Bavaria C46Fahrtenyacht setzt neue Standards mit Schiffsvolumen

Michael Good

 · 29.07.2023

OP am offenen Herzen. Auch die Baunummer zwei ist schon in Fertigung
Foto: YACHT/Michael Good
Bavaria Yachts stellt gerade das erste Schiff vom vielversprechenden Typ C46 fertig. Die YACHT hat einen exklusiven Einblick in die Produktion erhalten. Eine Vorschau

Marc Diening ist aufgeregt. „Nur noch vier Wochen“, freut sich der Bavaria-Chef und meint damit freilich nicht die Zeit bis zum Beginn der Sommerferien, sondern bis zum Einwassern der brandneuen Bavaria C46 und bis zum ersten Segelsetzen an der Ostsee. Denn die C46 ist die erste Segelyacht, die komplett unter seiner Ägide entwickelt worden ist. Die Erwartungen an das neue Schiff sind entsprechend hoch – nicht nur beim Bavaria-Geschäftsführer, der seit August 2021 im Amt ist.

Untermauert wird die Zuversicht von einem sehr soliden Auftragsvolumen. Bestellungen für rund einhundert Schiffe vom neuen Typ C46 sind allein während und nach der ersten Projektpräsentation auf der boot in Düsseldorf bei der Werft in Giebelstadt eingegangen, und das – notabene – erst mal nur aufgrund von Plänen und digitalen Visualisierungen. Jetzt sind die Nummern eins und zwei als Prototypen im Bau und werden nach den ausgiebigen Werfttests auf ihren Messe-Marathon durch Europa vorbereitet. Und auch die YACHT-Redaktion wird schon bald für einen exklusiven Testtermin an Bord gehen.

Bavaria C46 punktet mit Schlafkomfort

Die C46 kommt jetzt nach der C42 und der C38 als drittes Schiff der jüngsten Generation der neuen C-Linie aus der Feder von Konstrukteur Maurizio Cossutti. Auffälligstes Designmerkmal der Reihe ist der extrem voluminöse V-Bug. Cossutti möchte damit in erster Linie den Auftrieb des breiten Hecks kompensieren und so ausgewogenere Segeleigenschaften garantieren.

Ein zweiter wichtiger Vorteil der fülligen Front ergibt sich mit einem erheblichen Raumgewinn für den Innenausbau im Vorschiff. So zeigt die Koje im Eignerbereich des Standard-Dreikabiners eine rechteckige Liegefläche mit einer durchgängigen Breite von 1,62 Metern von Kopf bis Fuß bei einer Länge von 2,05 Metern. Volles Queensize-Format also und sogar noch etwas mehr. Auch die Kojen in den Achterkabinen profitieren vom enormen Schiffsvolumen. Hinten sind die Liegeflächen ebenfalls rechteckig und durchgehend über 1,60 Meter breit. In der Klasse der Fahrtenboote um 14 Meter Rumpflänge kann Bavaria damit neue Standards definieren. Kein anderes Boot der Konkurrenz bietet so viel Schlafkomfort in den Kabinen, jedenfalls nicht bezüglich der Kojenmaße.

Eigner bestellen sich den Ausbau mit drei Kammern und jeweils eigenen Nassbereichen. Im geräumigen Vorschiff stehen der Toilettenraum und die Dusche als separate Zellen angenehm getrennt. Für die Yachtcharter wird Bavaria das Boot mit vier Kabinen und vier Bädern ausstatten. Diese Varianz entspricht im Wesentlichen dem üblichen Klassenstandard. Überdies bietet Bavaria für die C46 zusätzliche Ausbauflexibilität an. So kann etwa eine der beiden Nasszellen achtern als Hauswirtschaftsraum oder als zusätzliche Kabine mit übereinander angeordneten Pullman-Kojen ausgebaut werden.

Veränderungen an Deck

Auch an Deck der C46 gibt es einige wesentliche Neuerungen. So verzichtet Bavaria jetzt beim neuen Schiff auf die Dingi-Garage im Heck. Beim Vorgängermodell C45 war diese als Besonderheit in der Längenklasse noch vorgesehen, allerdings aufgrund der bescheidenen Abmessungen nur für sehr kleine und ausgeblasene Schlauchboote ohne Motor wirklich brauchbar. „Unter 50 Fuß Rumpflänge und mit weniger als fünf Meter Breite ergibt die Beibootgarage im Heck wenig Sinn“, sagt dazu Bavaria-Entwickler Udo Erbe.

Anders ist zudem das Layout im Cockpit. Wie bei den größeren Modellen C50 und C57 sind nun auch bei der frischen 46er sämtliche Schoten, Fallen und Trimmleinen bis nach achtern zu den Steuerständen zurückgeführt. Das Cockpit und der Niedergang bleiben damit frei von Tauwerk. Ob und wie das neue Layout funktioniert, wird unter anderem der große YACHT-Test klären, der zeitnah veröffentlicht wird.


Technische Daten

  • Konstrukteur: Cossutti Yacht Design
  • Rumpflänge: 14,50 m
  • Breite: 4,70 m
  • Tiefgang/alternativ: 2,30/1,75 m
  • Gewicht: 12,73 t
  • Grundpreis ab Werft: 366.400 €

CEO Marc Diening im Interview

CEO Marc DieningFoto: Bavaria YachtsCEO Marc Diening

Herr Diening, die neue C46 ist unter Ihrer Leitung entstanden. Was denken Sie: Revolution oder Evolution?

Bei neuen Modellen möchten wir das Gute bewahren und weiter optimieren – daher klar eine Evolution. Die C38 und C42 sind in ihren Segmenten sehr gut im Markt angekommen. Alles, was der Segelperformance zugutekommt, wie der Bavaria V-Bug und Chines, haben wir auf die C46 übertragen. Cockpit und Deckslayout haben wir für die Anforderungen einer modernen 46 Fuß Yacht übersetzt und optimiert. Unter Deck haben wir ebenfalls neue Akzente gesetzt, was den Möbelbau und die Wahl der Layoutkonzepte angeht. Insofern, viel Evolution mit einem kleinen Schuss Revolution

Mit der C-Linie und dem älteren Cruiser-Programm offerieren Sie zwei Modellreihen für den Markt der Fahrtenyachten. Wollen Sie weiterhin daran festhalten?

Die Cruiser Line ist zeitlos vom Design, hat sehr gute Segeleigenschaften und viel Platz unter Deck. Eine Überschneidung der Modellreihen gibt es im unteren Segment nicht, hier geht der Einstieg bei Bavaria eindeutig über die Cruiser-Linie mit der Cruiser 34 und Cruiser 37, darüber hinaus unterscheiden sich die Konzepte, und beide Linien haben ihren Kundenkreis, ebenso die weiterhin sehr beliebte Cruiser 46. Bei dem Modell kommen wir jetzt bei starker Nachfrage zum tausendsten Rumpf, die Nachfrage spricht für sich.

Für die wichtige Einsteigerklasse haben sie die altgediente Cruiser 34 im Angebot. Ist dazu schon bald ein Pendant für die modernere C-Reihe angedacht?

Eine Generation von Seglern ist mit der Cruiser-Familie groß geworden, auch im Bereich der kleinen Fahrtenyachten haben die Modelle einen hervorragenden Ruf und es gibt einen Kundenkreis, der die enorme Breite und Chines der modernen Rümpfe nicht nur als Vorteil sieht. Wir haben auch heute sehr zufriedene Kunden für ein bewährtes, ausgereiftes Konzept und sehen daher für die Cruiser auf absehbare Zeit weiterhin eine deutliche Nachfrage.

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Die Pandemie und die Probleme in den Lieferketten haben der Branche zu schaffen gemacht und die Preise in die Höhe getrieben. Können Sie eine Entspannung der Lage erkennen?

Viele Lieferketten normalisieren sich schrittweise, sind aber noch nicht wieder so stabil wie vor der Pandemie. Wir sehen, dass die Lieferfähigkeit trotz immer wieder vorkommenden Überraschungen zunimmt, und die Geschwindigkeit der enormen Preissteigerungen beginnt auch abzunehmen.

Vom gesamten Produktionsvolumen baut Bavaria Yachts aktuell 65 Prozent Segelboote und 35 Prozent Motorboote. Denken Sie, dass sich das Verhältnis ändern könnte und wenn ja; in welche Richtung geht der Trend?

Das Verhältnis Segel zu Motoryachten schwankt immer bei uns seit mehreren Jahren um den Bereich 2/3 Segel- und 1/3 Motoryachten. Veränderungen kommen zum einen aus generellen Markttrends der beiden Segmente, die unterschiedlich sein können, und hauptsächlich durch Veränderungen in unserem Produktportfolio. Bei den Motoryachten zieht die Nachfrage vor allem durch unsere neuen Modelle Bavaria SR33 und SR36 überproportional an, die beginnenden Auslieferungen der C46 werden zukünftig dem Segelbereich wieder deutliche Impulse geben.

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