EissegelnKufen-Segler auf deutschen Seen unterwegs – Klimawandel kein Problem?

Max Gasser

 · 20.02.2025

Spiegelglattes Eis und blauer Himmel: Ein DN-Schlitten fährt über den Pönitzer See. Das Bild ist heute entstanden.
Foto: Carsten Horstmann
Teile Deutschlands wurden in den vergangenen Tagen von extremer Kälte heimgesucht. Was den Normalbürger zum Bibbern bringt, freut eine Spezies von Wassersportlern besonders.

Eissegler können derzeit auf deutschen Gewässern mit ihren Schlitten Kreise ziehen und Höchstgeschwindigkeiten jagen. Während das erstmals im 17. Jahrhundert aufgekommene Eissegeln früher auch hierzulande auf einigen Revieren wie dem Bodden bei Wustrow, dem Stettiner Haff oder dem Wittensee und Wörthsee in nahezu jedem Winter selbstverständlich war, ist es in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten zur Seltenheit geworden. Stattdessen müssen Eissegler heute oft weite Strecken zurücklegen, um überhaupt auf Eis segeln zu können.

Der Klimawandel und die damit einhergehende Verschiebung des Jetstreams haben massive Auswirkungen auf die Verfügbarkeit geeigneter Eisflächen und stellen die Segler der kalten Jahreszeit vor Herausforderungen. Umso mehr dürfte es daher die aussterbende Gruppe deutscher Eissegler freuen, dass ihr Hobby derzeit unter anderem auf dem Pönitzer See bei Scharbeutz oder im Süden auf dem Rottach See möglich ist.

Über 100 Teilnehmer bei Weltmeisterschaft der DN-Schlitten

Mindestens 15 Zentimeter Kern-Eis, möglichst ohne Lufteinschlüsse und Schnee, dafür spiegelglatt: So lauten die Optimalvorgaben, um beim Eissegeln seine Spuren ins gefrorene Wasser zu kratzen. Beispielsweise mit einem DN-Schlitten, welcher aus einem Konstrukteurs-Wettbewerb der Detroit-News 1930 hervorging. Geschwindigkeiten um 100 Kilometer pro Stunde sind mit den rund 3,70 Meter langen Konstruktionen kein Problem. Neben der etwas größeren und weniger verbreiteten “XV”-Klasse gibt es auch Varianten, die auf dem Eis unter Segeln ohne Schlitten auskommen. In Kombination mit Schlittschuhen kommt beim “Kellensurfen” ein Surfrigg mit einer Suppenkelle unter dem Mastfuß zum Einsatz, andere nutzen den Wing vom Wingsurfen oder auch einen Kite.

Neben purem Spaß mit viel Adrenalin werden vor allem die DNs aber zudem aktiv auf Regatten gesegelt. Kürzlich fand auf dem Winnebagosee im US-Bundesstaat Wisconsin die Weltmeisterschaft mit über 100 Teilnehmern statt, auch vier deutsche Eissegler gingen an den Start. Die Rennen zeichnen sich durch ihre kurze Dauer von maximal 20 Minuten und den speziellen Inline-Kurs (in Europa) mit sicherheitserhöhenden Sperrzonen in Lee oder Luv der Luv- beziehungsweise Leetonne aus. Außerdem wird die Position an der Startlinie per Los vergeben: Segler mit geraden Startnummern positionieren sich auf der linken Hälfte der Startlinie auf Backbordbug, während diejenigen mit ungeraden Nummern die rechte Hälfte auf Steuerbordbug einnehmen.

Klimawandel: Steht das Eissegeln vor dem Aus?

Allerdings kommt es inzwischen zu vermehrt zu Verschiebungen von Events, teils sogar mit Ortswechsel. Der Saisonstart verschiebt sich zudem kontinuierlich nach hinten. Wo früher Ende Oktober die ersten Regatten stattfanden, beginnt die Saison heute oft erst Mitte November.

Mit der jetzt aufkommenden Warmfront dürfte auch das aktuelle Winterglück der Eissegler spätestens am Wochenende dahinschmelzen. Für einige größere Seen wie beispielsweise den aktuell nicht vollständig zugefrorenen Ratzeburger See in Schleswig-Holstein hat es damit erneut nicht gereicht. Bis 1987 war das Binnenrevier südlich von Lübeck jährlich zuverlässig mit Eis versorgt worden, zuletzt war das Eissegeln dort vor vier Jahren möglich.


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