ungewöhnliche Konfiguration für diese Größe Boot, was zudem ein sehr starkes und steifes Mastprofil erfordert. Für eine dennoch gute Trimmbarkeit sorgen zusätzliche Top-Backstagen, sogenannte Runners. Und: Es können ein leistungsstarkes Großsegel mit Squaretopp und eine relativ weit überlappende Genua gesetzt werden. Wanten aus Dyform mit wenig Dehnung sorgen für einen effektiven Umsatz der Riggspannung.

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Für den Einsatz eines Gennakers ist ein ausziehbarer Bugspriet in einem offenen Kanal ins Vorschiff integriert. Eine genauso einfache wie auch funktionale Lösung, weil damit kein Wasser ins Boot kommt und der Rüssel dennoch flexibel bleibt. Jeanneau baut im Standard einen 10-PS-Einbaudiesel mit Saildrive ins Boot. Als Alternative will Jeanneau auch einen elektrischen Antrieb anbieten. Für den Aufbau einer Einheitsklasse ist es dabei wichtig, dass die Gewichte einheitlich bleiben.

Neben den rein sportlichen Interessen steht aber auch eine ökologisch nachhaltige Bauweise im Vordergrund der Projekts. Alle Komposit-Teile der neuen Sun Fast 30 sollen unter Verwendung von Öko-Harz (Arkema Elium®) laminiert werden. Dieses Harz besteht zu großen Teilen aus bereits recycelten Materialien und ermöglicht den späteren Rückbau und das Wiederverwerten aller Verbundstoffteile (auch Rumpf und Deck) durch striktes Trennen von Fasern und Harz.

Sun Fast 30 One Design: ein spannendes Gemeinschaftsprojekt

Das Projekt fußt auf der Initiative der UNCL, der nationalen Vereinigung der Hochsee-Segler in Frankreich, in Kooperation mit dem RORC (Royal Ocean Racing Club) in England und dem Storm Trysail Club in Amerika. Alle drei Institutionen haben sich mit dem Ziel zum Aufbau einer neuen neuen Regatta-Einheitsklasse um 30 Fuß Rumpflänge zusammengetan. Den dafür ausgeschriebenen Konstruktionswettbewerb hat letztlich das Büro von VPLP in Frankreich erhalten. Und: Der Großserien-Hersteller Jeanneau hat den Auftrag zur Serienproduktion des Racers erhalten und darf das Modell unter seinem Markennamen in sein sportliches Programm Sun Fast integrieren. Die Werft Multiplast, die ursprünglich das Boot hätten bauen sollen, behält die Bauaufsicht und steuert ihre große Erfahrung in der Konzeption und Entwicklung von anspruchsvollen Projekten für den Hochsee-Rennsport bei.

Die Regattaabteilung des Yacht Club de France (YCF) hat zusammen mit Multiplast nun die Regeln für die neue Klassenvereinigung festgelegt. Das Regattaprogramm für 2024 soll in Kürze bekannt gegeben werden. Mehrere Sun Fast 30 haben sich bereits für die zweite Auflage des Cap Martinique Transatlantic Race angemeldet, das am 14. April 2024 von La Trinité sur Mer aus starten wird. Außerdem wird erwartet, dass die ersten Boote der neuen Klasse nächstes Jahr an hochkarätigen Veranstaltungen in Europa wie der RORC Season’s Points Championship in England oder dem Spi Ouest in Frankreich teilnehmen werden. Überdies soll mit der Sun Fast 30 One Design eine Neuauflage des beliebten Etappen-Klassikers “Tour de France à la Voile” in Planung gehen. Die früher so erfolgreiche Serie könnte schon nächstes Jahr wieder stattfinden. Auf Initiative eines privaten Investors, der rund 20 Boote vom Typ Sun Fast 30 One Design bestellt hat, werden kollektive Flotten im englischen Portsmouth sowie in Lorient und Marseille in Frankreich zum Chartern bereitstehen.

Technische Daten Jeanneau Sun Fast 30 OD

  • Konstrukteur: VPLP Design
  • CE-Entwurfskategorie: A4/B5/C6
  • Rumpflänge: 8,99 m
  • Gesamtlänge mit Bugspriet: 10,40 m
  • Länge Wasserlinie: 8,40 m
  • Breite: 2,99 m
  • Gewicht: 2,7 t
  • Tiefgang: 2,00 m
  • Ballast/-anteil: 1,0 t/37 %
  • Segelfläche am Wind: 59,0 m²
  • Segelfläche Downwind: 137,0 m²
  • Motorisierung: 10-PS-Einbaudiesel (Nanni) / Saildrive
  • Kapazität Treibstofftank: 40 l

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