Hallberg-Rassy 40CFahrtentourer von tadelloser Qualität im YACHT-Test

Michael Good

 · 12.08.2025

Keine Probleme mit Wind und Wellen. Die steife und robuste Mittelcockpityacht steckt auch die ruppigen Bedingungen vor den Außenschären von Orust gelassen weg.
Foto: YACHT/Ben Scheurer
​Da kann kommen, was wolle: Die Hallberg-Rassy 40C legt nicht nur in Sachen Qualität und Segeleigenschaften vor. Der Test einer robusten Mittelcockpityacht die heute noch so aktuell ist wie zur Neuvorstellung vor fünf Jahren.

​Es mag einem vielleicht nicht als die beste aller Ideen vorkommen, spät im Dezember und hoch oben in Schweden noch eine Segelyacht zu testen – die Wahrscheinlichkeit für Sturm und Schneefall ist recht hoch. Die Ak­tualität jedoch und bevorstehende Ereignisse bedingen manchmal ungewöhnliche Handlungsweisen. Und wenn die Werft Hallberg-Rassy noch kurz vor Weihnachten ein brandneues Modell erprobt, dann ist die YACHT-Testredaktion natürlich mit dabei.


Mehr von der Werft:


Für den nordischen Probeschlag üben sich die Mächte von Eis und Finsternis aber doch in erfreulicher Zurückhaltung. Es ist zwar frisch und mit gegen 20 Knoten Wind auch zugig, zudem hat eine vorab durchgezogene Sturmfront draußen auf dem offenen Meer einen beeindruckenden Seegang von zwei bis drei Meter Höhe hinterlassen. Für eine große, robuste Mittelcockpityacht wie die neue Hallberg-Rassy 40C sind die Bedingungen für einen Test auf Herz und Nieren aber gerade richtig.

Mit spürbar viel Kraft und Energie arbeitet sich die Konstruktion von Germán Frers durch die aufgewühlte See. Hartes Aufkreuzen gegen die hohen und steilen Wellen gestaltet sich anspruchsvoll, so lässt man auch die Rassy unter diesen Bedingungen mit leicht geschrickten Schoten besser etwas laufen. Knapp 8 Knoten Speed über Grund schafft die Schwedin locker auf einem Kurs von 60 Grad zum Wind, und sie setzt dabei angenehm weich in die Wellen ein.

Dass die Mannschaft im hohen Mittelcockpit auch mal ein paar Spritzer abbekommt, ist wohl weniger der Konstruktion geschuldet als vielmehr den harschen Bedingungen und der für den Test eingerollten Sprayhood.

Die Lust am Steuern

Die neue HR über die mächtigen Wellen zu lenken gestaltet sich leicht und einfach. Die komplett mit Kardanwellen arbeitende Ruderanlage liefert dem Steuermann ausreichend Rückmeldung sowie ein gutes Ansprechverhalten auf das große Rad. Auch bei viel Krängung in den Böen ist die Schwedin jederzeit gut kontrollierbar, natürlich auch dank der doppelten Ruderblätter. Das zeigt sich speziell auf dem Kurs zurück zur Küste mit dem Wind. Wie ein kleines Sportboot lässt sich der elf Tonnen schwere Luxus­kreuzer wunderbar nach Druck steuern. Das macht nicht nur sehr viel Spaß am Rad, sondern sorgt zudem für eine erstaunliche Performance. Der Tagesrekord beim Test liegt bei 12,6 Knoten im Surf, mit Wellen­unterstützung. Für ein Tourenboot dieser Ausrichtung, Größe und dieses Gewichts ist das schon eine echte Ansage.


Messergebnisse der Hallberg-Rassy 40C

Windgeschwindigkeit: 18 kn (5 Bft.); Wellenhöhe: ca. 0,5 Meter (im geschützten Revier).

Die Ermittlung der genauen Leistungsdaten ist im geschützten Schärengarten vor Ellös einfacher. Hier wendet das Boot bei zwischen 15 und 18 Knoten Wind und nur wenig Welle über einen Winkel von 85 Grad und loggt dabei etwas mehr als 7 Knoten Fahrt. Das sind ebenfalls beachtliche Er­gebnisse für eine Mittelcockpityacht mit im Grunde nur wenig Anspruch an eine aus­gewiesene Leistungsfähigkeit. Die hochwertigen Laminatsegel von Elvstrøm, welche beim Testschiff angeschlagen sind, helfen dabei kräftig mit. Im Standard wird das Boot mit einem Satz einfacheren Dacron-Segeln ausgestattet, ebenfalls von Elvstrøm.

Der dazu perfekt passende Rollmast von Seldén steht ebenfalls auf der Liste der Op­tionen, wird aber in den meisten Fällen geordert. In Kombination mit elek­trischen Antrieben für sämtliche Fallen- und Schotwinschen sowie für die Furler lassen sich die Segel nicht nur auf Knopfdruck ein- und aus­rollen, sondern im Falle der Genua eben auch dichtholen oder dank Revo-Winschen von Lewmar fieren.

Als einfache Sechsfach-Talje geschoren, ist die Führung der Großschot allerdings zu schwach ausgelegt und verlangt speziell bei mehr Wind nach viel Kraft zum Dichtholen und Umsicht beim Fieren. Eine zusätzliche Winsch für das Trimmen des Großsegels wäre an dieser Stelle angebracht, ist allerdings leider auch nur als Extra und gegen Aufpreis erhältlich.

Das Plus an Volumen

Mit einer stattlichen Breite von 4,18 Metern bei einer Rumpflänge von 12,30 Metern ist das neue Schiff aus Ellös nicht nur fülliger als die Boote der vergleichbaren Konkurrenz, sondern zeigt auch deutlich kompaktere Linien als ihre größere Schwester Hallberg-Rassy 44 (Test in YACHT 3/2017), die immerhin 1,40 Meter länger, aber nur gerade zwei Zentimeter breiter ist. Damit kann die Werft die Mittelcockpits der beiden Schiffe in exakt denselben Abmessungen bauen. Speziell das Heck ist beim neuen und kleineren Schiff nochmals bulliger geworden und real sogar noch breiter als bei der 44er, um 24 Zentimeter.


Preise der Hallberg-Rassy 40C

  • ​Grundpreis ab Werft: 641.500 Euro brutto inklusive 19% MwSt.
  • Standardausrüstung inklusive: Motor, Schoten, Reling, Positionslaternen, Batterie, Kom­pass, Polster, Pantry/Kocher, Lenzpumpe, WC, Segelkleid, Anker/Kette, Fender, Festmacher, Feuerlöscher, E-Kühlfach, Fäkalientank mit Absaugung, Antifouling-Anstrich, segelklare Übergabe
  • Darüber hinaus im Preis enthalten: Bugspriet mit Ankerhalterung, Bleikiel, feste Windschutzscheibe, Teakholz-Gräting auf dem Cockpit­boden, Cockpittisch
  • Allgemeine Garantie: 1 Jahr

Das zusätzliche Volumen nutzt die Werft, um im Achterschiff zwei große und tiefe Stauboxen, zum Beispiel für die Fender und Festmacher, realisieren zu können. Die nur optional erhältliche Heckklappe am Heck schließt bis zur Hälfte des Spiegels. Die Werft will mit einer kleineren Plattform Gewicht sparen und auf einen elektrischen Mechanismus zum Öffnen und Schließen verzichten können; ein einfacher Taljenzug reicht beim Testschiff dafür allemal aus. Eine größere Badebühne wie etwa bei der HR 44 will die Werft derweil auch als Option nicht anbieten.

Wie für alle aktuellen Modelle baut Hallberg-Rassy auch die Rümpfe und Decks der neuen 40C zentral in der werfteigenen Produktion im nahe gelegenen Kungshamn. Die Strukturen entstehen im bewährten Handauflegeverfahren als robuste Sandwichkonstruktionen mit Schaumkern. Beim neuen Schiff hat die Werft nun erstmals einen Teil der Bodenwrangen zur Versteifung bis zur Rumpf-Deck-Verbindung hochgezogen. Damit können die Handwerker beim Ausbau unter Deck auf die bisher unvermeidlichen Halbschotten weitgehend verzichten, was mehr Spielraum bei den Gestaltungsmöglichkeiten unter Deck eröffnet.

Auf Wunsch mehr Platz

Die Pantry kann man in zwei Größen wählen. Bei der ausgedehnten, äußerst geräumigen Variante wird die Kochnische um mehr als einen halben Meter nach achtern verlängert. Damit gewinnt die Küche an weiterer Arbeitsfläche und Staumöglichkeiten. Zudem lassen sich ein Geschirrspüler sowie ein zusätzlicher Kühlschrank unterbringen. Wählt man die kleinere Standard-Pantry, welche aber immer noch genug Platz und reichlich Stauräume bietet, wird das Volumen zwischen Pantry und Achterkabine für den Einbau einer größeren und tieferen Backskiste genutzt, welche vom Cockpit aus zugänglich ist. Hier muss der Kunde letztlich entscheiden und die Kompromisse gegen­einander abwägen.

Ausbauvarianten gibt es zudem für die geräumige Eignerkabine achtern. Und auch hier treten die Vorteile der extremen Breite am Heck noch einmal deutlich zutage: Anstelle des zentral platzierten Doppelbetts können eine seitliche Zweierkoje sowie eine zusätzliche Liegefläche zur Einzelnutzung eingebaut werden. Die Alternative mit bis zu drei Kojen achtern darf Hallberg-Rassy innerhalb des direkten Wettbewerbs exklusiv für sich beanspruchen.

Mehr Raum statt zweites Bad

Was die Hallberg-Rassy 40C aber ebenfalls von der Konkurrenz abgrenzt, ist die nicht vorhandene Ausbauvariante für eine zweite Nasszelle. Bei der Schwedin bleibt es bei nur einem, dafür aber auch besonders großzügig angelegten Bad im Vorschiff mit einem abgetrennten Duschbereich, viel Stauraum sowie der Möglichkeit, eine Waschmaschine aufzustellen. Bei den Vorgängermodellen Hallberg-Rassy 39 und 40 war ebenfalls lediglich ein Toilettenbereich vorgesehen. So gesehen halten sich die Schweden an das bewährte Konzept und nutzen den Raum auf andere Weise.

Davon profitiert zum Beispiel der Maschinenraum, in den man sogar ein Stück weit hineinkriechen kann. Der Vierzylinder-Einbaumotor mit 60 PS von Volvo Penta wird als Novum für Hallberg-Rassy invers installiert, also hinter dem Saildrive. Damit entsteht Raum für einen Generator, der dann direkt hinter der Niedergangstreppe seinen Platz findet.

Technik-Fans kommen auch beim neuen Schiff von Hallberg-Rassy einmal mehr auf ihre Kosten. Sämtliche Installationen sind tadellos ausgeführt, vorbildlich beschriftet und überall bestens zugänglich. Die Werft baut die Bordtechnik und die Verkabelung ganz zum Schluss ins Schiff ein, teil­weise sogar erst nach den Möbeln. Auf diese Weise wollen die Yachtbauer sicherstellen, dass die Komponenten immer gut erreichbar bleiben.

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Das Thema Ventilation steht bei Hallberg-Rassy ebenfalls im Fokus. Zahlreiche Luken, große zu öffnende Aufbaufenster in Sonderanfertigung sowie einige Dorade­lüfter sorgen im Schiff für ausreichend Zirkulation. Die Türen von Kästen und Stau­räumen sind zudem mit Lüftungsschlitzen und rückwärtig teilweise mit schön verlegten Wegerungen in Echtholz versehen.

Die Pflege des guten Rufs

Die Bau- und Ausbauqualität der Yachten aus Ellös zu beschreiben ist irgendwie so, als würde man Wasser in den Rhein tragen. Wer sich für Segelschiffe interessiert, kennt die Marke und die Güte ihrer Produkte. Nicht ohne Grund steht der Name Hallberg-Rassy seit Jahrzehnten für die Hochwertigkeit des skandinavischen Yachtbaus. Und mit ihrer neuen 40C untermauern die Schweden dieses lang und hart erarbeitete Renommee nochmals nachhaltig.

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YACHT-Bewertung der Hallberg-Rassy 40C

​Viertes Modell der jüngsten Generation Hallberg-Rassy mit breitem Heck und zwei Ruderblättern. Die 40C zeigt im Test bei hohen Wellen ausgezeichnete Segeleigenschaften. Die tadellose Qualität und die erstklassige Ausstattung erklären den gehobenen Preis.

Konstruktion und Konzept

Moderne Konstruktion

Robuste und hochwertige Bauweise

Gut geschütztes Mittelcockpit

Segelleistung und Trimm

Segelt steif und schnell

Sicheres, einfaches Handling

Schwache Großschotführung

Wohnen und Ausbauqualität

Gemütliches Ambiente unter Deck

Erstklassige Ausbauqualität

Pantry in zwei Größen erhältlich

Ausrüstung und Technik

Umfangreiche Grundausstattung

Hochwertige Anbauteile

Keine große Badeklappe machbar

Die Hallberg-Rassy 40C im Detail

Wandelbar. Für die Eignerkabine achtern gibt es Varianten, für die Pantry auch.Foto: YACHT/N. CampeWandelbar. Für die Eignerkabine achtern gibt es Varianten, für die Pantry auch.

Technische Daten der Hallberg-Rassy 40C

  • Konstrukteur: Germán Frers
  • CE-Entwurfskategorie: A
  • Rumpflänge: 12,30 m
  • Gesamtlänge (mit Bugspriet): 13,06 m
  • Wasserlinienlänge: 11,74 m
  • Breite: 4,18 m
  • Tiefgang/alternativ: 1,92/1,60 m
  • Theor. Rumpfgeschwindigkeit: 8,3 kn
  • Gewicht: 11,0 t
  • Ballast/-anteil: 3,65 t/33 %
  • Masthöhe über Wasserlinie: 19,75 m
  • Großsegel: 52,2 m²
  • Rollgenua (110 %): 44,2 m²
  • Maschine (Volvo P.): 44 kW/60 PS
  • Kraftstofftank (Kunststoff): 400 l
  • Frischwassertank (Kunststoff): 520 l
  • Fäkalientank (Kunststoff): 60 l

Rumpf- und Decks­bauweise

GFK-Sandwichlaminat mit Schaumkern, gebaut in Handauflage mit Vinylester und Polyesterharz. Volllaminat in den Bereichen von Kiel und Ruderwellen.

​Werft

Hallberg Rassy Varvs AB, 47431 Ellös (Schweden); www.hallberg-rassy.com

Vertrieb

Hallberg-Rassy Deutschland GmbH, 23730 Neustadt; www.hallberg-rassy.de

Die Hallberg-Rassy 40C bei YACHT tv

Der Test ist erstmalig 2020 erschienen und wurde für diese Onlineversion überarbeitet.

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