Outremer 4XReisemaschine produziert Segelspaß im Test

Fridtjof Gunkel

 · 02.07.2025

Vieles anders: kleines Deckshaus, konkave Freiborde und Schalensitze auf Decksniveau.
Foto: YACHT/M. Amme
Effektive Schwerter, geringes Gewicht, viel Tuch: Der Outremer 4X ist auf Leistung getrimmt – und hat damit vielfach gepunktet.

Bereits seit über 30 Jahren besetzt der südfranzösische Hersteller Outremer das nun größer werdende Segment. Die Werft gehört seit 2007 zur Grand-Large-Gruppe, einem kongenialen Zusammenschluss von Blauwasseryacht-Werften: die Aluminium-Fertigungen Allures und Garcia sowie die Performance-Kat-Hersteller Outremer und neuerdings Gunboat. Die Werft realisierte eine für den Kat-Sektor ideale Mischung von Sicherheit, Leistungsvermögen und Komfort; bereits der Outremer 49 konnte 2010 den Titel Europas Yacht des Jahres einfahren. Und mit dem neuen Modell namens 4X gelang dies noch eindrucksvoller.


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Das Boot ist die noch heißere Version des Outremer 45, verlängert um rund knapp einen Meter. Allein diese Maßnahme schaffe ein Plus an Diagonal- und Längsstabilität, was das Verhalten in der Welle und auf raumen Kursen verbessere, so die Werft. Dabei hilft eine achterlichere Mastposition, die zudem größere Vorsegel ermöglicht – ein all­gemeiner Trend bei Katamaranen.

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Der 4X ist außerdem mit Carbonschotten ausgesteift und mit einem drehbaren Carbonmast bestückt, der von Kevlarwanten und Dyneema-Spannern in Position gehalten wird. Ob mehr Marketing als Gewichtsersparnis, sei dahingestellt: Handläufe, Davits und Pinnen sind ebenfalls aus Kohle­faser gefertigt. Details, die für sich gesehen bei rund acht Tonnen Gesamtgewicht wenig zu bringen scheinen, die sich aber addieren. Beispielsweise ist der gesamte Innenausbau leicht gehalten, Stoffabtrennung mit Reißverschlüssen statt Türen sind ein weiterer Beleg dafür (was nebenbei auch günstiger kommt).

Das Boot selbst entsteht komplett im Vakuum-Infusionsverfahren aus Schaumsandwich, der Unterwasserbereich ist ein Voll­laminat – ein Verfahren, das für kontrollierten Harzeinsatz, geringes Gewicht und saubere Laminate steht. Tatsächlich wiegt das Boot nach Werftangaben lediglich 8,2 Tonnen, jeder handelsübliche Fahrtenkat ähn­licher Größe bringt da mindestens zwei Tonnen mehr mit.

Es gibt der Besonderheiten mehr: Das Brückendeck liegt mit rund 90 Zentimetern recht hoch über dem Wasser, und das Deckshaus ist relativ klein und weit achtern posi­tioniert. Beide Maßnahmen helfen beim Segeln im Seegang. Der 4X ist mit Carbonschwertern ausgestattet, was mehr Höhe am Wind schafft und der Kursstabilität raumschots in der Welle dienlich ist. Auffällig sind die konkaven Freibords, die die Seiten versteifen und den hohen Bordwänden den optischen Schrecken nehmen. Das Boot wird mit Pinnen oben an Deck außerhalb des Cockpits gesteuert oder mit dem zusätzlichen Rad am Aufbau, das sich vom Steuersystem entkoppeln lässt. Nein, der Outremer 4X ist kein normaler Fahrtenkat.

Schnell wie der Wind

Was sich unter Segeln am besten zeigt. Beim Test vor La Grande Motte am Mittelmeer, als Veranstaltungsort der Mehrrumpfmesse im Mai und zugleich Heimathafen der Outremer-Werft ein wichtiger Spot auf der Weltkarte der Multihullsegler, fehlte es zwar an gutem Wind. Aber die Bedingungen demons­trierten ebenso eindrucksvoll (oder gerade) die Fähigkeiten der Konstruktion.

Bei vier bis sechs Knoten Wind (2 Beau­fort) schafft der Kat ähnliche Bootsgeschwin­digkeiten. Schnell oder gar schneller als der Wind, eine wünschenswerte Eigenschaft, die zudem den Gebrauch der Maschine selten werden lässt. Segeln, wenn andere schon motoren, das macht Freude. Ebenso, wenn das Boot an einem ähnlich großen Fahrtenkat vorbeirauscht, als käme es von einem anderen Stern.


Messwerte des Outremer 4X

Bild 1

Und dann das Steuern. Animieren die Eigenschaften vieler anderer Fahrtenkats den Rudergänger schnell zum Einsatz des Autopiloten, freut er sich auf den 4X. Er sitzt entspannt in einem der hohen drehbaren Schalensitze auf Deck und ergötzt sich an der direkten Steuerung. Zum Manöver nutzt er das Rad, wo die Bedienelemente zusammenlaufen.

Dort wird per aktiver Mastrotation ein hochwirksames Profil eingestellt, die Schoten bedient und Strecker getrimmt. Schade: Der Holepunkt der Genua besteht nur aus einem ebensolchen. Es gibt keine Schiene oder eine fliegende Justierung, nur einen kurzen Dyneemastropp mit Alukausch und festem Anschlag als Führung. Ein Manko, das durch eine verstellbare Trimmleine einfach zu beheben wäre. Alternativ zur Genua ist eine Selbstwendefock im Angebot, obendrein natürlich Gennaker und Code Zero, die sich beide am kurzen, festen Carbonbugspriet setzen lassen.

Platz für Zusatztücher (und weiteres Staugut) ist jedenfalls vorhanden; die beiden Vorschiffe sind leer und dienen als reine Segellast mit dem großen Vorteil, dass Code Zero und Gennaker direkt aus den Luken zu setzen sind.

Um auch das Großsegel einfach hand­haben zu können, gibt es – wie üblich – ein starres begehbares Bimini. Das ist jedoch sehr schmal gehalten, die volle Sonnenschutzfunktion wird durch ausrollbare Stoffbahnen hergestellt. Schön: Die Rundumsicht ist vom Cockpit aus und im Deckshaus gewährleistet, und der Rudergänger sieht vom Rad aus alle vier Ecken des Schiffes ein.

Unter Motor freut sich die Crew über wenig Krach: Die beiden 30 PS starken Volvo Penta emittieren lediglich maximal 69 db(A) bei Marschfahrt, die mit 8,1 Knoten angenehm schnell gerät. Spannend für niedrigen Spritverbrauch, weniger Geräusche und Abgase und längere Wartungsintervalle: Nur von einem Motor angetrieben, tuckert es sich mit 7,0 Knoten immer noch recht zügig.

Was daneben noch an Deck auffällt: Für einen 45-Fußer ist das Cockpit vergleichsweise klein. Dieser Eindruck der relativen Knappheit wiederholt sich weiter vorn im stufenlos anschließenden Salon. Wobei der durchaus leistet, was er leisten soll: Es gibt ein L-Sofa (das sich als Seekoje nutzen ließe), eine nach vorn gerichtete Navigation (die zum elektronischen Steuerstand aufrüstbar ist) und eine ausreichende Pantry. Zwei zu öffnende Fenster in der Front sorgen in Kombination mit der großen Schiebetür für Durchlüftung. Die Gestaltung ist nüchtern und recht geradlinig, sie passt durchaus zu den modernen Linien des Äußeren.

Ein Rumpf nur für den Eigner

Der Outremer 4X wird in zwei Versionen angeboten: In der großzügigeren ist der gesamte und auf Wunsch per Schiebetür abtrennbare Steuerbordrumpf dem Eignerpaar vorbehalten, das dann über Doppelkoje, sehr viel Schrankraum und ein großes Bad mit separater Dusche in privater Atmosphäre verfügt.

Der Raum wird in der sogenannten Off­shore-Version für zwei Kabinen und ein kleineres Bad genutzt. Der Backbordrumpf ist immer mit zwei Kammern und einem Bad ausgebaut.

Während die Innenraumhöhen mit 1,96 Metern im Salon und mindestens 1,87 Metern in den Rümpfen ordentlich ausfallen und auch die Achterkojen mit 1,60 Meter Schulterbreite recht groß sind, gerieten die Kojen im Bug mit einer Schulterbreite von 1,40 Meter nicht breiter als ein französisches Bett, das eher bei jüngeren Menschen beliebt ist. Eine gewisse räumliche Enge ist auch im Durchgang spürbar, wo sich die Schwertkästen in den Weg drängen. Stauraum wiederum ist insgesamt genug vorhanden; aufwändige und voluminöse Zusatzgeräte, die auf weltweiter Fahrt wünschenswert sind wie Wassermacher, Waschmaschine und Generator lassen sich gut unterbringen.

Praktisch geraten und ebenso wichtig auf langer Fahrt ist auch die Erreichbarkeit der Installationen, sei es in der Bilge, in den Hecks oder gar in der Decke, wo keine Innenschale Arbeiten an der Elektrik oder Elektronik behindert.

Preis des Outremer 4X

Simpel, schnell und sicher: Der Outremer 4X scheint den werfteigenen Vorgaben idealtypisch zu folgen. Der Preis von 1.279.250 Euro aufwärts ist bedingt durch kleine Stückzahl, exzellente Materialien und aufwändige Bauweise recht hoch.

  • Grundpreis ab Werft: 1.279.250 € brutto inkl. 19% MwSt.
  • Garantie/gegen Osmose: 2/2 Jahre

Stand 2025, wie die ausgewiesenen Preise definiert sind, lesen Sie hier!

Es gibt allerdings derzeit auch wenig direkte Konkurrenz. Catana wäre zu nennen, HH Catamarans, O-Yachts oder die mittlerweile gruppeneigene Marke Gunboats.

YACHT-Bewertung des Outremer 4X

Der Outremer 4X ist die ultimative Reisemaschine für aktive Segler, die auch bei weniger Wind auf die Maschine verzichten wollen. Ein Boot für schnelle Passagen und großen Segelspaß bei allen Bedingungen.

Konstruktion und Konzept

Konsequente Gesamtausrichtung

Hochwertige, leichte, feste Bauweise

Steife Carbonschwerter

Mastrotation, Carbonmast

Segelleistung und Trimm

Sehr hohes Potenzial

Gute Steuerbarkeit

Rad und Pinnen

Fockholepunkt nicht trimmbar

Wohnen und Ausbauqualität

Ordentlich gemachter Innenraum

Knapper Durchgang (Schwerter)

Ausrüstung und Technik

Hochwertiges Zubehör

Der Outremer 4X im Detail

Der Kat ist mit drei oder vier Kabinen zu haben, aber immer mit zwei Bädern und leerem Vorschiff als Stauraum.Foto: YACHT/N. CampeDer Kat ist mit drei oder vier Kabinen zu haben, aber immer mit zwei Bädern und leerem Vorschiff als Stauraum.

Technische Daten des Outremer 4X

  • Konstrukteur: Barreau/Neuman
  • CE-Entwurfskategorie: A
  • Rumpflänge: 14,62 m
  • Breite: 7,10 m
  • Tiefgang: 1,00–2,00 m
  • Gewicht: 8,2 t
  • Großsegel: 68,0 m²
  • Rollgenua: 55,0 m²
  • Gennaker: 115,0 m²
  • Maschine (Volvo): 2 x 22 kW/30 PS

Rumpf- und Decks­bauweise

Vakuum-Injektionsverfahren, unter WL Volllaminat, ansonsten Schaum-Sandwich. Carbon-Schotten, anlaminiert

Werft

Der Test erschien zum ersten Mal 2017 und wurde für diese Onlineversion überarbeitet.

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