ClubSwan 43Nautors neues Transformer-Modell, vorgestellt in Cannes

Sören Gehlhaus

 · 14.09.2024

Im großen Cockpit stehen die beiden Radsäulen weit vorne
Foto: YACHT/Martin Hager
Die neue ClubSwan 43 im Detail
Die ClubSwan 43 zeigt sich so modular wie keine Swan zuvor. Im Pflichtenheft standen Fahrtensegeln, One-Design-Spaß und Regattaerfolge nach ORC. Für die kleine und deutlich günstigere Schwester der ClubSwan 50 arbeitete die finnische Werft erneut mit Juan Kouyoumdjian

Nautor Swan gliedert das Modellportfolio in zwei Linien auf, ClubSwan und Swan. Regatta und schnelles Cruisen. Die Zweiteilung nahm ihren Anfang, als Leonardo Ferragamo die finnische Werft 1999 übernahm und 2002 mit der Swan 45 und später der ClubSwan 42 starke Einheitsklassen aufbaute. Die ClubSwan 36 und die ClubSwan 80 vertieften die Ausrichtung und grenzten die Sportsparte stärker von den klassischen Schwänen ab. Mit der ClubSwan 43 wagt Nautor erneut die Verquickung beider Linien. Das sorgte schon im Vorfeld für reichlich Wirbel. Erst sollte die CS 43 im Vereinigten Königreich von einer Partnerwerft in 41 Fuß gefertigt werden, dann wuchs das ClubSwan-Projekt auf 43 Fuß und kam an den Stammsitz ins finnische Pietarsaari. Das zeigte, wie wichtig das Projekt für Nautor ist und wie ernst man es mit der ORC-Ausrichtung meint. Denn nun rangiert die über alles 14,59 Meter lange ClubSwan 43 zwischen den ORC-Klassen A und B und lässt die Möglichkeit der Entweder-oder-Meldung.

Rundgang über die neue Clubswan 43

Juan K hatte ein weit gefasstes Pflichtenheft zu erfüllen

Die Vorgabe nach fahrtengerechtem Segeln ging dennoch nicht verloren und mündete in einem weit gefassten Pflichtenheft, das Juan Kouyoumdjian konstruktiv umsetzte. Der Argentinier schuf einen modernen, aber nicht zu aggressiven Riss, der sich von der 2016 zum 50. Werftjubiläum präsentierten ClubSwan 50 abgrenzt: Der Steven verläuft jetzt gerade und geht in ein schmaleres auf ORC optimiertes Vorschiff ohne Chines über. Das Heck der CS 43 läuft wieder breit aus, wenn es oben auch ein wenig einschnürt, aber mit dem bekannt konkaven Bordwandverlauf oberhalb der Kimmkante. Insgesamt sind es weitaus weniger extreme Formen als beim jüngsten Sportschwan, der semi-foilenden ClubSwan 36.

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„Unser Ziel war es, so viel wie möglich zu vereinfachen“, sagt Federico Michetti an Bord der ersten Baunummer in Finnland. Nautors sportlicher Leiter und Produktmanager der ClubSwan 43 ist elfmaliger Weltmeister in verschiedenen Einheitsklassen und führt unter Deck vor, wie das Wohnliche weicht. Die Wandverkleidungen aus Kork lösen sich per Klett, die Deckenpaneele über das Fastmount-Montagesystem. Michetti schätzt, dass zusammen mit Polstern, Tisch (über zwei Schrauben) und den Bettenverkleidungen mehr als 300 Kilogramm von Bord kommen. Dass der Innenraum nicht nur Beiwerk ist, zeigt das Standardlayout mit drei Kabinen, offener Pantry und reichlich Stauraum. Zudem verpflichtete man Lucio Micheletti. Der Mailänder Architekt, Segler und erfahrene Autodesigner modelliert bereits die großen Swans von außen und entwickelte für die CS 43 ein ruhiges, elegantes Interieur, das ohne viel Leder auskommt. Zusätzliche Behaglichkeit bringt das Komfortpaket, das Dieselheizung , Kühl-Gefrierkombination und eine An-Deck-Dusche an Bord enthält.

Vom Race- in den Cruise-Modus mit einigen Handgriffen

Nach Nautors Vorstellung bricht man mit der ClubSwan 43 nach der Regatta zum Familientörn auf. Fürs Fahrtensegeln kommt dann ein Topbeschlag mit Galgen auf den Axxon-Mast aus High Modulus Carbon. Der damit einhergehende Wechsel von Backstagen mit Deflektoren auf Achterstag respektive von Fathead- auf ein kleineres Großsegel erfolgt ohne Mastlegen, sondern per Bootsmannstuhl. Segelfläche spart zudem ein kürzerer Bugspriet mit Ankergalgen ein. Den Tausch des Rüssels und den Einbau einer Ankerwinde (Anschlüsse in Vorpiek vorhanden) erleichtert eine Luke hinter dem Kopfteil der Bugkoje. Das V-Bett war bei Baunummer eins offen, wird aber auch in einer geschlossenen Variante angeboten.

Etwas mehr Aufwand erfordert die Transformation, wenn zuvor statt an einer One-Design-Regatta an ORC-Wettfahrten teilgenommen wurde. Ein Krantermin müsste vereinbart werden, um an die Bombe des L-Kiels zu gelangen. Auf dessen Oberseite lässt sich eine Kompositklappe öffnen, um eine Reihe von Bleizylindern einzusetzen und so dem fehlenden Crewgewicht auf der Kante entgegenzuwirken. Der Hintergrund: Unter ORC werden Konstruktionen bevorzugt, die mit wenig Ballast am Kielende auskommen. Demontiert wird der Kiel über zwei gut erreichbare Muttern vor dem hinteren Tischbein. Das sehr tief gehende, vorbalancierte Einzelruder und die Steueranlage sind gut über zwei Luken erreichbar. Die Plicht läuft im breiten V aus und zeigt verkürzte Duchten für mehr Freiraum an der Großschot-Winsch. Im Cruising-Einsatz soll ein Tisch aus Carbon das Cockpit bereichern.

ClubSwan 43: clevere Lösungen für mehr Ergonomie und Segelspaß

Die Räder setzen ganz außen an und sind um fünf Grad nach vorn versetzt – für besten Blick gen Bug und mehr Kniefreiheit, insbesondere beim Steuern im Sitzen. Der 174 Quadratmeter große Gennaker wird über das Vorluk geborgen und durch den Salon bis nach hinten gezogen, ähnlich wie bei der ClubSwan 80. Ab Werft kommt die ClubSwan 43 mit Rod-Wanten, vier Harken-Winschen und Fallenschlössern für Groß- und Vorsegel. Zwölf Knoten wahrer Wind sollen ausreichen, damit sie ihr eigenes Wellensystem verlässt, der optimale Krängungswinkel liegt bei etwa 20 Grad.

Rumpf und Deck laminieren die Finnen im Vakuum-Infusionsverfahren aus einem Epoxid-Glasfaser-Sandwich mit unidirektionalen Kohlefaserverstärkungen. Im Race-Modus hängt die CS 43 mit 7,5 Tonnen am Kran, eine leere ClubSwan 50 wiegt nur 700 Kilogramm mehr. Bei der 28-fach gebauten großen Schwester setzt Nautor aber auf Carbon-Sprint-Laminat und verlangt 1,4 Mio. Euro. Federico Michetti geht davon aus, dass in fünf Jahren 20 ClubSwan 43 schwimmen; mit Glück treten vier bereits Mitte September beim Rolex Swan Cup vor Sardinien an. Der segelfertige Preis für die mit allen Wassern gewaschene CS 43 beträgt 820.000 Euro.


Technische Daten ClubSwan 43

  • Gesamtlänge: 14,59 m
  • Rumpflänge: 13,10 m
  • Breite: 4,25 m
  • Tiefgang: 2,80 m
  • Gewicht: 7,57 t
  • Großsegel: 78 qm
  • Vorsegel: 48 qm
  • Gennaker: 183 qm
Die ClubSwan 43 mit Regatta-RiggDie ClubSwan 43 mit Regatta-RiggDas Layout mit drei Kojen und offener PantryDas Layout mit drei Kojen und offener Pantry

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