BootsbauGemacht für die Überholspur: neue Beneteau First 36

Michael Good

 · 05.11.2021

Bootsbau: Gemacht für die Überholspur: neue Beneteau First 36Foto: Chantiers Beneteau
Zum Rasen und Reisen. Die First 36 von Beneteau kommt als eine der spannendsten Neuheiten für das Modelljahr 2022

Schnell, leicht, gleitfähig und trotzdem noch tourentauglich: Der neue, heiße Renner von Beneteau wird auf der Messe in Düsseldorf seine Premiere feiern

In der YACHT wurde das Projekt bereits angekündigt, im Heft 17/2021 sowie auch bei YACHT online. Allerdings steckte das Vorhaben damals noch in der Aufbau- und Entwicklungsphase, und die von Beneteau der YACHT exklusiv zur Verfügung gestellten Informationen waren entsprechend zurückhaltend. Jetzt hat der Marktführer mehr Details und Bildmaterial zum neuen Boot veröffentlicht. Das Timing ist perfekt – die neue First 36 wird als Weltpremiere im Januar 2021 auf der Messe boot in Düsseldorf präsentiert werden.

Sportliche und leistungsstarke Schiffskonzepte scheinen nun auch beim weltgrößten Hersteller von Segelbooten wieder in den engeren Fokus der Entwicklungsarbeit zu rücken. Nach der Wiederbelebung der First-Reihe durch die Übernahme der Marke Seascape und der Integration deren Sportboote von 14 bis 27 Fuß überraschte Beneteau 2019 mit der Vorstellung der großen First 53 als Flaggschiff und als oberem Abschluss der sportlichen Reihe. Das neue Modell nun, die First 36, soll als echter Performance-Cruiser mit einer breiten Anspruchsabdeckung die Brücke zwischen den kleineren Sportbooten und dem großen Fast-Cruiser schlagen. Beneteau spannt für die Definition seines jüngsten Projekts denn auch einen ziemlich weiten Bogen auf, vom offshoretauglichen Ein- oder Zweihandrenner über den Club-Racer bis hin zum Familienboot oder Daysailer.

Die Konstruktion kommt von Sam Manuard, der bekannt ist für seine schnellen und äußerst erfolgreichen Offshore-Racer für die Klassen Mini 6.50, Class 40 oder Imoca 60. Den optischen Auftritt verantwortet Stylist Lorenzo Argento aus Italien, der bereits die große First 53 mitgestaltet hat. Gebaut wird die neue First übrigens bei der Werft Seascape in Slowenien, bekannt für ihre robusten, aber dennoch gewichtsreduzierten Bauausführungen im Vakuum-Infusionsverfahren. Die First 36 wird segelfertig nur 4,8 Tonnen wiegen, bei einem Ballastanteil von 33 Prozent im 2,25 Meter tiefen Standard-T-Kiel. Damit ist das Schiff auch im Vergleich mit der möglichen Konkurrenz recht leicht.

Das Layout für den sportlichen Regattaeinsatz. Die hinteren Elemente der Duchten können entfernt werden, der Cockpittisch auch. So hat die Mannschaft mehr Platz zum Arbeiten
Foto: Beneteau First

Zudem wird das Boot reichlich betucht sein. Rund 80 Quadratmeter Segelfläche am Wind rechnen die vorläufigen Spezifikationen vor, das entspricht im Verhältnis zum Gesamtgewicht einer selbst für Performance-Boote recht hohen Segeltragezahl von 5,3. Für die Raum- und Vormwindkurse wird dann ein Gennaker mit rund 100 Quadratmeter Segelfläche am langen, fest angebauten Bugspriet gesetzt. Damit soll das Boot leicht und schnell ins Gleiten kommen, und das bereits bei "moderater Brise", wie es in der Pressemitteilung von Beneteau heißt. Zum Trimmen der Segel steht standardmäßig ein langer Traveller auf dem Cockpitboden zur Verfügung. Der Aluminiummast mit zwei Salingen wird über ein Achterstag mit einer kräftigen Schotkaskade eingestellt sowie die Genua mittels effizienter 3D-Holepunkte auf dem Kajütaufbau in Form gebracht.

Spannend: Das Cockptlayout kann je nach Einsatz konfiguiert werden. Für die Regatta werden die achteren, flexiblen Elemente der Duchten ganz einfach an Land gelassen, genauso wie der Cockpittisch, der ebenfalls nur aufgesteckt ist. Zum Tourensegeln kommen die Komfort-Module dann wieder an Bord (siehe Ansichten in der Bilderstrecke oben). Das Layout der Beschläge mit primären und sekundären Schotwinschen beidseits auf und hinter dem Süll sowie zwei Fallenwinschen am Niedergang entspricht im Wesentlichen dem bewährten Arrangement für Performance-Cruiser. Die Gestalter haben Wert darauf gelegt, dass die Schotwinschen für den Einsatz einhand oder zweihand auch für den Steuermann erreichbar bleiben. Dazu wurden die Steuersäulen und -räder so positioniert, dass der Rudergänger besser nach vorn rutschen und sich damit freier bewegen kann.

  Standard ist der Ausbau mit drei Kabinen und einer Nasszelle im Vorschiff. Varianten dazu sind bis dato noch nicht vorgesehenFoto: Chantiers Beneteau
Standard ist der Ausbau mit drei Kabinen und einer Nasszelle im Vorschiff. Varianten dazu sind bis dato noch nicht vorgesehen

Die Gestaltung unter Deck sieht einen einfachen, schnörkellosen Innenausbau vor. Der maximalen Gewichtsersparnis gilt offenbar auch hier ein starkes Augenmerk der Konstrukteure und Designer, ohne dabei die Ansprüche an das Tourensegeln mit der Familie aus den Augen zu verlieren. Achtern sind zwei Doppelkabinen geplant, welche durch einen recht breiten Technikkanal räumlich getrennt sind. Eine weitere Doppelkabine sowie ein Toilettenraum finden sich im Vorschiff. Entgegen dem allgemeinen Trend wird in der First 36 auch wieder eine richtige Navigation mit einem ausreichend großen Kartentisch eingebaut.

Neu ist die Gestaltung der Pantry mit einem mittig im Schiff freistehenden Möbelelement und darin integriertem Kühlfach. Ein Einlagebrett schließt die Lücke zur eigentlichen Pantry und vergrößert so die Arbeitsfläche – eine spannende Aufteilung.

Auch nennt Beneteau mittlerweile einen Preis zur Markteinführung und zur Premiere im Januar auf der Messe in Düsseldorf. 198.000 Euro wird dann auf dem Preisschild stehen, inklusive 19 Prozent Mehrwertsteuer entspricht das einem Brutto-Betrag von 235.600 Euro. Die Segel werden allerdings, wie bei Performance-Cruisern durchaus üblich, im Preis noch nicht enthalten sein.

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