Hanse 360Hat die Neue das Zeug zur Klassenbesten?

Fridtjof Gunkel

 · 20.07.2024

Hanse 360: moderne, obendrein individuelle Linien
Illustrationen: Hanyseyachts
Komfort durch Platz und Ausstattung, seglerische Stärken, individuelle Linien und Optionen. Die Hanse 360 hat das Zeug, ganz groß rauszukommen. Die YACHT hat den Prototypen bereits gesegelt

Volumen ist Trumpf heutzutage; jede Großerienwerft setzt auf maximalen umbauten Raum. Senkrechte Freibords, gedrungene Vorschiffslinien und vor allem eine große anhaltende Breite schaffen Platz für Mensch, Ausrüstung und Gedöns an und unter Deck. Das flache schlanke mit Geschwindigkeit assozierte Boot ist aus der semiindustriellen Fertigung verschwunden, das bieten nur noch skandinavischew Nischenwerften wie Luffe oder Faurby an. Der Markt will offenbar mehr Platz als Power. Aber widerspricht sich das?

Die neue Generation Massenboot von Bavaria, Beneteau, Jeanneau und Hanse will und soll Beides: Platz bieten und dennoch gut segeln. Die drei erstgenannten haben bereits Boote in der elf Meter Klasse erfolgreich am Markt platziert, nun zieht Greifswald nach.

Die Hanse 360 ist die vielleicht die wichtigste Neuerscheinung 2024 im größten Bootsbausegment der Fahrtenyachten: Mit dem neuen Boot bringt die Werft in Greifswald ein neues Modell in der beliebten Elf-Meter-Klasse. Das Schiff ist bereits der vierte Entwurf aus der Kooperation mit den französischen Designern von Berret-Racoupeau, die es geschafft haben, der Linie eine frische und vor allem eigenständige Optik zu verleihen. Ein Mix aus harten und weichen Chines, das breite halboffene Heck, durch Sicken betonte große Rumpffenster, eine prägnante Fensterlinie in dem eher flachen Aufbau und der heute obligatorische feste Bugspriet verleihen dem Boot Charakter und Modernität.

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Die Linien und die Fenstergestaltung lassen die Hanse 360 unverwechselbar erscheinen
Fotos: YACHT/J. Kubica

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Sämtliche Fallen, Strecker und Schoten sind bis nach achtern vor die beiden Radsäulen geführt. Ein zweites Paar Winschen für Gennaker oder Code Zero lässt sich weiter vorn ebenfalls auf dem Süll installieren. Das Kajütdach bleibt im Niedergangsbereich in jedem Fall von Segelhardware frei. Standard ist eine Selbstwendefock, optional sind Genuaschienen vorn auf dem Dach erhältlich. Sechs kleine und zwei große Decksluken sowie vier zu öffnende Aufbaufenster sorgen, getoppt noch durch zwei optionale Cockpitfenster, für eine gute Be- und Durchlüftung der Innenräume.

Vier Meter breit: Hanse mit Klassenrekord

Mit einer Breite von fast vier Metern kommt sie auf dasselbe Maß wie die etwas längere Bavaria C 38, die beiden deutschen Boote sind damit Vorreiter, was das Innenraumvolumen angeht. Neben einer höheren Anfangs- und Rumpfstabilität bringt das auch achtern sehr breite Boot aus Greifswald lässig zwei üppige Achterkabinen unter. Die Kabinen kommen dort auf jeweils knapp fünf Quadratmeter Platz (inklusive Schrankraum), so die Werft. Eine Achterkabine plus eine riesige Backskiste ist der Standard. Optionen auch im Salon, den es mit oder ohne Kartentisch und dafür einem längeren Sofa gibt. Die große Besonderheit liegt jedoch im Vorschiff: Hier ist gegen Aufpreis der Einbau einer zweiten Nasszelle möglich; ein Novum in dieser Bootsgröße. Hanseyachts wirbt mit weiteren Alleinstellungsmerkmalen. So habe die 360 den größten Kühlschrank in ihrer Klasse und obendrein eine Wetbar mit Grill nebst einem Cockpittisch mit optionaler zweiter Kühlbox.

Drei Riggs, vier Antriebe

Die Hanse 360 ist mit drei verschiedenen Riggs zu haben: Rollreff-Großsegel, konventionelles Pinhead-Groß und Fathead-Variante. Umfangreich ist auch die Vielfalt der Antriebe: Als Verbrenner stehen 29 und 39 PS starke Verbrenner zur Wahl, jeweils mit zweiblättrigen Faltpropellern. E-Antriebe sind mit 25 Kilowatt starken Ausführungen und 18 oder 36 Kilowattstunden Energie zu haben. Zur Energieerzeugung bietet die Werft auch eine Brennstoffzelle an. Die Optionenvielfalt ist für ein Boot dieser Größe sehr ausgeprägt; selbst ein ausfahrbares Heckstrahlruder lässt sich ordern, auch ein Novum. Das Boot kostet 221.221 Euro (inkl. MwSt.). Die Weltpremiere findet beim Cannes Yachting Festival statt (10. bis 15. September).

Technische Daten

  • Rumpflänge 10,60 m
  • Gesamtlänge 11,18 m
  • Länge Wasserlinie 10,29 m
  • Breite 3,99 m
  • Tiefgang 2,00 m/1,55 m
  • Segelfläche 66,0 m²

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