Nicht jeder auf der Suche nach sportlichem Highspeed-Segeln ist dazu bereit, für eine foilende Motte über 45.000 Euro auszugeben. Die 3,35 Meter langen und bis zu 35 Knoten schnellen Carbongeschosse gelten als langjährige Vorreiter im Foiling-Bereich. Mit enormem Material- und Zeitaufwand verbunden und stetiger Entwicklung ausgesetzt, sagt die Konstruktionsklasse sagt jedoch nicht jedem Fluginteressierten zu. Wir zeigen, wie man möglichst kostensparend in die Klasse einsteigen kann und welche Alternativen es gibt, um günstig zu fliegen.
Ihre Ursprünge haben die heute fliegenden Falter als reine Selbstbau- und Bastlerklasse, doch Motten der Marke Eigenbau sind in den vergangenen Jahren immer rarer geworden. Denn es lohnt kaum. Die Preise für neue Produktionsboote sind zwar hoch, aber nicht willkürlich. In den filigranen Jollen steckt einiges an moderner Technik, stets unter dem Anspruch auf engstem Raum robust und dennoch möglichst leicht zu sein.
Spätestens, wenn man die eigenen Arbeitsstunden miteinbezieht, sei ein Eigenbau aus finanzieller Sicht kaum mehr zu rechtfertigen, erklärt auch Selbstbauer Merlin Moser. Besonders bei der ersten Generation der Foiler, die er gemeinsam mit einem Freund konstruiert hat, gab es zudem noch große Probleme. „Die ersten Boote waren echt schlecht“, gesteht er. Gebaut wurde viel anhand von Handzeichnungen und Schablonen. „CAD hatte ich noch nie vorher benutzt, das war dann eher so ein Zufallsprodukt.“ Bereits zum Ende des Bauprozesses entschieden sich die beiden Selbstbauer vom Ratzeburger See daher dazu, direkt ein zweites Boot zu bauen.
Erst die dritte Generation der Baureihe sollte wenige Jahre später erfolgreich auf Regatten segeln. Preislich gelohnt habe sich auch das allerdings nicht. Zwar setzten Moser und Freund Mathis Menke zum Konstruktionszeitpunkt als Vorreiter eigene Ideen und Erkenntnisse um, welche aber wenig später auch auf den Produktionsbooten der bekannten Motten-Werften zu sehen waren. Diese werden selbst in gutem Zustand auf dem Gebrauchtbootmarkt mittlerweile auch unterhalb der Produktionskosten von Mosers Selbstbau gehandelt.
Erst kürzlich wurde nach der bekannten Waszp ein weiteres foilendes One Design im Motten-Stil vorgestellt. Mit einem segelfertigen Grundpreis von 22.215 Euro kann das Boot aus dem Hause Element 6 jedoch nur schwer als wirklich günstig bezeichnet werden. Allerdings will die Switch One Design auch mit aktuellen Motten mithalten und verwendet dafür teurere Materialien und die notwendigen Fertigungstechniken.
Auch im Zweimann-Bereich gibt es mittlerweile einige Foiler auf dem Markt. Mit ihrer Gerys 4.7 wollen beispielsweise zwei Brüder aus der Bretagne das Segeln auf Tragflügeln einer breiten Masse zugänglich machen. Die Idee der beiden Tüftler: ein kleines und einfaches Boot bauen, mit dem alle Segler schnell und gut klarkommen, unabhängig von Alter oder Können. Das Boot aus Frankreich funktioniert dafür sowohl mit als auch ohne Tragflächen und lässt sich auch einhand segeln. Der Neupreis liegt bei 27.370 segelfertig.
Auch der ebenfalls aus Frankreich stammende und beim deutschen Händler Ziegelmayer für knapp 25.000 Euro gelistete Birdyfish richtet sich an Foiling-Anfänger. Die selbstregulierenden J-Foils erleichtern jedem Freizeitsegler den Einstieg. Das Speedpotenzial der 4,70 langen Jolle liegt keinesfalls im Bereich einer Motte, Geschwindigkeit über 20 Knoten sollen allerdings problemlos möglich sein.
Im Bereich der Motten-Alternativen kommt in dieser Preiskategorie vielen sofort die Waszp in den Sinn. Das kommt nicht von ungefähr, denn die Hersteller hatten es sich 2015 zur Aufgabe gemacht, das Konzept der Konstruktionsklasse in ein vereinfachtes und günstigeres One Design zu bringen. Der Aufbau der Klasse ist gelungen, die Moths sind jedoch dank der Weiterentwicklungen im Rahmen des offenen Regelwerks in der Performance deutlich enteilt. Wer jedoch einen guten Einstieg ins Foilen mit starken One-Design-Regattafeldern sucht, ist hier an der besten Adresse dieser Auflistung. Mit einem Neupreis von 15.500 Euro bei Ziegelmayer hat der Motten-Abkömmling allerdings noch immer einen stolzen Preis. Gebraucht gibt es Boote um 10.000 Euro auf dem Markt.
Einfach draufsetzen und lossegeln – das ist mit einigen der hier genannten Einrumpf-Foilern nicht möglich. Mit ihren extrem schmalen Wasserlinien sind Moth oder Waszp wahre Foltergeräte, solange sie nicht fliegen, der Verdrängermodus ist kräftezehrend zu segeln. Das verleidet vielen Einsteigern das Durchhalten bis zum Erfolgserlebnis. Das Foiling Dinghy ist dagegen zunächst einmal eine ganz normale Jolle, die jeder segeln kann, der auch mit einem Laser oder einer Europe, einem OK- oder Finn-Dinghy zurechtkommt.
Zwei L-Foils, jeweils neigbar an den Rumpfseiten montiert, durchschneiden das Wasser, eine Technik, die im Grundsatz mit dem Mega-Katamaran „Hydroptére“ bekannt wurde. Diese Foils wirken zugleich seitlich gegen Abdrift und erzeugen Auftrieb. Sie beeinflussen sich gegenseitig in einem komplizierten Zusammenspiel physikalischer Gesetze, womit eine stabile Fluglage erreicht wird. Die Höhenkontrolle erfolgt selbstregulierend. Das Foiling Dinghy ist daher sehr einsteigerfreundlich, kommt an das Foil-Gefühl und die Geschwindigkeiten einer Motte in luftiger Höhe allerdings nicht heran und konnte sich zudem nicht entscheidend auf dem Markt durchsetzen. Neu kostete die Flugjolle zum Markteinstieg 2018 segelfertig rund 14.000 Euro, die wenigen Gebrauchtboote auf dem Markt bewegen sich meist in einem ähnlichen Preissegment und nur selten unter 10.000 Euro.
Gerade für Einsteiger hält auch der Motten-Gebrauchtmarkt immer wieder spannende Angebote bereit. Ohne Regattaambitionen kann man so auch unterhalb von 8.000 Euro reichlich Flugspaß haben. Insbesondere wenn man bereit ist, selbst Hand anzulegen, kann auch auf der Regattabahn mit einem geringen Budget einiges gehen. „Der Refit einer bestehenden Motte ist derzeit vermutlich die beste Option, um vergleichsweise günstig und mit minimalem Aufwand an ein schnelles Boot von hoher Qualität zu kommen”, bestätigt auch Moser. Damit kann das wohl bekannteste Fluggerät dieser Übersicht trotz des gegenteiligen Rufs auch zu den Günstigsten zählen, wobei die enorme Preisspanne zu den Top-Modellen zu beachten ist. YACHT-Redakteur Max Gasser hat den Selbstversuch gewagt und in einem eigenen Artikel Einblicke in den Kauf- und Refit-Prozess gegeben.
Einsteigerfreundlichkeit, aber deutlich bessere Foiling-Performance als beispielsweise das Foiling Dinghy sollte die in Zusammenarbeit mit Quant-Chef Michael Aeppli entwickelte Skjeeta bieten. Dabei wurde auf das bewährte Lift-System der Motte zurückgegriffen, jedoch mit entscheidenden Modifikationen. Beim Rumpfkonzept erlebt der Scow-Bug, der auch aus den Ursprüngen der Motten-Entwicklung stammt, eine Renaissance. Der Hauptunterschied zur Motth findet sich am Hauptfoil und dessen Verstellmechanismus. Während bisher bei T-Foils, ob Motte oder damit ausgerüstete Katamarane, wie iFly oder Whisper, auf eine Trimmklappe an der Hinterkante des Foils gesetzt wurde, arbeitet bei der Skeeta das gesamte Foil. Der gesamte Foil-Mechanismus auch am Ruder sowie auch das Rigg wurden zudem zuletzt nochmals überarbeitet, wodurch die aktuelle Version der Skeeta ausgewogener zu segeln sein soll. Neu liegt dieser Foiler bei rund 16.000 Euro, gebraucht gibt es die flotten Spaßgeräte auch unter 10.000 Euro. Außerdem gibt es mittlerweile eine kleinere Version namens Nikki, die speziell für Jugendliche und leichtgewichtige Erwachsene entwickelt wurde und preislich noch attraktiver ist.
Beeindruckend günstig kam der Einmann-Katamaran UFO auf den Markt. Mit einem heutigen Neupreis von 10.500 Euro scheint das Design von Fulcrum Speedworks aus den USA noch immer unschlagbar. Der kleine Foiler soll ab 8 Knoten Windgeschwindigkeit abheben und insbesondere aufgrund seines Daseins als Multihull auch für Einsteiger gut zu handlen sein. Gebraucht sind die Boote aufgrund der geringen Verbreitung schwer zu bekommen, liegen preislich allerdings gut unter 10.000 Euro. Ebenfalls alleine gesegelt wird mit dem iFly 15 ein weiterer Katamaran. Dieser liegt neu derzeit allerdings bei 29.980 Euro. Beispielsweise gebrauchte A-Cats, die auch auf Regatten gesegelt werden, gibt es dagegen auch für deutlich weniger Geld.
Will man wirklich günstig und unkompliziert abheben, muss der Blick zwangsläufig auch über den Tellerrand des Segelns hinausgehen. Insbesondere das Wingfoilen hat sich dabei in den vergangenen Jahren auch untere Seglern zu einem Trend entwickelt. Es kombiniert Elemente des Windsurfens und Kitesurfens, indem eine Art "Schwingenflügel" in Verbindung mit einem Hydrofoil-Board verwendet wird. Als Einsteiger eignen sich robuste und preiswerte Kits neu oder gebraucht bereits ab etwa 1.500 Euro, was das Wingfoilen zu einer zugänglichen Option für segelbegeisterte Sportler macht. Zudem ist die Lernkurve relativ steil, und viele Segler können bereits nach wenigen Trainingseinheiten erste Erfolge auf dem Wasser verzeichnen. Auch auf einem längeren Segeltörn kann das platzsparende Equipment mit an Bord. Mehr über Wingsurfen und den Surfsport im Allgemeinen gibt es bei unserem Schwestermagazin SURF.
Das Kitefoilen bietet eine weitere dynamische und adrenalinfördernde Alternative, die jedoch auch eine höhere Einstiegshürde in Bezug auf das benötigte Können und die Ausrüstung darstellt. Einsteiger können mit Kosten ab etwa 1.500 Euro für eine Basisausrüstung rechnen.
Eine weitere interessante Option ist das Windsurfen mit Foil, das Seglern eine nahe Verwandtschaft zu ihrem Ursprungssport bietet. Hier liegen die Kosten für ein Einsteigerset ähnlich wie beim Wing- und Kitefoilen, nach oben sind allerdings ebenso kaum Grenzen gesetzt. Die grundlegenden Techniken des Windsurfens helfen beim Einstieg und lassen sich relativ zügig auf das Foilen übertragen.
Auch ganz ohne Wind, beispielsweise auf Törn an einem Flauten-Tag, können sich Segler in die Lüfte wagen. Pumpfoiling ist dabei besonders für diejenigen interessant, die eine intensive körperliche Aktivität suchen. Der Sportler erzeugt durch rhythmische Bewegungen auf dem Board Auftrieb, um über das Wasser zu gleiten. Diese Form des Foilens ist eine hervorragende Möglichkeit, Kraft und Koordination zu trainieren, allerdings kann es für absolute Anfänger eine große Herausforderung darstellen. Die Einstiegskosten liegen je nach Equipment etwa bei 1.000 bis 1.800 Euro.
SUP-Foilen erweitert das traditionelle Stand Up Paddleboarding um das Element des Foilens, vor allem in Wellen und auf offenem Wasser. Foil-SUPs sind teurer als normale SUP-Boards und starten preislich bei ungefähr 1.200 Euro. SUP-Foiling ist besonders reizvoll für jene, die bereits Erfahrung im traditionellen SUP haben und auf der Suche nach neuen Wassersporterlebnissen sind.
Wer den segelfreien Tag ohne große Sporteinheiten mit viel Spaß verbringen will, ist beim E-Foilen an der richtigen Adresse. Es erfordert minimalen körperlichen Einsatz, da ein elektrischer Motor das Board antreibt. Das E-Foiling ist jedoch weitaus teurer als die zuvor genannten Alternativen. Schnell können Preise von 5.000 Euro und mehr erreicht werden. Günstiger als beim klassischen Segeln auf Tragflügeln ist man damit jedoch allemal.