Eine Weltumseglung ist stets eine Reise ins Unbekannte. Familie Lohmüller hat das Unbekannte gleich in zweierlei Hinsicht ergründet : Zum einen steuerten die vier mit ihrer „JaJapami“, einer Saba 50 von Fountaine Pajot, seit 2017 fast 40 Länder rund um den Globus an. Darüber hinaus wollten sie möglichst nachhaltig reisen. Sie verzichteten auf den klassischen Schiffsdiesel und entschieden sich für ein elektrisches Antriebs- und Versorgungssystem. Darüber haben wir mit ihnen nach ihrer Ankunft auf Teneriffa gesprochen.
Jana: Naja, die erste Idee war, um die Welt zu segeln. Der Zeitpunkt war gut, weil die Kinder noch klein waren. Und die zweite Idee war, dabei immer nachhaltig zu sein.
Jan-Dirk: Das begann 2015. Wir wohnten in Düsseldorf, ganz in der Nähe der Bootsmesse. Teilweise waren wir jeden Tag dort. So kam die Idee auf, dass man ein Boot auch nachhaltig und grün mit Elektromotoren ausrüsten kann.
Jana: Wenn man eine Biologin und einen Ingenieur zusammensteckt, kommt gerne etwas Grünes dabei heraus. Das ist schon immer in unserem Leben so gewesen.
Jana: Für uns war immer klar, dass wir Familiensegeln wollten. Der Wohnkomfort ist bei Katamaranen einfach viel besser als bei Einrumpfern. Und ganz ehrlich: Es segelt sich toll! Auch vor Anker liegen Katamarane fantastisch ruhig.
Wenn man eine Biologin und einen Ingenieur zusammensteckt, kommt gerne etwas Grünes dabei heraus. Das ist schon immer in unserem Leben so gewesen.”
Jan-Dirk: Nun ja, das war der einzige Anbieter, der ein System, wie wir es wollten, einbaufertig und bereits in mehreren Hundert Ausführungen installiert hatte.
Jan-Dirk: Also, wir haben eine 48-Volt-Batteriebank. Die besteht aus zwölf Super-B-Batterien mit 1.920 Amperestunden. Über einen Konverter wird 12-Volt-Strom erzeugt. Zwei Lithium-Batterien sind Reserve. Geladen wird heute hauptsächlich mit Solarenergie. Unsere Paneele lieferten anfangs 800 Watt. Doch das reichte hinten und vorne nicht, wenn man mit Strom kocht, Wasser heizt und die Wäsche wäscht. Mittlerweile haben wir mehr als 3.000 Watt installiert. Das genügt für den täglichen Bedarf, sprich, für einen Vierpersonenhaushalt mit allem Komfort. Hinzu kommt unser Wassermacher. Der benötigt 2,2 Kilowatt, die bei starkem Sonnenschein gänzlich von den Solarpaneelen erbracht werden.
Jan-Dirk: Dafür haben wir einen 21-Kilowatt-Generator von Fischer Panda an Bord, einen AGT 22 000.
Jana: Das stimmt. Allerdings haben wir den Generator eher selten genutzt. In Asien mussten wir ihn einsetzen. Dort gab es kaum Wind.
Jan-Dirk: Ansonsten nutzen wir so viel Solarenergie wie möglich.
Jan-Dirk: Anfangs standen wir in sehr engem Kontakt mit den Firmen. Als beispielsweise das Boot in La Rochelle ins Wasser kam, führten Fountaine Pajot und Oceanvolt im ersten Monat zahlreiche Tests durch. Alle schienen von dem System sehr beeindruckt zu sein.
Jana: Auch beim Kauf waren sie uns entgegengekommen. Man merkte, dass alle wollten, dass das Projekt erfolgreich wird. Doch dann traten Probleme auf.
Jan-Dirk: Es war Tag drei unserer Reise und ziemlich wenig Wind auf der Biskaya. Der Motor lief langsam mit. Zugleich hatten wir eine unangenehme Dünung. Ziemlich plötzlich traf uns eine heftige Welle von achtern. Das muss der Moment gewesen sein, an dem das Getriebe des Saildrives zerrieben wurde. Der wurde uns dann zwar in Portimão ersetzt – allerdings nicht der Motor, der einen Lagerschaden erlitten hatte. Also musste das Boot in Teneriffa erneut an Land.
Jana: Da merkten wir dann schon, dass das Interesse seitens der Ausrüsterfirmen an uns allmählich schwand.
Jana: Danach funktionierte der Antrieb reibungslos. Doch als wir in der Karibik ankamen, fiel das Versorgungssystem aus.
Jan-Dirk: Da ist eine einzelne Zelle einer Batterie kaputtgegangen. Das war ein Produktionsfehler von Super-B in einer Charge – und wir hatten ausgerechnet eine davon an Bord.
Jana: Und ab Panama kamen Probleme mit dem Generator hinzu.
Jan-Dirk: Der ist nur für das Laden klassischer Blei-Akkus ausgelegt. Die Ladesteuerung läuft über den Widerstand in den Batterien. Das Problem ist, dass Lithium-Batterien bis 99,9 Prozent einen gleichbleibenden Widerstand haben. Deswegen funktioniert diese Art der Ladesteuerung nicht. Die Folge: Der Generator lief immer auf Volllast ohne Nachlauf zum Runterkühlen – und überhitzte häufig.
Jana: Es hat sehr lange gedauert, bis wir das Problem überhaupt durchdrungen haben. Dann erst konnten wir uns daran machen, es zu lösen.
Jan-Dirk: Im Panamakanal haben wir zunächst die Motorklappe offengelassen und die Isolierung entfernt. Dadurch wurde der Motor etwas gekühlt. Damals hatten wir noch kein Steuergerät. Das bekamen wir erst auf Tahiti. Der Eigner eines Slyder-Katamarans mit Oceanvolt-System hatte es selbst entwickelt.
Jana: Es ging auch noch weiter mit den Problemen. Zwischen Panama und Galapagos haben wir einen Propeller verloren. Wir können uns bis heute nicht erklären, wie das passieren konnte. Wir mussten sechs Wochen auf Ersatz warten – wieder so ein ungeplanter Stopp.
Jana: Ja, das täuscht! Nach den Galapagosinseln folgten die Marquesas. Dort war es großartig. Wir haben dann die Tuamotus, anschließend Tahiti und Papeete erkundet. Dann aber kam die Covid-Pandemie. Da waren wir in Rangiroa.
Jan-Dirk: Sechs Wochen mussten wir im Februar 2020 in den Lockdown. Später folgten die zweite Welle und der nächste Lockdown. Insgesamt verbrachten wir zweieinhalb Jahre in Französisch-Polynesien.
Jana: Das war so nie geplant. Vielmehr hatten wir drei Jahre Zeit veranschlagt, um von Europa bis Australien zu segeln. Dort wollten wir das Boot verkaufen und dann zurückkehren. Doch erst im Dezember 2021 kamen wir in Brisbane an.
Jan-Dirk: Das wollten wir. Zunächst haben wir es in einer Werft auf Vordermann gebracht. Dann aber scheiterte der Plan, es zu verkaufen – aus verschiedenen Gründen. Beispielsweise hätten wir es erst für 20 Prozent seines Wertes ins Land einführen müssen, um es veräußern zu können.
Jana: Daher beschlossen wir, auf eigenem Kiel nach Europa zurückzukehren.
Jana: Unser Geld wurde knapp, und die Kinder mussten dringend zur Schule. Sie sind nun fast Teenager und brauchen gleichaltrige Freunde.
Ab Australien waren wir optimistisch. Doch dann tankten wir verunreinigten Diesel – und das Drama begann erneut!”
Jana: Das E-System funktionierte wieder einwandfrei. Wir starteten in Neukaledonien und segelten entlang der indonesischen Inselkette. Wir waren optimistisch. Doch dann tankten wir verunreinigten Treibstoff – und das ganze Drama begann von vorne!
Jan-Dirk: Letztendlich mussten wir alles noch einmal austauschen. In Singapur reparierten wir den Wassermacher und in Malaysia den Generator.
Jana: Das war in der Tat keine einfache Entscheidung. Doch wir hatten keine Zeit, den längeren Weg um Südafrika zu nehmen. Wir mussten schnell nach Hause.
Jan-Dirk: Natürlich waren wir angespannt, da somalische Piraten angeblich wieder aktiv waren. Doch die Passage verlief ohne Probleme.
Jan-Dirk: Stimmt. Auf dem Weg nach Termini Imerese (auf Sizilien, Anm. d. Red.) ging der Motor auf der Backbordseite endgültig kaputt, direkt hinter der Hafenmole. Es gab einen Kurzschluss, verursacht durch defekte Kugellager, wie wir später herausfanden.
Jana: Ab diesem Zeitpunkt segelten wir komplett ohne Motor weiter. Es war ein beeindruckendes Gefühl, das große und schwere Schiff nur mit Segeln zu bewegen. Wenn der Wind mal nachließ, schleppten wir uns mit dem Dingi selbst ab. So erreichten wir Cartagena. Dort kam das Boot in die Werft.
Jan-Dirk: Ja, genau. Am 26. September haben wir dort offiziell die Welt umsegelt.
Jana: In Australien erreichten wir einen Punkt, an dem wir dachten: Jetzt reicht’s! Die Entscheidung, dennoch nach Hause zu segeln, fiel uns schwer. Trotzdem war es zum Beispiel in Indien fantastisch. Auch die Besuche der alten Städte im Mittelmeer waren beeindruckend. Zusammengefasst : Die Höhen waren hoch, die Tiefen waren tief.
Jan-Dirk: Mittlerweile kennen wir die Systeme an Bord ja in-und auswendig. Daher würde ich es auf jeden Fall wieder tun.
Wer möchte einen stinkenden, lauten Dieselmotor, der ständig betankt werden muss, wenn man einen E-Motor haben kann, der sich durch Sonnenenergie selbst versorgt?”
Jana: Unbedingt! Wir waren so oft so stolz! Wir sind jetzt seit vier Wochen auf Teneriffa, und der Generator läuft selten. Wir bestreiten unseren gesamten Haushalt nachhaltig – hauptsächlich durch Sonnenenergie. Das ist großartig.
Jan-Dirk: Nun, der einzige echte Schwachpunkt liegt im Design der Saildrives. Die sind ohne Kupplung direkt mit dem Motor verbunden. Zudem war die von uns getestete Saildrive-Generation zu schwach dimensioniert.
Jan-Dirk: Definitiv!
Jana: Ganz einfach: Wer möchte schon einen stinkenden, lauten Dieselmotor haben, der ständig betankt werden muss, wenn man einen leisen E-Motor haben kann, der sich durch Sonnenenergie selbst versorgt?
Jan-Dirk: Die Motoren sind zudem völlig wartungsfrei. Einmal im Jahr benötigen sie etwas Getriebeöl. Zudem sind sie extrem leise und beim Manövrieren sehr kraftvoll. Da das Drehmoment ab der ersten Umdrehung anliegt, hat der Propeller eine ganz andere Wirkung. Ein Dieselmotor benötigt erst 1.000 Umdrehungen, bevor er das Boot in Bewegung setzt. Das ist ein enormer Unterschied. Hinzu kommt die Rekuperationsmöglichkeit.
Jan-Dirk: Das stimmt nicht. Beispielsweise hatten wir erhebliche Probleme mit unserem Dieselgenerator, während die Elektromotoren einwandfrei funktionierten.
Jan-Dirk: Wir hätten die Motoren einfach mal öffnen sollen. Dann hätten wir die Lager selbst tauschen können. Wir dachten aber, das sei Hexenwerk. Bis ein junger Techniker sie mal öffnete: Das System ist so simpel. Es gibt nur den Rotor, der sich dreht. Alles andere ist fix – abgesehen von den Lagern. Die sind die Schwachstelle. Das hat man bei einem Verbrenner aber auch.
Jan-Dirk: Im Prinzip ist das System massentauglich. Man muss es nur in die richtige Gewichtsklasse einbauen. Unser System mit veränderter Einstellung der Motorsteuerung und einer Kupplung vor den Saildrives wäre perfekt. Ich denke, das Thema wird in den nächsten Jahren größer werden.
Jana: Zunächst müssen wir klären, wie es mit der „JaJapami” weitergeht. Wir denken da an Tagescharter. Da sind wir dran.
Jan-Dirk: Ideal wäre es, wenn wir einen Stromanschluss finden könnten, der aus erneuerbaren Energien gespeist wird. Das würde uns von anderen Anbietern abheben. Ab Ende November wollen wir unsere Touren anbieten.
Jana: Zudem suchen wir nach neuen Jobs – möglicherweise im Bereich der erneuerbaren Energien.