Hanseyachts“Gezielt neue Impulse setzen”

Fridtjof Gunkel

 · 04.06.2025

Hanseyachts: “Gezielt neue Impulse setzen”Foto: HanseYachts AG
Andreas Müller
Andreas Müller ist der neue Mehrheitsgesellschafter bei der HanseYachts AG. Sein Einstieg in das Unternehmen hatte jüngst für Aufsehen in der Branche gesorgt. Wir haben mit ihm über die Ziele und die künftige Ausrichtung der Greifswalder Großserienwerft gesprochen.

YACHT: Herr Müller, was sind Ihre ersten Tätigkeiten und Maßnahmen nach dem Einstieg bei HanseYachts?

Andreas Müller: Ich freue mich sehr, gemeinsam mit Hanjo Runde Verantwortung für die Zukunft von HanseYachts zu übernehmen und das Unternehmen aktiv weiterzuentwickeln. Mein erster Schritt ist es, die Menschen kennenzulernen, die dieses Unternehmen ausmachen. Danach stehen für mich unsere wichtigsten Partner im Fokus – der persönliche Austausch ist mir besonders wichtig.

Was wollen Sie verändern?

Im Kerngeschäft ist HanseYachts bereits gut aufgestellt. Ich werde mir das Geschäftsmodell entlang der gesamten Wertschöpfungskette genau anschauen und dort gezielt neue Impulse setzen, wo ich Potenzial sehe. Dabei geht es nicht um radikale Veränderungen, sondern um nachhaltige Weiterentwicklung – getragen von unternehmerischem Denken und Verantwortung. Mir ist es auch ein Anliegen, ein bewusstes Zeichen zu setzen: In Deutschland wird derzeit vieles schlechtgeredet – dabei steckt in unserem Land enormes Potenzial. Ich glaube an die Stärke des industriellen Mittelstands und daran, dass wir als Unternehmer Verantwortung übernehmen müssen, um Chancen zu nutzen und langfristig zu denken. Genau deshalb bekenne ich mich auch ganz klar zum Standort Greifswald: Für mich ist dieser Standort zentral für die Zukunft von HanseYachts – er hat unsere volle Unterstützung und eine klare Perspektive.

Inwieweit werden Sie ins operative Geschäft einsteigen, und wie sehen Sie Ihre Rolle?

Ich werde mich bewusst aus dem operativen Geschäft heraushalten und habe großes Vertrauen in das bestehende Management. Meine Rolle sehe ich in der strategischen Weiterentwicklung – ich möchte neue Perspektiven aufzeigen und Ideen einbringen, die das Unternehmen langfristig voranbringen.

Welche Berührungspunkte hatten Sie bislang mit Motor- und Segelbooten?

Ich bin leidenschaftlich gern auf dem Wasser unterwegs. Eines meiner ersten Boote war eine Sealine – heute fahre ich eine restaurierte Colombo 32, die mir sehr am Herzen liegt. In naher Zukunft wird direkt neben ihr eine Yacht aus der HanseYachts-Gruppe liegen. Auch das Segeln macht mir große Freude – ich schätze die Vielfalt beider Welten sehr und genieße sowohl die Ruhe unter Segeln als auch die Dynamik von Motorbooten.

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Wo sehen Sie HanseYachts in zehn Jahren? Was sind Ihre mittelfristigen Ziele?

Ich möchte die Position von Hanse im Segelbootmarkt weiter festigen und gezielt ausbauen. Im Motorbootbereich – insbesondere in den USA – sehe ich erhebliches Wachstumspotenzial. Darüber hinaus gibt es spannende Geschäftsfelder, die wir derzeit noch nicht erschließen, die aber für die Zukunft vielversprechend sind.

Die Traditionsmarke Dehler scheint derzeit wenig Beachtung zu finden. Wie wollen Sie künftig mit ihr umgehen?

Dehler ist eine fantastische Marke mit langer Tradition und klarer Positionierung in ihrer Nische. Die aktuelle Modellpalette verkauft sich weiterhin gut. Dennoch ist es mittelfristig wichtig, mit neuen Modellen frische Impulse zu setzen.

Die jüngste Linie, die Außenborder-Motorboote von Ryck, wurde in einem rückläufigen Markt eingeführt. Wie hat sich die Marke entwickelt, und was planen Sie künftig?

Ryck wurde tatsächlich in einem schwierigen Marktumfeld gelauncht – und dennoch sehr erfolgreich, mit einer beachtlichen dreistelligen Stückzahl. Auch wenn Ryck aktuell nicht im Zentrum meiner Überlegungen steht, ist dieser Erfolg bemerkenswert. Mein Fokus liegt tendenziell auf größeren Booten.

Wie viele Segel- und Motorboote baut Hanse derzeit?

Im letzten Geschäftsjahr 23/24 waren es ungefähr 500 Boote.

Welches Modell kommt als nächstes auf den Markt, und welches wird das erste sein, das Ihre Handschrift trägt?

Wie gesagt, ich werde mich operativ zurückhalten. Die Modellentscheidungen trifft das erfahrene Team. Ich werde mich auf strategische Fragestellungen konzentrieren.

Welche Pläne haben Sie mit den Motorbootmarken Fjord und Sealine? Sind neue Modelle in Planung?

Bei Fjord wurden mit der 39 und der 490 zuletzt zwei neue Modelle erfolgreich eingeführt. Die Fjord 490 hat mich persönlich sehr begeistert. Sealine wird mit Sicherheit folgen – das Potenzial ist da, und wir arbeiten daran.

Wo sehen Sie Synergien zu Ihren übrigen Unternehmen?

Ein zentraler Aspekt ist für mich das mittelständische Denken und Handeln. Es geht darum, unternehmerisch, agil und langfristig zu agieren – mit Augenmaß, Verantwortung und Innovationsfreude. Genau dieses Mindset bringt die Müller Verwaltung in verschiedenen Bereichen ein, etwa bei Digitalisierung, effizientem Vertrieb oder Organisationsentwicklung – und das kann HanseYachts strategisch weiter voranbringen.

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