Das Thema Daysailing hat in junger Zeit einen bedeutenden Aufschwung durchlaufen. Das schnelle, unkomplizierte Segelvergnügen für zwischendurch erfreut sich weiterhin einer unvermindert starken Nachfrage. Mal eben zum Boot fahren, die Segel hochziehen und eine kleine Runde drehen, so lautet der wachsende Anspruch einer modernen und mannigfaltig ausgelegten Sport- und Freizeitgesellschaft. Der schnelle, kurzfristige Segelspaß auf Abruf ist so populär wie kaum zuvor.
Dementsprechend hält der Markt eine breite Auswahl an möglichen Plattformen für diese Kategorie der nautischen Begehrlichkeit bereit. Keine andere Gattung von Segelbooten ist so breit aufgestellt wie diejenige der Daysailer. Die Angebote reichen vom kleinen, offenen Kielboot bis zum großen, exklusiven Luxusschlitten. Die konzeptionellen Gemeinsamkeiten sind dennoch klar bezeichnet: einfachstes Handling, reduzierte Bordtechnik, ultimative Einhandtauglichkeit, jedoch ein nur eingeschränkter Nutzen zum Touren – wenn überhaupt.
Die relevanten Vertreter sind aber meist kleinere Boote im Segment zwischen sieben und zehn Meter Rumpflänge. Bekannt geworden sind insbesondere die etablierten Marken wie zum Beispiel Saffier Yachts aus Holland oder Tofinou aus Frankreich. Die beiden Werften werden oft in einem Atemzug genannt, wenn es um typische Daysailer geht. Tofinou gehört mittlerweile zusammen mit Wauquiez zur Firmengruppe von Exel Industries, einem Hersteller von Landmaschinen in der französischen Champagne, der sich mit dem Yachtbau ein weiteres Standbein aufgebaut hat. Produziert werden die Boote von Tofinou aber weiterhin in La Rochelle, wo die Marke mit der ehemaligen Werft Latitude 46 auch ihren Ursprung hat.
Nach einer längeren Entwicklungspause wurde 2019 die Tofinou 9.7 vorgestellt, eine Neuentwicklung in Zusammenarbeit mit Konstrukteur Michele Molino. Jetzt hat die Werft mit der Tofinou 7.9 eine zwei Meter kürzere und einfachere Ausführung davon am Start. Im Unterschied zur größeren Schwester, die mit sechs Kojenplätzen auch als Weekender durchgehen kann, bietet die kleine Tofinou 7.9 keine ausgewiesene Übernachtungsmöglichkeit.
Trotz der modernen Konstruktionsmerkmale mit dem breiten Heck und dem flachen Kielsprung bleiben die Rumpflinien von Molino markentypisch. Das heißt: ausgeprägter Deckssprung mit einem weit nach oben gezogenen Steven, dazu ein auffällig niedriger Freibord. Einen Kajütaufbau gibt es nicht, sondern vielmehr ein umlaufendes Cockpitsüll mit integriertem Niedergang. Wie schon die größere Schwester ist die kleine Tofinou ein ausgemacht hübsches und gefälliges Boot – eine Einschätzung, die selbstredend immer auch dem individuellen Geschmack geschuldet ist.
Im Standard ab Werft erhält die Tofinou 7.9 einen festen T-Kiel mit Bleibombe und knapp 1,70 Meter Tiefgang untergebaut. Dazu kommt ein Einzelruder mit Pinnensteuerung. Als beliebte Alternative für Schiffe dieser Couleur bietet die Werft auch eine Ausführung mit Schwenkkiel an, mit einer Tiefgangvarianz von 0,80 Meter bis 1,94 Metern. Damit kann das Boot bis an den Strand gefahren oder auf dem Trailer über die Rampe ein- und ausgewassert werden. In dem Fall wird das tiefe Einzelruder der Basisversion durch zwei kürzere Ruderblätter am Heck ersetzt.
Schwenkbare Rumpfanhänge dieser Art sind vor allem in Frankreich sehr beliebt und werden oft als Optionen zum Festkiel angeboten, gerade bei kleineren und trailertauglichen Schiffen. Damit bietet Tofinou Vorteile gegenüber vielen Konkurrenzbooten zum Beispiel aus Holland, wo flexible Tiefgänge kaum gefragt sind und weniger angeboten werden. Auch das Testboot steht in der Ausführung mit Schwenkkiel zur Verfügung. Das Aufholen der Ballastflosse geschieht über ein Spindelgetriebe mit der Winschkurbel. Allerdings ist der Vorgang extrem zeit- und kraftraubend. Nicht weniger als 160 Umdrehungen sind nötig, um den Kiel mit Muskelkraft komplett aufzuholen. Eine elektrische Winschkurbel kann dabei helfen. Die Werft arbeitet auch an einer Lösung für eine elektrohydraulische Anlage mit Knopfdruck-Bedienung.
Übrigens: trockenfallen ist auch mit der Tofinou 7.9 nicht möglich. Dafür sind weder der Schwenkkiel noch die Ruderblätter stark genug gebaut. Schade.
Nach dem Durchgang einer Schwerwetterfront gibt es für einen Test vor La Rochelle solide Segelbedingungen mit rund zwölf Knoten Wind. Dazu steht allerdings noch eine alte Dünung in die Bucht, mit gut 1,5 Meter hohen Wellen. Keine einfachen Bedingungen für einen reinen Daysailer. Die Tofinou 7.9 meistert die Prüfung aber mit Bravour. Der schlanke Rumpf mit der weit eingezogenen Wasserlinie arbeitet sich problemlos durch die Wellen. Etwas Wasser kommt dabei zwar über, aber nicht so viel, wie man angesichts des niedrigen Freibords und des komplett fehlenden Kajütaufbaus erwarten müsste. Ausgerüstet mit einem Upgrade der Segelgarderobe, marschiert die kleine Französin hart am Wind mit knapp sechs Knoten voran und wendet dabei über einen Winkel von 90 Grad. Die Leistungswerte sind nicht schlecht, aber auch nicht überraschend gut für ein vergleichsweise leicht gebautes und sportlich ausgerichtetes Boot dieser Größe.
Während das Testschiff mit Schwenkkiel und zwei Ruderblättern hart am Wind sehr ausgewogen segelt und sich prima an der Windkante halten lässt, ist der Vorwind-Kurs mit Gennaker zum Steuern anspruchsvoller. Der schlanke Bug neigt zum Anhängen in den Wellen und zwingt den Rudergänger zu schnellen Kurskorrekturen. Es muss generell viel mit der Pinne gearbeitet werden. Auch zeigt sich, dass das Lenkholz dafür zu kurz ist, was mehr Kraft abverlangt. Mutmaßlich ist das Standardboot mit Festkiel und nur einem Ruderblatt auf den Vorwind-Kursen leichter und feinfühliger zu steuern.
Die Fockschot, die Fallen und alle Trimmleinen sind vom Mastfuß innerhalb vom Süllrand auf zwei Winschen geführt, die mittig im Cockpit auf seitlich eingeformten Podesten stehen. Daran können sowohl der Steuermann im Alleingang als auch die mitsegelnde Mannschaft jederzeit gut und effizient arbeiten. Die Gestaltung entspricht im Wesentlichen einem bei Daysailern weit verbreiteten und oft bewährten Layout. Der Steuermann sitzt vorzugsweise recht bequem auf den hinteren Duchten und greift die Pinne direkt. Er kann aber auch sportlicher hochbords sitzen mit dem Pinnenausleger in der Hand.
Das einfache, achterstagslose Aluminium-Rigg mit einem Paar Salinge vom Hersteller AG+ entspricht der Standard-Spezifikation für das Boot. Ein gleich hoher, aber deutlich leichterer Mast aus Kohlefaser ist als Option erhältlich, schlägt aber mit einem Aufpreis von knapp 20.000 Euro heftig auf das Budget. Nebst einer besseren Segelperformance hat die Carbon-Variante den Vorteil, dass der an Deck stehende Mast über ein Scharnier auch von Hand gestellt und gelegt werden kann, zum Beispiel wenn das Boot über die Rampe ein- und ausgewassert wird. Der unverjüngte Alumast sei dafür zu schwer, sagen die Werftvertreter.
Wer sich für eine Tofinou 7.9 entscheidet, muss wählen, ob er das Boot mit einem Elektro-Podmotor vom Hersteller Temo mit 3 kW Leistung oder mit dem kleinsten Zweizylinder-Einbaudiesel von Nanni mit 10 PS Leistung und Saildrive-Antrieb ausstatten lassen will. Beide Varianten sind allerdings nur gegen entsprechenden Aufpreis erhältlich, 14.200 Euro werden für die Elektrovariante fällig, 20.900 für den Diesel. Die günstige Variante dazu ist der Außenbord-Motor mit einer entsprechenden Halterung am Heck. Zudem wird die Tofinou 7.9 ab Werft ohne die Segel ausgeliefert. Dafür werden ebenfalls zusätzlich Mehrkosten fällig, je nach Qualität und Umfang der Garderobe.
Dies erklärt auch den im Vergleich mit der Konkurrenz recht günstigen Grundpreis von 98.055 Euro brutto. Rechnet man die Zusatzkosten für Segel und Motor dazu, addieren sich die Ausgaben für das segelfertige Boot rasch auf 120.000 Euro oder mehr, was dann schon wieder eher im Bereich der Konkurrenz liegt.
Ästheten und Individualisten finden mit der Tofinou 7.9 möglicherweise ihre Erfüllung. Das Konzept ist rund, und die Optik stimmt auch.
Attraktiver und trailerbarer Daysailer aus Frankreich mit vielseitigen Einsatzmöglichkeiten. Die Segeleigenschaften sind gut, die Ausstattung ist hochwertig und der Preis konkurrenztauglich
GFK-Sandwich mit PVC-Schaumkern und Polyester-Harz, gebaut mit Vakuum-Infusion. Äußere Schicht laminiert mit Vinylesterharz (Osmose-Barriere). Bodengruppe im Laminataufbau integriert (One Shot)
Ein Aluminium-Mast vom Hersteller AG+ ist Standard ab Werft. Ein leichterer, aber gleich hoher Kohlefasermast ist als Option erhältlich (Aufpreis: 19.680 Euro). Der Preis für den einfachen Satz Dacronsegel (Groß und Selbstwendefock) beträgt 4.115 Euro
In der Grundausstattung für die Tofinou 7.9 ist keine Motorisierung vorgesehen. Der Elektro-Podmotor vom Hersteller Temo kostet 14.200 Euro zusätzlich (inkl. Batterie), den Einbaudiesel von Nanni gibt es für 20.900 Euro optional
Stand 6/2024, wie die ausgewiesenen Preise definiert sind, finden Sie hier!
Tofinou/Exel Yachting; F-1700 La Rochelle; www.tofinou.com