Easy Sailing lautet das Credo bei Hanse Yachts. Hinter dem vom Marketing geprägten Begriff verbirgt sich in der Praxis meist der Verzicht auf die meisten Trimmfunktionen. Anstelle einer Genua samt Holepunktverstellung kommt eine Selbstwendefock an Bord, und der Traveller wird durch einen simplen Hahnepot ersetzt. Je weniger Leinen im Cockpit ankommen, desto komfortabler das Segeln – so die unterschwellige Werbeaussage.
Dass einfache Wahrheiten selten richtig sind, wissen sie jedoch auch in Greifswald, schließlich baut man dort nicht nur Boote fürs Easy Sailing, sondern auch die Performance-Cruiser von Dehler. Auf diesen ist in der Regel alles zum Trimmen Nötige an Bord, und zwar standardmäßig. In der Vergangenheit gab es auch bei Hanse optimierte Varianten wie die auf der Regattabahn erfolgreiche Hanse 430 Competition. Dabei handelte es sich jedoch um aufwendige Einzelbauten, die mit dem Serienboot kaum mehr als die äußere Form gemeinsam hatten und entsprechend teuer waren.
So weit wollte Produktmanager Andreas Unger bei der 360 ST nicht gehen, und im Segment von Dehler sollte der Sport Tourer auch nicht räubern, wenngleich zwischen der Dehler 34er und der 38er eine passende Lücke klafft. Vielmehr sollte der Wohnkomfort des Standardmodells Hanse 360 mit mehr Segelspaß kombiniert werden – und das zu überschaubaren Kosten.
Die Grundkonstruktion von Rumpf, Deck und Interieur wurde unverändert übernommen, wobei das Deck einer kleinen Diät unterzogen wurde. Anstelle von Balsaholz kommt auf der ST ein Kern aus recyceltem PET zum Einsatz. Das spart Gewicht und dient zugleich als Test für den Einsatz des Materials in zukünftigen Modellen. Ebenfalls leichter ist der Kleber, mit dem die Bodengruppe im Rumpf verankert wird – auch hierbei handelt es sich um ein Produkt, das von Hanse bisher nicht verwendet wurde.
Laut Spezifikation ist der Sport Tourer allerdings schwerer als das Standardboot. Das liegt an der besseren Grundausstattung der ST: Vieles, was bei der 360er auf der Optionsliste steht, wie die zusätzlichen Decksbeschläge, der Cockpittisch oder die elektrische Ankerwinsch samt Ankergeschirr und die Bugnase, sind beim Sport Tourer inklusive und erhöhen damit auch die Verdrängung. Zudem bringen das 85 Zentimeter höhere Rigg und der T-Kiel mehr Gewicht auf die Waage.
Bei der ersten Begegnung am Ausrüstungssteg wird die ST von zwei Touren-Schwestern eingerahmt. Auffälligste Unterscheidungsmerkmale sind die mit Carbongewebe überzogene Gennakernase, die schwarz beschichteten Relingsstützen und die mit perforierter Folie kaschierten Rumpffenster. Das gibt dem Boot schon mal einen aggressiveren Auftritt.
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Leider sind die beiden Schwesterschiffe noch nicht aufgetakelt, womit der Vergleich der Riggs entfällt. Die weiteren Tuningmaßnahmen bleiben zunächst im Verborgenen. Ebenso unauffällig gibt sich der Sport Tourer beim Ablegen. Der 40 PS starke Motor bringt rund 60 Kilogramm zusätzlich auf die Waage, bewegt den 36-Füßer aber auch sehr souverän. Auf das ebenfalls installierte ausfahrbare Bugstrahlruder könnte man verzichten, was zusammen mit der leichteren Standardmaschine einen Gewichtsvorteil von rund 100 Kilogramm ergeben würde.
Im Cockpit fallen die beiden zusätzlichen Winschen für die über den Aufbau geführten Genuaschoten und der vertieft eingebaute Traveller auf. Beides sorgt dafür, dass sich die Segel besser trimmen lassen. Apropos Segel: Das Testboot ist mit den optionalen, schwarzen Epex-Segeln von Elvström bestückt; die ST-Version kommt aber schon in der Grundausführung mit Laminatsegeln, die es sonst nur gegen Aufpreis gibt.
Ebenfalls aufpreispflichtig sind die elektrischen Winschen von Seldén, im Standard kommt der Sport Tourer mit manuellen Racing-Winden von Lewmar. Dank 45er-Größe sind auch diese deutlich kräftiger als die auf der normalen Hanse 360.
Elektrisch betrieben gelingt das Segelsetzen auf dem Testboot sehr bequem. Auf Knopfdruck wandert das durchgelattete Großsegel nach oben. Gleiches gilt für den Code Zero, den wir aufgrund des schwachen Windes als Erstes ausprobieren. Sein Furler stammt von Seldén und wird ebenfalls mit Strom betrieben, sodass das große Segel in wenigen Sekunden aus- und eingewickelt werden kann. Bis 60 Grad lässt sich der Code am Wind fahren, dabei beschleunigt er die Hanse auf rund 5,5 Knoten. Später, mit etwas mehr Druck, sind es bis zu 6,5 Knoten. Keine schlechten Werte für die flauen Bedingungen; die Maxianzeige am Mast vermeldet nicht mehr als 10 Knoten wahren Wind – und die ST ist trotz aller Tuningmaßnahmen kein Leichtgewicht.
Gerade bei Leichtwind zeigt sich der Vorteil des langen Travellers: Er kann weit nach Luv getrimmt werden, wodurch das Großsegel die gewünschte Verwindung bekommt und maximalen Vortrieb liefert. Um die Kreuzeigenschaften zu beurteilen, wechseln wir auf die normale Genua. Leider bleiben die Windverhältnisse sehr wechselhaft, was das Ermitteln der Wendewinkel erschwert. Die weit innen sitzenden Holepunkte ermöglichen kleine Schotwinkel. Ohne direkten Vergleich mit einem Standardboot ist es aber schwer zu sagen, wie viel höher die ST läuft und ob sie dabei auch schneller nach Luv kommt.
Die Sport-Version bietet mehr Trimmoptionen für mehr Segelspaß – überfordert aber niemanden.
Zeit für den Gennaker: Er besitzt rund 50 Prozent mehr Fläche als der Code. Gleichzeitig schickt die einsetzende Thermik ein paar schwache Böen mit rund 12 Knoten – genug Druck, um an der 8-Knoten-Marke zu kratzen. Vermutlich wäre mehr drin, doch die kleinen Windfelder sind zu Ende, bevor das locker 8,5 Tonnen verdrängende Testboot richtig in Wallung gekommen ist. Was schon in den kurzen Drückern auffällt: Die Hanse liegt extrem ausgewogen auf dem Ruder. Selbst wenn das Unterliek des Gennakers durchs Wasser zieht, muss kaum gegengehalten werden, um in der Spur zu bleiben. Gleichzeitig liefert das Ruder die gewünschte Rückmeldung zum entspannten Steuern.
Leider schläft der Wind schnell wieder ein – Zeit für einen Gang unter Deck. Das Interieur entspricht dem des Standardbootes, es wurde lediglich optisch sportlicher getrimmt: Maststütze, Handgriffe, Wasserhahn und Niedergang tragen dezentes Schwarz, zudem gibt es Polster mit schickem Ziermuster und ein farblich unterteiltes Hauptschott sowie grau abgesetzte Schapps. Beim Layout kann zwischen zwei und drei Kammern gewählt werden, ebenso sind die Bad- und Navitisch-Varianten des Standardmodells erhältlich.
Hanse hat die 360er mit der ST-Version nicht neu erfunden, das Modell bietet aber deutlich mehr Trimmmöglichkeiten, besser dimensionierte Beschläge und hochwertigere Segel. Dadurch steigen Bedienkomfort und Segelspaß. Das Potenzial von Kiel und Ruder dürfte sich mit zunehmender Windstärke bemerkbar machen. Insgesamt ist das Upgrade gelungen. Es macht aus der 360er keine Regattayacht, aber ein Fahrtenboot, das sich deutlich aktiver segeln lässt – ohne Crew oder Steuermann zu überfordern.
Gelungene Optimierung
Wenig innovativ
Hohe Verdrängung
Solide Segeleigenschaften
Ausgewogenes Steuerverhalten
Gute Trimmmöglichkeiten
Sehr großer Wohnraum
Sauberes Großserien-Finish
Komfortable Kojengrößen
Gut dimensionierte Beschläge
Komplette Grundausstattung
Reckarme Dyform-Stagen
Handauflegeverfahren. Sandwichbauweise. Rumpf mit Balsaholzkern, Deck mit PET-Schaumkern. Erste Lage mit Vinylesterharz laminiert.
Neben mehr Trimmfunktionen und größeren Winschen gehören Optionen wie Laminatsegel, die elektrische Ankerwinsch oder der Cockpittisch zum Standard.
85 Zentimeter mehr Masthöhe und die Genua bringen rund 10 Prozent mehr Segelfläche. Die Stagen bestehen aus reckarmem Dyform.
Der T-Kiel geht tiefer und ist schwerer, zudem ist er im oberen Bereich hohl, dadurch sinkt der Schwerpunkt. Das Ruder ist ebenfalls effizienter.
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Das Rumpfdesign der Arcona beruht auf dem 2013 vorgestellten Vorgängermodell Arcona 380. Deck und Styling wurden seither modernisiert. Im YACHT-Vergleichstest 2022 überzeugte die 385 mit exzellenten Segeleigenschaften und einem qualitativ sehr hochwertigen Ausbau im skandinavischen Stil. Sie ist mit zwei oder drei Kammern zu haben und trägt auch im Vergleich zu anderen Performance-Cruisern sehr viel Segelfläche – dadurch ist sie deutlich sportlicher zu bewegen als die Hanse.
Die Dehler 38 ist ein Dauerbrenner und gehört zu den erfolgreichsten Modellen der Hanse-Gruppe. Der Performance-Cruiser wird mit leichten Veränderungen seit 2013 gebaut und bietet eine sehr gelungene Kombination aus Segelleistung, Wohnkomfort und Anschaffungskosten. Bei Wohnraum, Kojenmaßen und Kosten liegt die Hanse 360 vorn, in Sachen Segelleistung klar die Dehler. Die aktuelle Variante lässt sich auch mit Fathead-Großsegel ordern. Die lange Bauzeit macht die Dehler auch als Gebrauchtboot interessant. Lesen Sie hier den Test.
Der Nachfolger der gut segelnden HR 372 kommt erst diesen Herbst ins Wasser. Das Design entspricht der aktuellen Werftlinie mit breitem Heck, Doppelruderanlage und auffällig großen Fenstern. Das Potenzial lässt sich bisher nur anhand der VPP-Daten einschätzen, diese sehen aber sehr vielversprechend aus. Das Boot ist nur als Zweikammer-Layout zu haben, dafür kann im Salon zwischen Einzelsesseln und langer Sitzducht gewählt werden. Im Vorschiff sind zwei Kojenvarianten verfügbar.
Auch diese Schwedin ist brandneu. Sie folgt der 2023 zur Yacht des Jahres gekürten Linjett 39 und übernimmt deren Ausrichtung mit sportlichem Segelplan und edlem Interieur. Wie bei der HR 370 wird es nur ein Zweikammer-Layout geben. Das Cockpit ist, wie bei Linjett üblich, auf Einhandbedienung zugeschnitten. Aufgrund der aufwendigen Bauweise im Vakuuminfusionsverfahren mit Divinycell-Schaumkern ist die Linjett trotz ihrer umfangreichen Ausstattung und des gediegenen Holzausbaus vergleichsweise leicht.
First Line nennt sich das Sportpaket für die Oceanis. Es enthält ein Fathead-Großsegel samt Genua und Bugspriet für Code Zero und Gennaker sowie zusätzliche Winschen, Beschläge und Dyneema-Tauwerk. Anders als bei der Hanse 360 ST bleiben Mast, Kiel und Ruder unverändert, trotzdem gewinnt die Französin deutlich an Segel-PS. Die von der Werft angebotene sogenannte Performance-Beseglung konnte im Test aber nicht überzeugen. Eigner sollten in reckärmere Tücher investieren. Hier lesen Sie den Test der Oceanis 37.1.
Die Kombination aus Vakuuminfusions-Deck und Sperrholz-Knickspant-Rumpf macht die RM zum Exoten. Die Bauweise ist jedoch stabil und sehr leicht. Ebenfalls ungewöhnlich ist das Cockpit-Layout: Es nimmt die gesamte Bootsbreite ein, sodass es achtern keine Seitendecks gibt. Die Duchten sind dafür extrem breit und lassen sich zum Sitzen durch einsteckbare Rückenlehnen unterteilen. Die Segeleigenschaften sind sportlich. Es kann zwischen Tiefkiel und Kimmkiel gewählt werden. Lesen Sie hier den Test.
Das Kürzel FC steht für Fast Cruiser, was die für ihre heißen Offshore-Racer bekannte JPK-Werft ernst meint. Das Boot ist ein Zwitter aus Langstreckenrenner und Fahrtenboot und bietet einen gewichtsoptimierten, aber durchaus wohnlichen Innenausbau mit zwei oder drei Kammern. Je nach Auslegung sind somit bis zu acht Kojen oder ein Technikraum möglich. Neben dem Standard-T-Kiel sind auch eine kurze Flosse oder ein elektrohydraulischer Schwenkkiel erhältlich. Hier lesen Sie den Test.
Mit der neuen J/36 rundet J/Boats das Elegance-Programm der Marke nach unten ab. Als Basis dient die erfolgreiche J/112 E, wobei das Deckslayout neu gestaltet wurde. Auffälligste Anpassung ist, dass das Boot jetzt mit einer doppelten Radsteuerung gebaut wird – wie die größere J/40 sowie die J/45. Die generelle Anordnung der Winschen und Beschläge für die Führung der Schoten und Leinen bleibt dagegen unverändert. Gleiches gilt für den langen, ausfahrbaren Gennakerrüssel.
Mit der 4.0 haben sich die Dänen etwas von ihrer typisch sportlichen Auslegung entfernt. Stattdessen bietet der 38-Füßer einfaches Handling, viel Wohnkomfort und eine gehobene Ausbauqualität im skandinavischen Stil. Vor allem die Vorschiffskammer fällt sehr großzügig aus. Es sind zwei oder drei Kammern zu haben. Die Kombination aus Stahlrahmen und getempertem Epoxid-Infusionsrumpf sorgt für eine sehr stabile Struktur, die hohe Riggkräfte oder Grundberührungen verträgt. Lesen Sie hier den Test.
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