Tragödie vor KapstadtYacht sinkt, Crew überlebt, Skipper ertrinkt

Max Gasser

 · 22.03.2024

Diese Grand Soleil 54 sank nach dem Zusammenstoß mit einem treibenden Objekt im stürmischen Südatlantik
Foto: SAMSA
Ein 72-Jähriger ist mit seiner Yacht und zwei Crewmitgliedern auf dem Südatlantik in einen heftigen Sturm geraten. Nachdem das Schiff vermutlich einen Container gerammt hatte, begann es schnell zu sinken. Der erfahrene Skipper rettete seine Crew und kam dabei selbst ums Leben

Am 14. März ist die Segelyacht “Nina Pope” rund 2.400 Kilometer westlich von Kapstadt gesunken. Dem Schweizer Skipper Benno F. (Name der Redaktion bekannt) gelang es in letzter Sekunde, seine beiden zahlenden Mitsegler, Marcelo O., 38, aus Brasilien und den amerikanisch-schweizerischen Balthasar W., 52, in Sicherheit zu bringen, während er selbst im sinkenden Schiff zurückblieb und verstarb.

Zuvor hatte die Crew bei Winden von über 50 Knoten und knapp acht Meter hoher Welle versucht, die beschädigte Yacht noch über Wasser zu halten. Als die Lage immer bedrohlicher wurde, gab der Skipper und zweifache Familienvater kurz nach Mitternacht einen Notruf ab und entschied, die unter Schweizer Flagge segelnde “Nina Pope” aufzugeben. Er half seinen Mitseglern beim Einstieg in die Rettungsinsel und gab ihnen zusätzlich einen kleinen GPS-Notsender. Bevor er sich selbst in Sicherheit bringen konnte, sank das Schiff plötzlich schneller und riss ihn – vermutlich noch per Lifeline mit dem Schiff verbunden – mit sich.

Treibgut wurde der “Nina Pope” zum Verhängnis

Die genaue Ursache für das Sinken der Yacht wird noch untersucht. Allerdings wird vermutet, dass die rund 16 Meter lange Grand Soleil 54 auf der dreiwöchigen Überfahrt von Rio der Janeiro nach Kapstadt mit einem treibenden Container kollidiert. Dieser soll ein Loch unterhalb der Wasserlinie verursacht haben. Der Skipper habe beim Zwischenstopp auf der Atlantikinsel Tristan da Cunha um die schwierige Wettersituation gewusst, der Hafen sei allerdings zu klein gewesen und die Lage vor Anker noch gefährlicher. Weniger als 48 Stunden nach dem Aufbruch waren die “Nina Pope” und ihr Skipper Benno F. auf dem Meer verschollen.

Weitere dramatische Seenotfälle:

Die beiden überlebenden Crewmitglieder, die eine Auszeit aus dem Geschäftsleben nehmen wollten, trieben nach dem Untergang in der Rettungsinsel im tobenden Südatlantik. Glücklicherweise erreichte der SOS-Ruf die südafrikanische Seesicherheitsbehörde (SAMSA), die ihren Notruf an den nahe gelegenen Tanker “Front Pollux” weiterleitete. Die Besatzung des Rohöltankers setzte eine riskante Rettungsaktion in Gang und fand die beiden Überlebenden mit Hilfe der Signale von Epirb und des Garmin-Notsenders schließlich in ihrer kleinen Rettungsinsel.

Zahlende Crewmitglieder von Tanker gerettet

Die erleichterten Männer wurden an Bord des Frachtschiffs mit warmer Kleidung und heißen Getränken versorgt und medizinisch untersucht. Abgesehen von Erschöpfung und Schock blieben beide unverletzt. Der Tanker ist am 19. März in Kapstadt angekommen.

Nicht nur die beiden geretteten Segler sind zutiefst bestürzt über den Verlust des Eigners. Insbesondere Familie und Freunde sind in tiefer Trauer. F. soll ein erfahrener Skipper gewesen sein, der bereits über 50 Jahre segelte und mit dem Renteneintritt auf Weltumsegelung ging. Durch Zufall begann seine Segelkarriere auf dem Sempachersee auf einer Vaurien, später segelte er gemeinsam mit seinem Bruder 505er auf Regatten und surfte. Der Traum einer eigenen Hochseeyacht kam erstmals im Alter von 27 Jahren auf und ging 2014 in Erfüllung. Bei einem Brand im Hafen von Aguadulce verlor er sein erstes Schiff und ersetzte es durch die 2009 gebaute und nun gesunkene “Nina Pope”, mit der er sich auf Weltumsegelung befand.


Das könnte Sie auch interessieren:

Meistgelesen in der Rubrik Special