Dieter Loibner
· 14.03.2012
Spirit Yachts baut eine von Sparkman & Stephens konstruierte J-Replik nach einem der Risse, die vor 75 Jahren in der Lade geblieben waren
Die J-Klasse wächst weiter, und zwar mit einer angelsächsischen Kooperation von Spirit Yachts in England und der berühmten US-Konstrukteursfirma Sparkman & Stephens. Und es wird wieder eine Ranger-Replik, die dritte insgesamt. Das neue Schiff wird auf „Cheveyo” getauft werden, ein indianischer Begriff, der grob ins Englische mit „Spirit Warrior” zu übersetzen sei. Die Linien sind laut Presssemitteilung der echten „Ranger” nachempfunden, aber auch wieder nicht ganz. Und das bedarf einer Klarstellung:
„Ranger”, die als die beste J-Klasse aller Zeiten galt, wurde 1936 von Starling Burgess und Olin Stephens konstruiert, unter Mitwirkung des deutschen Designers Henry Gruber, der in den 1930ern für Burgess arbeitete. Das Schiff verteidigte unter seinem Eigner Harold Vanderbilt 1937 den America’s Cup erfolgreich, indem es gegen die von Charles Nicholson gezeichnete „Endeavour II” von Sir Thomas Sopwith deutlich mit 4:0 gewann. Aber von „Ranger" existieren insgesamt sechs Risse, die alle von Stephens im Schlepptank getestet wurden. Die historische und berühmte Ausgabe wurde nach Riss 77C gebaut, der für die relativ geschützten Gewässer vor Newport angeblich besonders gut geeignet war. Von diesem Boot existiert bereits eine Replik, die unter US-Flagge laufende „Ranger” mit der Segelnummer J 5, die 2004 in Dienst gestellt wurde, aber bereits einen ausgiebigen und stark korrektiven Refit hinter sich hat. Dann gibt es einen weiteren Nachbau, der dem Entwurf 77 F folgte, als „Lionhart” 2010 vom Stapel lief und unter holländischer Flagge mit der Segelnummer JH 1 unterwegs ist.
Doch nun hat S&S für „Cheveyo” Riss 77 B aus dem Archiv geholt, und der sei, so die Mitteilung des Hauses, für die Baumethode aus Holz-Komposit, die bei Spirit Yachts gepflegt wird, und für das Segeln bei Offshore-Bedingungen optimiert worden. Man wolle schließlich bei Klassiker-Regatten eine gute Figur machen. Der Rumpf wird auf Edelstahl-Spanten geplankt und mit fünf Komfortkabinen ausgestattet, plus dem Mannschaftslogis für eine achtköpfige Crew. Irgendwie könnte man die Sache als Back to the future charakterisieren, denn weniger soll ja wirklich mehr sein, und das beschreibt S&S-Präsident Bruce Johnson wie folgt:
„Durch die Holz-Komposit-Bauweise wird ‚Cheveyo‘ sich deutlich von den anderen J-Klassen unterscheiden, die in Aluminium gebaut sind”, so Johnson gegenüber YACHT online. „Damit werden wir näher am historischen Original sein, aber nicht auf moderne Werkstoffe wie Epoxid und Fertigungsmethoden verzichten müssen, die eine leichte und steife Struktur erzeugen. Außerdem wird das Boot auf der Wasserlinie von damals schwimmen, also ohne den heute erlaubten zusätzlichen Freibord, womit die benetzte Fläche kleiner wird.” Zusätzliche Vorteile seien die angenehme Holz-Atmosphäre unter Deck und ein deutlich geringeres Rumpfgewicht, was es ermögliche, mehr Ballast in den Kiel zu packen.
Wann gewassert wird, konnte Johnson nicht sagen, nur so viel, dass mit dem Bau bereits begonnen wurde. Eigner der neuen J-Klasse ist ein US-Syndikat von Investoren.
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