Darauf ist Dennis Hennevanger heute noch ganz besonders stolz: Im Jahr 1999 segelte er zusammen mit einem Freund von IJmuiden in Holland einmal über den Ärmelkanal nach Lowestoft in England, 110 Seemeilen bei ruppigen Bedingungen mit bis zu 7 Beaufort und ausgeprägten Wellen. Dies allein wäre nichts Besonderes, wäre der Untersatz nicht ein offenes und nur gerade 6,50 Meter langes Kielboot gewesen, die Saffier 6.50.
Leichtsinnig könnte man die Aktion nennen, für Werftchef Hennevanger ging es aber vielmehr darum, die Seetüchtigkeit des kleinsten und gleichzeitig ältesten Bootes von Saffier unter Beweis zu stellen. Die Mission jedenfalls ist geglückt.
Nicht weniger als 160 Einheiten des knuffigen Daysailers haben die Hennevangers zwischen 1998 und 2010 gebaut und verkauft. Danach wurde die Produktion eingestellt. Doch die umtriebigen Brüder Dennis und Dean haben sich entschlossen, die Bauformen von seinerzeit nochmals flottzumachen und das Konzept einer gründlichen Überarbeitung zu unterziehen. Seit 2016 ist das kleine Schiff als Saffier SC 6.50 Cruise wieder im Angebot.
Der voluminöse Rumpf mit seinem augenfällig ausgeprägten Löffelbug bleibt dabei unverändert – eine bewährt steife und vor allem auch seetüchtige Konstruktion von Vater Richard Hennevanger. Alles andere ist komplett neu: Das Deck integriert jetzt in seiner Form eine tiefe und geschlossene Cockpitwanne. Damit ist das Boot nicht mehr offen wie das Vorgängermodell, sondern eine geschlossene Konstruktion. Das Rigg ist höher und sieht zudem schon im Werftstandard eine Selbstwendefock vor. Und: Die Rumpfanhänge sind schlanker und dafür tiefer geworden. Der Kiel kommt jetzt in L-Form daher und trägt einen Ballastkörper.
Überdies ist das Boot im Vergleich zum Vorgängermodell leichter geworden. Rund 200 Kilogramm Gewicht hat die Werft mit dem engagierten Modell-Update einsparen können. Die neue SC 6.50 Cruise bringt segelfertig nur noch rund 900 Kilogramm auf die Waage, bei einem Ballastanteil im Bleikiel von stattlichen 44 Prozent.
Größere Segelflächen, weniger Gewicht und dazu effizientere Anhänge – der Kurs der Werft zeigt klar in eine Richtung: Mehr Leistungspotenzial und bessere Segeleigenschaften. Für den YACHT-Test muss die kleine 6.50 bei happig viel Wind beweisen, ob diese Überlegungen aufgehen. Mit wenigstens 20 Knoten bläst es am Testtag auf der Nordsee bei IJmuiden, in Böen deutlich mehr. Außerhalb der Landabdeckung kommt erschwerend eine kurze, unangenehm steile Welle dazu, die dem Seezwerg einiges abverlangt.
Von den anspruchsvollen, fast schon grenzwertigen Bedingungen unbeeindruckt, legt die SC 6.50 Cruise los. Auf allen Kursen segelt das Boot fabelhaft steif und lässt sich gut beherrschen, mit wenig, aber trotzdem spürbarem Ruderdruck. Klasse! Auch wenn es in den Böen mal stark krängt, bleibt das kleine Schiff unbeugsam auf Kurs und zeigt keinerlei Ansätze von Kontrollverlust an der Pinne oder gar Tendenzen zum Sonnenschuss. Mit Selbstwendefock und einem Reff im Großsegel wird eine Geschwindigkeit von rund 5,8 Knoten über Grund bei einem Wendewinkel von 85 Grad erreicht.
Wer gerne aktiv und sportlich segelt, kann sich als Option einen rollbaren, 25 Quadratmeter großen Gennaker dazukaufen, der dann als Wurst an einem kurzen, einschraubbaren Bugspriet aus Edelstahl dauerhaft angeschlagen bleiben kann. Damit kommt das Boot im Starkwindtest immerhin auf deutlich über 8 Knoten. Gleiten kann der reine Verdränger-Rumpf jedoch nicht.
Die Duchten sind 2,25 Meter lang. So können bis zu vier Mitsegler im tiefen Cockpit recht bequem und sehr sicher sitzen. Allerdings: Der voluminöse Rumpf und der ausgeprägte Löffelbug verdrängen eine Menge Wasser, welches schnell als Gischt überkommt. Segeln mit der Saffier SC 6.50 Cruise ist deshalb – zumindest bei viel Wind und Welle – ein ziemlich nasses Vergnügen.
Beim Segeln ist das Handling denkbar simpel. Die Großschot läuft über eine Hahnepotführung auf dem Achterdeck zurück auf eine einfache Klemmbasis in der Mitte des Cockpits. Für die Selbstwendefock steht eine Winsch seitlich am Niedergang zur Schlupfkabine zur Verfügung. Alle Schoten, Fallen und Trimmleinen sind direkt aus dem Cockpit greifbar, was das kleine Boot zudem einhandtauglich macht.
Der einfache, leichte Mast von Seldén lässt sich ganz einfach und mit wenig Aufwand von Hand stellen und legen. Der Mastfuß ist dafür mit einer Einrichtung zum Klappen ausgestattet. Erfreulich ist, dass die Saffier SC 6.50 Cruise schon ab Werft mit einem kräftigen Achterstagspanner ausgestattet wird, mit dem sich der Druck im Großsegel bei viel Wind effektiv kontrollieren lässt.
Wer will oder muss, kann auf der Saffier SC 6.50 Cruise auch mal übernachten. Im Vorschiff ist eine Kojenfläche eingebaut, auf der zwei Personen komfortabel schlafen können. Immerhin ist die Liegefläche zwei Meter lang und auf Höhe der Schultern 1,63 Meter breit.
35.700 Euro kostet die Saffier SC 6.50 Cruise, ein attraktives Angebot im Vergleich. Allerdings muss der Käufer wissen, dass er dafür vorerst nur das sehr bescheiden ausgestattete Standardboot ohne Einbaumaschine und mit einfachen Dacron-Segeln bekommt. Wahlweise ist das Schiff mit einem O-PS-Einbaudiesel oder mit einem Elektroantrieb erhältlich. Die Antriebs-Pakete erhöhen den Kaufpreis aber schon auf 55.630 Euro brutto. Mehr noch: Das sogenannte Custom-Paket mit allen Annehmlichkeiten wie komplett segelfertige Ausstattung mit Segeln, Elektromotor, Persenning, Polster und Antifouling (unter anderem) kostet 76.040 Euro brutto und ist damit mehr als doppelt so teuer wie das Standard-Boot.
Die Idee der Werft, ihrem ersten und kleinsten Schiff ein neues Leben einzuhauchen, ist perfekt und stimmig aufgegangen. Die Überarbeitung ist geglückt, die guten Gene von Saffier blieben erhalten. Die nostalgische Note der Neuen dürfte ihr zudem einige Menge Sympathien einbringen.
Preise Stand 07/2023, wie die ausgewiesenen Preise definiert sind, finden Sie hier!
Kleiner, charmanter Daysailer mit einem starken Fokus auf seetüchtige Segeleigenschaften. Die Bauqualität ist gewohnt gut, die Verarbeitung im Detail ordentlich ausgeführt
Dieser Artikel erschien erstmals in YACHT 15/2016 und wurde für diese Online-Version aktualisiert.
.