Fountaine Pajot Thíra 80Zuhause auf zwei Rümpfen

Martin Hager

 · 18.12.2024

Breitbeinig und stabil: Berret-Racoupeau zeichneten die Thíra 80 mit einer Breite von 11,09 Metern und negativem Deckssprung. Auf Höhe des Cockpits lässt sich das Schanzkleid auf beiden Seiten abklappen, was die Decksfläche vor Anker maximiert.
Foto: Fountaine Pajot
Der Markt für XL-Kats boomt, weswegen sich jetzt auch die Zweirumpf-Profis von Fountaine Pajot ins Superyacht-Segment wagen. Mit Erfolg! Die YACHT segelte das 5,9 Mio. Euro teure Raumwunder vor der Côte d’Azur.

Der Hafen von Monaco – Port Hercule – ist vor allem eins: ein Treffpunkt der Superyachten. Insbesondere zur jährlich stattfindenden Monaco Yacht Show ist die Dichte an Großformaten im Fürstentum und in der angrenzenden Bucht von Roquebrune so groß wie nirgendwo sonst auf der Welt. Wer die Messe letztes Jahr besuchte, konnte auch eine ungewöhnliche Premiere entdecken: das 24 Meter lange Flaggschiff der Serienkat-Werft Fountaine Pajot, die ihr neues Modell Thíra 80 dem yachtaffinen Klientel präsentierte. „Das Interesse an unserer Neuheit ist enorm“, freute sich auch Matthias Ebert, der mit seinem Unternehmen ME Yachting als deutscher Händler für Fountaine Pajot agiert und uns in Monaco über die ausgestellte Baunummer drei „Serenissima III“ führte.

18 Einheiten verkauft, Startpreis 5,9 Mio. Euro

Wie groß die Nachfrage nach der raumgreifenden Reiseplattform ist, belegen die eindrucksvollen Verkaufszahlen: Seit der ersten Vorstellung des Projektes im Jahr 2022 verkauften die Franzosen 18 Einheiten des Volumen-Kats, der mit einem Startpreis von 5,9 Millionen Euro auch preislich gut in den Zwergstaat an der Côte d’Azur passt. Länge mal Breite läuft, im wahrsten Sinne des Wortes.

Um die Frage zu klären, wie ein 66 Tonnen verdrängender Flybridge-Riese auf zwei Rümpfen segelt, nehmen wir die Einladung des zypriotischen „Serenissima III“-Eigners Sotos Stephanou herzlich gerne an: „Am Morgen nach der Monaco-Show müssen wir, wie alle Ausstellungsyachten, früh den Port Hercule verlassen und wollen nach Antibes segeln. Wenn ihr mitkommen wollt, seid morgens um acht Uhr am Kai.“ Und so bittet uns der Thíra-80-Kapitän Jorgos Mourouris am frühen Sonntagmorgen über die Gangway ins große Cockpit des Dreideckers.

Beeindruckendes Raumangebot

Das Platzangebot ist sogar noch größer, als die Dimensionen vermuten lassen. Eine aus 24 Metern Länge und 11 Metern Breite resultierende Grundfläche von rund 265 Quadratmetern muss man zwar erst einmal in einem Hafen unterbringen, doch der Aufwand, auch finanzieller Art, lohnt sich. Nicht umsonst boomt der Markt für XL-Multihulls seit vielen Jahren, und Werften wie Sunreef und Lagoon investieren massiv in ihre Superkat-Linien. „Wir haben einige Kunden, die von motorisierten Monohulls auf segelnde zwei Rümpfe wechseln“, verrät Benjamin Lachaise, der bei Fountaine Pajot als Projektmanager für das Flaggschiff verantwortlich ist. „Das Raumangebot ist wirklich beeindruckend, unsere Ausbau-Qualität auf höchstem Niveau und die Stabilität übertrumpft – ganz Kat-typisch – jede normale Yacht.“

Diesen Weg ging auch Sotos Stephanou. Er war lange Jahre Motoryacht-Eigner, bevor er die Vorzüge eines Katamarans für sich entdeckte. Er kaufte ein 67-Fuß-Modell der Franzosen, taufte es „Serenissima“ und hat es nie bereut. „Als ich dann die Pläne für die neue Thíra 80 gesehen habe, war ich sofort begeistert und habe vor zweieinhalb Jahren bestellt“, erzählt der lebensfrohe Zypriote. Insbesondere der fast im Überfluss vorhandene Platz an Bord seines neuen Kats habe ihn auf Anhieb begeistert. „Ich nutze mein Schiff als Zuhause und verbringe mindestens 100 Tage pro Jahr auf dem Wasser – wahrscheinlich sehr zum Leidwesen meiner fünfköpfigen Crew, die meine Freunde, Familie und mich so lange ertragen müssen“, ergänzt er lachend.

Wenn Sotos Stephanou nicht an Bord ist, geht sein Katamaran für eine wöchentliche Rate von 90.000 Euro pro Woche (Hochsaison) auf Charterreise durch die vielseitige griechische Inselwelt und rund um Zypern. Mit 2.000 Umdrehungen pro Minute arbeiten die zwei je 317 Kilowatt starken Cummins-Motoren, um die monegassischen Hafenmauern mit einem SOG von zehn Knoten möglichst zügig achteraus zu lassen. Die Garmin-Displays auf der Flybridge verraten, dass bei dieser komfortablen Reisegeschwindigkeit 50 Liter Treibstoff pro Stunde durch die Leitungen fließen und wo wir uns vor der südfranzösischen Küste befinden, als sich das Wasser vielversprechend kräuselt.

340 Quadratmeter Laminatsegel sorgen für Vortrieb

Die spätsommerliche Morgenthermik hat sich aufgebaut, und der Windmesser überträgt einen wahren Wind von zehn Knoten auf die MFDs. Zeit, das 200-Quadratmeter-Großsegel am Sparcraft-Alumast zu setzen und die 140 Quadratmeter große Genua auszurollen. Zwei der fünf um den Flybridge-Steuerstand positionierten elektrischen Antal-Winschen helfen bei dem Manöver, sodass nach zwei Minuten die Motoren ausgehen und die Cruising-Laminate aus dem Incidence-Loft für Vortrieb sorgen. Die Südostbrise fällt mit einem AWA von 60 Grad ein und „Serenissima III“ bewegt sich mit sieben Knoten in Richtung Antibes.

Traumhafte Bedingungen, die den von Berret-Racoupeau Yacht Design entworfenen Rumpflinien liegen. Selbst eine chaotische Kreuzsee vor Cap d’Ail bringt den XL-Kat nicht aus der Ruhe. Während der Wind abnimmt und weiter von achtern kommt, fällt die Entscheidung den fabrikneuen 300-Quadratmeter-Gennaker am Facnor-Furler zu setzen. Rasante Rauschefahrt sieht anders aus, aber wenigstens fällt die Logge so nicht unter sechs Knoten. Vom hoch gelegenen Steuerstand aus hat man dank großer Oberlichter im von Solarpaneelen besetzten Bimini einen guten Blick ins Großsegel und in die Vorsegelbatterie aus Fock, Genua und Gennaker.

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Solarpaneele speisen die Batteriebänke

Die Photovoltaikanlage produziert maximal neun Kilowattpeak, womit die Bordbatterie gefüttert wird. So lassen sich vor Anker die Generatorstunden reduzieren, und dem abgasfreien Badespaß steht nichts im Weg. Dafür fährt die große Tenderplattform per Knopfdruck und öldruckgesteuert ins Wasser, der Vier-Meter-Tender wird gelauncht und die Badeinsel ist bereit – so kommen die Schwimmer und Taucher leicht ins Wasser und zurück an Bord. Gäste, die zur Erfrischung einen Pool bevorzugen, werden auf dem Vorschiff fündig. Hier kommen die Vorzüge des breiten Kat-Grundrisses erst richtig zur Geltung.

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Statt eines Trampolins verbindet ein festes Deck die zwei Rümpfe und bietet so eine verschwenderisch große Outdoor-Lounge mit versenktem Jacuzzi auf der Steuerbordseite und Sonnenliegen auf der anderen Seite der drei Furler. Dahinter schließt sich eine Sitz­ecke an, die acht Gästen reichlich Platz und Komfort bietet. Durch eine Tür im Deckshaus geht es in den Salon, der fast über die ganze Kat-Breite läuft und den Sotos Stephanou im Standard-Layout inklusive Galley orderte. „Für Eigner, die den gesamten Wohnraum auf dem Hauptdeck ausnutzen wollen, bieten wir auch eine Raumaufteilung mit Galley-down-Grundriss. Dann kocht der Chef im Backbord-Rumpf, direkt zwischen zwei Crew-Kammern“, erklärt Benjamin Lachaise. Auf „Serenissima III“ gehört dieser Rumpf allerdings den Gästen, die sich auf drei Kabinen mit Doppelbett und eigenem Bad verteilen.

Die riesige Eignersuite überrascht mit Badewanne

Das Eignerreich findet sich im gegenüberliegenden Rumpf und erstreckt sich über Büro mit Chaiselongue, Schlafbereich und geräumiges Badezimmer inklusive Badewanne (!) über eine Länge von knapp 15 Metern bis in den Bug hinein. Achtern wohnen besonders wichtige Gäste in einer ebenfalls großzügig geschnittenen VIP-Suite. Das moderne, farblich auf warmen Naturtönen basierende Interieur gestaltete, wie bei allen aktuellen Fountaine- Pajot-Modellen, das Studio Racoupeau Design unter Leitung von Isabel Racoupeau. Auch hier haben die Kunden – genau wie beim Layout – eine Vielzahl an Wahlmöglichkeiten in Bezug auf Farben, Materialien und Muster.

Gemütliche vier Stunden brauchen wir für die 25 Seemeilen bis zum Cap d’Antibes an einem Spätsommer-Segeltag, wie er schöner nicht sein kann. Während wir im Hafen Camille Rayon in Golfe-Juan von Bord müssen, geht es für Sotos Stephanou auf zwei Rümpfen weiter zum America’s Cup nach Barcelona. Die 100 Tage auf seinem schwimmenden Zuhause hat er dieses Jahr noch nicht erreicht. Der Glückliche!

5 Kabinen, 3 Crew-Bereiche. Die Mastersuite inklusive Büro und XL-Bad mit Badewanne  ist im Steuer- bordrumpf vor  der VIP-Kabine verortet.
Foto: Fountaine Pajot

Technische Daten

Länge über alles: 23,98 m

Breite: 11,09 m

Tiefgang:2,10 m

Verdrängung (leer): 66 t

Material: GFK-Sandwich auf Balsa-Kern

Motoren: 2 x Cummins

Motorleistung: 2 x 317 kW

Generatoren: 2 x Onan, 19 kW

Mast: Sparcraft

Segel: Incidence Sails

Segelfläche (Genua + Groß): 340 m2

Kraftstoff: 2.400 l

Wasser: 1.600 l

Gäste: 8

Crew: 4–6

Konstruktion: Berret-Racoupeau Yacht Design

Interieurdesign: Racoupeau Design

Werft: Fountaine Pajot

Preis: ab 5,9 Mio. Euro

Händler: ME Yachting, First Class Yachting

Charter: 90.000 Euro/Woche, FX Yachting

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