Fridtjof Gunkel
· 24.09.2024
Geschlossenes Heck mit Stufen und elektrisch ausfahrbarer Badeplattform, tiefes Mittelcockpit mit fester Scheibe, ausgeformte Scheuerleiste und ein eher hoher Aufbau: Die neue Saare 47 wirkt traditionell oder sagen wir zeitlos, in jedem Fall aber gefällig. Das Design des Finnen Karl-Johan Strahlmann entsteht bei Saare Yachts, die der ehemalige Händler Thomas Nielsen vor Jahren übernommen und weiterentwickelt hat. Die Werft aus dem Baltikum hat früher für Finngulf gebaut, auf der Insel Saaremaa, wo ein breit aufgestellter Bootsbaucluster vom Formenbau bis zur Niroverbeitung für diverse namhafte Werften tätig ist.
Die YACHT hat das Boot bereits gestestet; der Bericht erscheint demnächst. Die Bedingungen waren jedoch alles andere als ideal, eine brutal kurze wie steile Welle bei 15 bis 19 Knoten Wind drückte in die Eckernförder Bucht und verhinderte Werte von über sechseinhalb Knoten an der Kreuz. Dennoch meisterte das Boot die Stolpersteine souverän und ließ sich noch angenehm steuern, wobei sich ein gewisser Widerstand durch die diversen Umlenkungen der Kardanwelle vom Mittelcockpit bis zum Heck durchaus spüren ließ. Abgefallen auf 60 Grad zum Wind und tiefer zeigte die Saare dann, was in ihm steckt: Souveränität und Speed, acht bis neun Knoten auch über längere Zeiträume und volle Kontrolle sind kein Problem. Es segelt dann trocken und sitzt gut auf der Welle, ohne Tendenzen den Bug ins Wasser zu drücken. Dabei macht auch die Bedienung Spaß: Ausgestattet mit Seldens bewährtem Rollreffmast, einer versenkten Furlex-Rollreffanlage, Elvströms neuer Filament-Membran Xylo und starken elektrischen Winschen von Harken ließen kaum Wünsche offen
Der gute Eindruck setzt sich unter Deck fort. Passend zur äußeren Etrscheinung zeigt sich der Ausbau in Kaya-Mahagoni oder Eichen-Furnieren ebenfalls recht traditionell. Die Raumaufteilung ist für vier Personen optimiert. Der Eignerbereich der Saare liegt im Heck, wo eine breite Mittelkoje eingebaut ist und ein eigenes großes Bad zur Verfügung steht. Gäste wohnen vorn, wo eine zweite Nasszelle zu finden ist. Dort ist eine große durchgehende oder eine halb geteilte Koje möglich. Die Pantry ist im Standard nicht im Durchgang nach achtern platziert wie auf vielen Mittelcockpityachten üblich, sondern neben dem Niedergang an Steuerbord. Alternative ist eine an Backbord und nach achtern versetzte Pantry. Der freigewordene Raum lässt sich dann mit einer Stockbettkabine oder einem komplett abgeteilten Büroraum beziehungsweise großzügiger Navigation nutzen.
Die Bauweise der Saare 47 und die Komponenten sind oberes Regal. Die Laminate entstehen ausnahmslos unter Verwendung von Vinylesterharz im Vakuum-Infusionsverfahren. Türen und Schrankklappen werden aus überfurnierten Honeycombe-Schaumplatten gefertigt, was einen immensen Gewichts- und Festigkeitsvorteil mit sich bringt. Die Bodengruppe ist aus GFK gefertigt und mit vielen Winkellaminaten im Schiff verankert. Die Deck-Rumpf-Verbindung und die Schotten sind voll anlaminiert. Der Kiel besteht aus Blei. Das hochwertig und umfassend ausgestattete Boot kostet 984.203 Euro inklusive Mehrwertsteuer.
Die Saare 47 feiert ihre Weltpremiere auf der boot Düsseldorf im Januar 2025.