Viko S 21 im TestKleinkreuzer im Gewand einer Fahrtenyacht

Michael Rinck

 · 27.08.2024

Moderne Erscheinung, vom Händler gepimpt: Viko S 21 beim Test vor Neustadt
Foto: YACHT/Ben Scheurer
Viko Yachts bietet mit der Viko S 21 einen trailerbaren Kleinkreuzer, der durch viel Raum und ordentliche Segeleigenschaften sowie durch seinen Preis überrascht

Mit der Viko S 21 hat die Werft eine große Yacht im Kleinformat gebaut. Legen Sie einfach mal die Hand so über das Foto oben, dass die Personen im Cockpit abgedeckt sind. Dann entsteht der Eindruck, es handele sich um einen 40-Fußer. Diese Illusion schaffen einerseits die voluminösen Linien, die trotz hohen Freibordes nicht plump wirken, und andererseits die Rumpffenster. Die Viko S 21 ist optisch schon einmal der durchaus ge­lun­gene Kompromiss zwischen maximalem Wohnraum auf kleiner Fläche und einem modernen Erscheinungsbild.

Ruppiges Wetter

Böige 4 Beaufort herrschten in der Neustädter Bucht zum Test des polnischen Kleinkreuzers, Bedingungen, die es einem Schiff dieser Größe schwermachen können. Die Viko schlug sich dabei gut, sie loggte Geschwindigkeiten zwischen 4 und 5 Knoten. Das Boot segelte dabei bereits an der Reffgrenze. Das liegt an dem mächtigen, für Binnenreviere dimensionierten Rigg. Durch aktives Arbeiten mit der Großschot waren die Böen jedoch kein Problem. Das Boot wurde zwar recht luvgierig, auch durch die üppige Segelfläche der Bordwand, ließ sich aber gut kontrollieren.

Das Cockpit liegt sehr hoch, um darunter Platz für eine Koje zu schaffen. Dadurch wird die Lage beim Segeln stärker wahrgenommen. Denn durch das recht breite Heck und die hohe Sitzposition entsteht bei Krängung ein Fahrstuhleffekt, die Crew im Cockpit befindet sich dann relativ weit über dem Wasser. Das ist aber nicht schlimm, im Cockpit sitzt man gut. Die gegenüberliegende Sitzducht bietet den Füßen sicheren Halt. Alternativ sorgt eine Fußstütze im Plicht­boden für Abstützung. Außerdem gibt es als Option Rückenlehnen: Die gepolsterten zylindrischen Stützen werden einfach in das flache Süll gesteckt; ebenso schnell sind sie abgezogen und unter Deck gestaut. Das ist sinnvoll, wenn etwa der Gennaker gesetzt wird – dann sind die ansonsten gemütlichen Lehnen nämlich den Schoten im Weg. Ohne Polster kann die Crew auch gut auf der hohen Kante sitzen.

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Durch die erhöhte Sitzposition und damit recht große Distanz zur Wasserlinie bleiben Segler auf der Viko S 21 auch weitest­gehend von Spritzwasser verschont. Gesteuert wird per Pinne aus Edelstahlrohr. Diese hat einen großen runden Griff wie auf einem Schulungsboot oder größeren älteren Regattayachten. Die Großschot wird in der Plicht geführt und liegt in Reichweite. Die Vorschoten werden mit Winschen auf dem Aufbaudach bedient. Dabei ist die 7er-Lewmar- Winsch an Backbord nicht selbstholend, am Niedergangsschott findet sich eine Klemme. An Steuerbord hingegen ist ein Selftailer vorhanden, da diese Winsch auch zum Aufholen des Kiels genutzt wird.

Das Konzept des Bootes ist klar, André Hochfeld vom Yachthandel Hamburg erläutert: „Mit der Viko S 21 werden Familien angesprochen, keine Regatta- oder Einhandsegler. Das Boot ist auch für Einsteiger gedacht und bietet für 6,50 Meter Länge phänomenal viel Platz unter Deck.“ Außerdem sei der Einstiegspreis von 22.990 Euro unschlagbar günstig. Ein Punkt, den es noch zu prüfen gilt.

Zwei Zimmer, Küche, Bad

Der Weg den Niedergang hinab in die Kajüte beeindruckt. Vier Stufen sind zu nehmen, es geht einen Meter abwärts, bis man den Salonboden erreicht. Wieder kommt das Gefühl auf, dass eigentlich drei Meter Rumpflänge fehlen, weil es sich um eine große Yacht handelt, die etwas gekürzt wurde. Gerade unter Deck wird klar, wie hoch die Bordwände sind. Auch wenn mit 1,65 Meter noch keine Stehhöhe gegeben ist, beeindruckt das Raumgefühl für 21 Fuß Bootslänge.

Die Liegefläche im Bug ist nicht abgeteilt, alles ist offen. Auch die quer eingebaute Koje unter dem Cockpit ist gut erreichbar, wenn man sich am Pantryblock vorbeischiebt. Die Niedergangstreppe kann mit einem Handgriff entfernt werden, um hier mehr Platz zu schaffen. Im Salontisch befindet sich der aufholbare, 1,40 Meter tief gehende Kiel. Und es ist kaum zu glauben: Es gibt sogar einen WC-Raum. Der ist mit 80 Zentimeter Länge, 90 Zentimeter Breite und 148 Zentimeter Höhe nicht besonders voluminös. Aber auf dieser Bootsgröße zählt schon das Vorhandensein. Und mit einem kleinen Bull­auge besteht sogar die Möglichkeit zu lüften.

Im übrigen Innenraum geschieht das über Vorluk und Niedergang. Licht dringt auch dank der Rumpffenster reichlich nach unten. Bei der getesteten Version der Viko S 21 sind die vorderen Rumpffenster echt, die achterlichen auf den Rumpf geklebte Folien. Es sind aber als Option auch richtige Fenster erhältlich. Der Rumpf ist ein Polyestervolllaminat mit Innenschale. Diese reicht bis zur Wasserlinie. Das Deck ist als Sandwich mit Schaumkern ausgeführt. Die Ver­arbeitung sieht gut aus, es sind keine Macken zu erkennen. Auch die Holzarbeiten im Salon hinterlassen einen ordentlichen Eindruck.

Knappe Standardausstattung

Wie die Rumpffenster und das Mahagoni­dekor auf dem Salonboden kommen Polster, Beleuchtung, Frischwasser, ein Herd, der separate Toilettenraum und der Hubkiel als Option an Bord; im Standard hängt ein Schwenkkiel unter dem Rumpf. Im Vergleich zum ex­trem günstigen Einstiegspreis erscheinen diese Extras teuer. Hier sind aber mit Flexiteak, Torqeedo, Furlex und Co Markenprodukte im Einsatz, die zum fairen Preis auf der Zubehörliste erscheinen.

Unterbringungsmöglichkeiten für Gepäck sind unter der Bugkoje reichlich vorhanden. Auch ein offener Raum mit Schlingerleiste im Vorschiff ist für schnell zu erreichende Ausrüstung vorgesehen. Hinter der Achterkoje findet sich im Heck noch ein sehr großer Stauraum, der sich über die Schiffsbreite von 2,50 Meter erstreckt. Unter der Koje hält der flexible Tank 40 Liter Frisch­wasser für die Spüle bereit. Und im Pantryblock gibt es noch Platz für Küchenutensilien. Der Salontisch ist mit 120 mal 60 Zentimetern groß genug für vier Personen. An Deck verschwin­den Fender und Leinen in der Backs­kiste an Steuerbord und im Ankerkasten.

Wieder an Deck, zeigt sich, dass der Wind etwas abgenommen hat – der ideale Moment, den Gennaker auszupacken. Die 26 Quadratmeter Tuch werden per Halsleine an den Bugspriet aus massivem Laminat geführt. Dieser fungiert auch als Tritt und ist eine Option. Obwohl uns der Wind etwas im Stich lässt, loggen wir 4,5 Knoten. Als dann die ersehnte Bö kommt, reißt die Klemme der Halsleine vom Aufbaudach. Die beiden Schrauben hatten kaum Halt im Laminat, sie sollten besser durchgebolzt werden – diesen Punkt muss die Werft verbessern. Das Argument, das Boot sei für Binnengewässer gedacht, zieht hier nicht. Denn dort gibt es bekanntlich auch mal Druck und Böen.

Die Auslegung auf windärmere Reviere zeigt sich auch an der recht üppig bemessenen Segelfläche. Im Verhältnis zum Bootsgewicht ergibt sich eine Segeltragezahl von 4,9. Das deutet eigentlich auf ein sehr sportliches Gefährt hin, das ist die Viko S 21 aber nicht. Denn wenn man für zwei Segler plus Gepäck und Ausrüstung 300 Kilogramm einkalkuliert, sinkt dieser Wert auf 4,4. Jedes zusätzliche Kilo wirkt sich im Verhältnis zum leichten Schiff besonders negativ auf die Segeleigenschaften aus. Hier dürfte auch die größte Gefahr lauern: Da viel Platz und Stauraum unter Deck zur Ver­fügung stehen, wird er auch genutzt und das Boot überladen.

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Der Mastfuß ist klappbar, so kann das Rigg einfach gelegt werden

Auf Halbwindkurs loggen wir deutlich über 5 Knoten, hier segelt die Viko S 21 wieder sehr aufrecht. Der Ballast von 300 Kilogramm liefert viel aufrichtendes Moment. Außerdem bringt der breite Rumpf mit flachem Unterwasserschiff von sich aus schon viel Anfangsstabilität mit. Die bei kleinen Booten wichtige Hafensteifigkeit fällt schon beim ersten Schritt an Bord positiv auf.

Kurz vor der Hafeneinfahrt werden die Segel geborgen, alles ist ins Cockpit umgelenkt. Das durchgelattete Großsegel fällt in die Lazy Jacks. Der Torqeedo wird nur runtergeklappt und erwacht durch eine leichte Drehung an der Pinne zum Leben. Vom Cockpit aus ist er im Sitzen erreichbar. So kann ein Manöver auf engem Raum durch Mitführen des Antriebs unterstützt und fast auf der Stelle gedreht werden.

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Unterm Kran wartet auch schon der Trailer, die Viko S 21 soll direkt zum Kunden gehen. Vorher müssen der Mast gelegt und der Kiel aufgeholt werden. Mit der kleinen 7er-Winsch ist das ein Kraftakt, der letztlich aber ohne Probleme abläuft. Es ist lediglich eine Abdeckung aus dem Salontisch zu entfernen, dann kann der Kiel bis unter die Kajütdecke gewinscht werden. Geführt wird er dabei von vier Rollen, nach unten wird er von einem Draht­stropp begrenzt; das ist auch der einzige Anschlag. Der Kiel hat einige Millimeter Spiel und klappert, was sich besonders bei achter­lichem Wind und Welle bemerkbar macht.

Dann wird noch das Ruder hochgeklappt, und es kann gekrant werden. Die knappe Tonne Gewicht wird spielend aus dem Wasser auf den Trailer gehoben, dabei kommen zwei Unterwasserleuchten zum Vorschein, ebenfalls ein Extra. Die kleine Viko will es nicht nur volumenmäßig mit den ganz Großen aufnehmen.

Die Messwerte zum Test der Viko S 21

Bild 1

Die Viko S 21 im Detail

Der Schwenkkiel ist Standard, der tiefer reichende und seglerisch effizientere Hubkiel kommt als Extra unter den RumpfFoto: YACHT/N. CampeDer Schwenkkiel ist Standard, der tiefer reichende und seglerisch effizientere Hubkiel kommt als Extra unter den Rumpf

Technische Daten der Viko S 21

  • Konstrukteur: Andre Koschel
  • CE-Entwurfskategorie: C
  • Rumpflänge: 6,50 m
  • Breite: 2,50 m
  • Tiefgang: 0,50–1,40 m
  • Gewicht: 0,95 t
  • Ballast/-anteil: 0,3 t/32 %
  • Großsegel: 13,3 m2
  • Rollgenua (105 %): 8,9 m2
  • Maschine (Torqeedo): 1,0 kW/1,4 PS

Rumpf- und Decks­bauweise

  • Rumpf: Volllaminat mit Innenschale
  • Deck: Sandwich mit Schaumkern

Preis und Werft

  • Grundpreis ab Werft: 22.990 Euro brutto inkl. 19 % MwSt.
  • Garantie/gegen Osmose: 2/2 Jahr

Stand 08/2024, wie die ausgewiesenen Preise definiert sind, finden Sie hier!

Werft

Vertrieb

Yachthandel Hamburg, Jacobsrade 38–40, 22962 Siek, www.viko-hh.de

YACHT-Bewertung der Viko S 21

Die Viko S 21 ist ein gut gelungener Kompromiss zwischen großem Raumangebot, moderner Optik und ordentlichen Segeleigenschaften. Zudem ist der Preis sehr attraktiv, auch wenn zum törnbereiten Boot noch viele Anschaffungen nötig sind

Konstruktion und Konzept

  • + Gelungene Linien
  • + Variabler Tiefgang
  • + Trailerbar

Segelleistung und Trimm

  • + Großes Cockpit
  • - Viel Winddruck auf hoher Bordwand

Wohnen und Ausbauqualität

  • + Sehr viel Platz unter Deck
  • + WC-Raum möglich
  • - Pantry ohne Lüftungsmöglichkeiten

Ausrüstung und Technik

  • + Sehr praktischer Bugspriet
  • - Kleine Winschen
  • - Knappe Grundausstattung

Die Viko S 21 im Video

Dieser Artikel erschien erstmals in YACHT 25-26/2016 und wurde für diese Online-Version aktualisiert.

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