Vaan R5Der große Kat mit dem kleinen Fußabdruck im Test

Michael Good

 · 08.05.2025

Wuchtig und markant: Die hohen Rümpfe sowie der massive Aufbau mit den großen Fenstern prägen die Optik.
Foto: Werft
Katamarane aus Aluminium sind selten, solche aus Recycling-Alu sowieso. Mit dem R5 baut die Marke Vaan Yachts in Holland ihre nachhaltige Kat-Linie weiter aus.

Aluminium ist als Baumaterial für Yachten geradezu vorzüglich. Alu ist leicht, äußerst robust, spannungsfrei verformbar und überdies korrosionsbeständig. Und im Falle einer Kollision gibt es im Alu-Rumpf statt Löcher eher Dellen, was leicht zu reparieren ist. Die Vorteile für den Yachtbau liegen auf der Hand.


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Dennoch gehören Yachten aus Leichtmetall in der Gesamtbetrachtung eher zu den Exoten auf dem Markt. Aber warum? In erster Linie ist Aluminium wesentlich teurer als Glasfaser oder Holz und dazu kostenintensiver in der Verarbeitung als zum Beispiel Stahl. Auch ist das Material sehr anfällig auf elektrochemische Prozesse (Elektrolyse) und muss deshalb von anderen Metallen konsequent getrennt werden. Im Yachtbau mit Alu ist das eine der ganz großen Herausforderungen. Und nicht zuletzt: Die Herstellung von Aluminium erfordert unanständig große Mengen von Energie.

Die nackten Alu-Flächen sind unschön. Auf Wunsch lackiert Vaan die Rümpfe in allen möglichen Farbtönen.

Und genau in diesem Punkt setzt das ehrgeizige Konzept von Vaan Yachts in Holland an. Denn, Aluminium lässt sich im Grunde beliebig oft wiederverwerten, ohne dass die Qualität darunter leidet. Der Recyclingprozess benötigt insgesamt nur etwa fünf Prozent der Energie, welche für die Produktion des Ausgangsmaterials nötig ist. Vaan Yachts baut deshalb seine Katamarane ausschließlich aus recyceltem und nachträglich veredeltem Aluminium.

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Damit aber nicht genug. Vaan setzt auch sonst kompromisslos auf nachhaltige Technologien und erneuerbare Materialien. So werden Katamarane der noch jungen Marke durchweg mit Elektromotoren bestückt, das Deck mit Kork statt mit Teakholz belegt und für die Innenverkleidung werden Matten aus recycelten PET-Flaschen verlegt. Dies nur als Beispiele für viele Maßnahmen in diese Richtung.

Unter Segeln lebendig

Mit dem R4 hat Vaan Yachts erst vor drei Jahren den Marktauftritt gewagt. Der 13-Meter-Kat wurde in der YACHT 8/2023 im Test vorgestellt. Vier Boote von diesem Typ sind bereits ausgeliefert worden, zwei weitere sind jetzt im Bau. Nun stellt Vaan mit dem R5 den Linienausbau nach oben vor. Das spezielle Konzept und die Bauweise bleiben erhalten, das Boot ist im Wesentlichen nur größer geworden und kann in Varianten mit bis zu vier Doppelkabinen ausgebaut werden. Außerdem liegen auf der Werft mit Sitz in Hellevoets luis nahe Rotterdam auch schon Pläne für einen R6 mit 18 Metern Rumpflänge sowie für einen 24 Meter langen R8 als Projekte griffbereit in der Schublade.

Aufgrund der stürmischen Winde und hohen Wellen auf der Nordsee findet der Test mit dem R5 auf dem Haringvliet statt, einem geschützten Revier südlich von Rotterdam, groß genug für einen ausführlichen Testschlag. Es weht dort aber sehr böig zwischen zwölf und bis weit über 20 Knoten, dazu mit starken Drehern. Die Bedingungen sind anspruchsvoll, aber nicht unsegelbar. Trotz seines relativ hohen Gewichts von 19 Tonnen bewegt sich der Vaan R5 recht lebendig, reagiert schnell auf die Steuerung und beschleunigt gut. Die Wenden gehen ebenfalls zügig über die Bühne. Die Wendewinkel liegen allerdings bei mindestens 100 Grad, was zwar nicht besonders gut, aber für Fahrtenkatamarane ohne einen ausgewiesen sportlichen Anspruch generell nicht unüblich ist.


Messergebnisse des Vaan R5

Bild 1

Auf einem Winkel von 50 Grad zum wahren Wind erreicht der Holländer immerhin 7,2 Knoten, bei halbem Wind (90 Grad TWA) springt die Logge auf 8,4 Knoten. Aufgrund der extrem unkonstanten Windbedingungen mit den kräftigen Drückern bleibt der Gennaker vorerst verpackt in seinem Stauraum unter dem Vordeck liegen. Werftchef Igor Kluin berichtet aber von Rekordwerten bis zu 14 Knoten Speed bei beständigeren Windbedingungen.

Zu viel Rake sorgt für Ruderdruck

Allerdings wird der gute Gesamteindruck unter Segeln im YACHT-Test von einem Umstand getrübt: Auf der Steuerung ist vor allem hart am Wind inakzeptabel viel Ruderdruck vorhanden. Vielmehr muss sich der Steuermann mit aller Kraft gegen die hohe Luvgierigkeit stemmen. Auf der Suche nach Ursachen wird das Großsegel ein Stück weit eingerefft, was dank elektrischem Rollbaum auf dem Testschiff leicht und auf Knopfdruck geht. Der Ruderdruck wird damit zwar weniger, bleibt aber immer noch unangenehm.

Das legt die Vermutung nahe, dass der Mast auf dem Testschiff mit deutlich zu viel Rake (Mastfall) festgesetzt war. Das wird von der Werft nach einer Prüfung später auch bestätigt. Die Konstruktionen von Dykstra Naval Architects sind ansonsten bekannt für ihre gut ausgewogenen Segeleigenschaften. Und auch beim YACHT-Test mit dem kleineren R4 war ein zu hoher Ruderdruck nicht festgestellt worden.

Unterwegs mit dem R5 ist über Landpeilung zudem eine nicht unerhebliche, seitliche Abdrift feststellbar. Auf dem fast strömungsfreien Vliet versetzt der Kat sichtbar nach Lee, was mutmaßlich an den eher kleinen und schlanken Stummelkielen liegt, auf denen der Kat von Vaan problemlos trockenfallen kann. Die Werft hat dafür aber auch schon eine Lösung parat. Optional werden die Kiele künftig zusätzlich mit Integralschwertern bestückt, die elektrisch auf Knopfdruck ein- und ausgefahren werden können. Mit dieser zusätzlichen Lateralfläche sollte dann die Abdrift deutlich weniger sein.

Handling ist übersichtlich

Als eine Besonderheit baut die Werft allen Kats einen v-förmigen (V steht für Vaan) Winschenträger ans Heck. Darauf werden die Fallen, die Reff- und Trimmleinen sowie die Großschot geführt. Auf dem Testschiff sind die beiden waagrecht installierten Winschen auf Knopfdruck am Steuerstand zu bedienen. Das ist freilich nur eine Option. Die Fockschot und die Leinen für den Traveller sind beidseitig auf zusätzliche Winschen auf dem Laufdeck vor den Steuerrädern geführt. Auch sie sind auf Wunsch elektrisch zu bedienen. Das Handling ist insgesamt übersichtlich und dank Selbstwendefock auch im Einhand-Modus leicht. Eine überlappende Genua wird auch als Option nicht angeboten.

Der hohe Ruderdruck im Test ist unangenehm. Das liegt aber nicht am Boot, sondern am Masttrimm.

Der Steuermann steht seitlich relativ tief hinter den Rädern, hat aber trotzdem eine gute Sicht in die Segel, und durch den fast durchgehend verglasten Kajütaufbau auch nach vorne in Fahrtrichtung. Für die An- und Ablegemanöver im Hafen braucht der Rudergänger allerdings Unterstützung und Ansagen von der Crew. Damit er die Seiten wechseln kann, ist ein zweiter Motorenschalthebel am Steuerstand auf der Backbordseite außerdem sehr empfehlenswert.

In der Basisausführung bleibt das Cockpit weitgehend unüberdacht. Das kurze, am Targabügel angeschlagene Stoff-Bimini – die Holländer nennen es „Spoiler“ – bietet nur wenig Schutz vor Sonne, Wind und Wasser. Ein größeres Bimini mit möglichen Erweiterungen bis zur komplett geschlossenen Kuchenbude steht auf der langen Liste möglicher Optionen. Dank der Bauweise aus Aluminium ist die Werft auch für mögliche Sonderwünsche vonseiten der Kunden empfänglich.

Und unter Deck?

Im Salon überrascht der Vaan R5 mit einem offenen und eher nüchtern wirkenden Innenausbau. Dazu kommt eine überaus funktionale Gliederung mit der Sitzgruppe und absenkbarem Tisch einerseits, sowie der riesigen Pantry mit großen Arbeitsflächen und reichlich Stauräumen andererseits. Vielmehr gibt es hier nicht.

Was auffällt, sind die riesigen, fast ununterbrochenen Fenster im Aufbau, welche eine grandiose Rundumsicht erlauben. Weil Katamarane aus Aluminium auch im Seegang kaum verwinden, kann Vaan lange Fenster mit echter Doppelverglasung einsetzen. Sie bieten eine perfekte Schall- und Temperaturdämmung. Tatsächlich ist es im Salon auch auf See herrlich ruhig.

Für den Ausbau sind Varianten mit drei oder vier Kabinen möglich. Es bleibt aber in beiden Versionen bei nur zwei Toilettenräumen, die dafür jeweils zusätzlich mit einem sehr geräumigen und abgetrennten Duschraum ausgestattet sind. Vaan baut Boote vor allem für Eigner und nicht für das Chartergeschäft. So gesehen ist die Anzahl der Nasszellen nicht relevant, ihre Funktionalität dafür umso mehr.

Der Innenausbau ist generell schön gebaut, bis ins Detail. Die Sperrholz-Komponenten kommen von einem externen Zulieferer und sind wahlweise mit Echtholz oder mit Laminaten in allen möglichen Farbtönen überzogen. Der Kunde kann also auch für die Optik unter Deck frei nach Gusto entscheiden. Erfreulich sind nebst der guten Verarbeitung auch die vielen Möglichkeiten zur Ventilation in allen Wohnbereichen sowie die vielen gut zugänglichen Stauräume.

Preise des Vaan R5

Die Ernüchterung kommt mit einem gehobenen Grundpreis von knapp 1,78 Millionen Euro brutto für den Vaan R5 in der Basisversion ab Werft.

  • Grundpreis ab Werft: 1.779.050 €
  • Preis segelfertig: 1.787.080 €
  • Komfortpreis: 1.884.580 €
  • Garantie: 2 Jahre

Stand 2025, wie die ausgewiesenen Preise definiert sind, lesen Sie hier!

Das ist zweifellos viel Geld für einen Katamaran in dieser Größe. Das Boot preislich in ein mögliches Konkurrenzumfeld einzuordnen ist allerdings schwierig bis unmöglich, weil es direkt vergleichbare Schiffe mit gleichartigen Konzepten gar nicht erst gibt.

Vaan Yachts: Grüne Pionierleistung

Vaan Yachts in Holland wurde 2021 von Igor Kluin und seiner Partnerin Nienke van ’t Klooster gegründet und die Produktion in Hellevoetsluis bei Rotterdam angesiedelt. Derzeit baut die Marke drei bis vier Boote pro Jahr. Eine zusätzliche Produktionshalle auf dem Firmengelände wird derzeit als Servicebetrieb für Wartung und Winterlager genutzt, könnte aber bald auch für die Endfertigung neuer Boote zum Einsatz kommen. Eine Produktionskapazität von bis zu zwölf neuen Katamaranen wäre mittelfristig möglich.

Jeder Katamaran von Vaan besteht zu etwa 75 Prozent aus Aluminium in Form von sogenanntem Post Consumer Scrap (PCS). Darunter versteht man Aluminiumschrott, der vom Verbraucher in den Recyclingkreislauf zurückgeführt wird. PCS können zum Beispiel Autokennzeichen, Verkehrsschilder, Fensterrahmen oder Ähnliches sein. Das Material wird zerkleinert, in einem Ofen geschmolzen und zusätzlich mit anderen Metallen oder chemischen Elementen legiert. Je nach Zugabe wird das Aluminium fester, härter oder besser verformbar, was vor allem für die Fertigung von Yachten im Rundspant wichtig ist.

Für die Kats von Vaan werden ausschließlich Aluminiumplatten der Norm 5083 verwendet. Diese Legierung mit Magnesium ist besonders korrosionsbeständig und daher ideal für den Schiffbau. Außerdem ist das Material für seine gute Schweißbarkeit bekannt, was die Verarbeitung komplexer Strukturen im Yachtbau erleichtert. Vaan Yachts baut seine Boote übrigens standardmäßig mit einer durchgehenden Isolierung aus Glaswolle und hat einen Weg gefunden, diese Matten so an den Strukturen zu befestigen, dass sie später wieder entfernt und separat recycelt werden können – wie übrigens der ganze Rest des Schiffes auch, irgendwann einmal.

YACHT-Bewertung des Vaan R5

Der Vaan R5 ist ein Boot für ein Leben auf dem Wasser mit gutem Gewissen. Der Kat ist robust, eigenständig konzipiert und vor allem eins: konsequent nachhaltig aufgebaut.

Konstruktion und Konzept

Nachhaltige Bauweise

Robuster Aluminium-Bau

Hoher Preis im Vergleich

Segelleistung und Trimm

Agile Segeleigenschaften

Einhandtaugliches Handling

Viel Abdrift am Wind

Großer Ruderdruck (Testschiff)

Wohnen und Ausbauqualität

Schöne Verarbeitung

Hoher Schlafkomfort achtern

Viele gut nutzbare Stauräume

Ausrüstung und Technik

Elektromotoren als Standard

Hochwertige Ausstattung

Kardanische Steuerung

Der Vaan R5 im Detail

Ausbau mit drei oder vier Kabinen: Es bleibt aber in beiden Varianten bei nur zwei Toilettenräumen. Die Pantry und die Sitzgruppe teilen sich viel Platz im großen Salon.Foto: YACHTAusbau mit drei oder vier Kabinen: Es bleibt aber in beiden Varianten bei nur zwei Toilettenräumen. Die Pantry und die Sitzgruppe teilen sich viel Platz im großen Salon.

Technische Daten des Vaan R5

  • Konstrukteur: Dykstra N.A.
  • CE-Entwurfskategorie: A
  • Rumpflänge: 14,94 m
  • Gesamtlänge: 16,00 m
  • Wasserlinienlänge: 14,85 m
  • Breite: 7,99 m
  • Tiefgang: 1,35–2,00 m
  • Masthöhe über WL: 24,90 m
  • Theor. Rumpfgeschwindigk.: 9,4 kn
  • Gewicht: 19,0 t
  • Großsegel: 80,0 m²
  • Selbstwendefock: 45,0 m²
  • Code Zero: 120,0 m²
  • Maschine (Elektro): 2 x 15 kW
  • Kraftstofftanks (Alu): 1 x 600 l
  • Frischwassertanks (Alu): 1 x 600 l
  • Fäkalientanks (Alu): 2 x 60 l

Rumpf- und Decks­bauweise

Konstruktion aus seewasserbeständigem Aluminium (5083) im Rundspant über einem Mallengerüst verschweißt. Die Materialstärke für Rumpf und Deck beträgt 6 Millimeter, im Bereich der Kiele bis zu 30 Millimeter.

Motorisierung nur elektrisch

Vorgesehen sind zwei Elektro-Antriebe mit jeweils 15 kW Leistung, wahlweise von Oceanvolt, Torqueedo oder RIM Drive. Optional sind zudem Systeme zur Hydrogeneration realisierbar.

Rigg und Segel

Klassisches Katamaran-Rigg von Hersteller Seldén mit Diamond-Verstagung. Der Rollbaum wie beim Testschiff ist optional erhältlich (Aufpreis ab 56.000 Euro). Ein einfacher Segelsatz (durchgelattetes Groß und Selbstwendefock) ist im Standard enthalten.

Werft und Vertrieb

Vaan Yacht, 3224AT Hellevoetsluis (Holland); www.vaan.yachts

Die Konkurrenz des Vaan R5

Katamarane aus Aluminium gibt es nur wenige. Üblich ist GFK.

Garcia Explocat 52: Extrem robuster Hochsee-Katamaran von Garcia Yachts mit einem sportlichen Segelplan und hohem Leistungspotenzial, gebaut aus Aluminium. Wahlweise sind ein seitlich erhöhter Steuerstand oder eine doppelte Radsteuerung erhältlich. Lüa 16,95 m; Breite 8,20 m; Gewicht 18,6 t; ab 2,19 Mio. Euro.
Foto: Houyvet

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