TragödieBericht zum Untergang der "Taube"

Lasse Johannsen

 · 15.02.2010

Tragödie: Bericht zum Untergang der "Taube"
Der Bericht in YACHT 6/09
Vor einem Jahr sank das Boot des Vereins Migrobirdo vor Marokko

"Die BSU führt den Unfall auf die Wetterbedingungen vor Ort und mangelnde seglerische Erfahrung der Crew zurück", so die knappe Zusammenfassung dessen, was die einjährige Untersuchung des in der Öffentlichkeit vielbeachteten Unglücks aus Sicht der Behörde ergeben hat. Doch der 61-seitige Bericht offenbart weitaus mehr.

Am 20. Januar 2009 sank die deutsche 8,25 Meter lange Stahlyacht "Taube" bei dem Versuch, den Hafen von Mehdia an der marokkanischen Atlantikküste anzulaufen (YACHT 6/09). In der Öffentlichkeit wurde der Fall ungewöhnlich emotional diskutiert. Hintergrund waren die Umstände, die zu dieser Seereise, aber auch zur Art und Weise ihrer Durchführung geführt hatten. Denn mit der "Taube" wollten die Mitglieder des Vereins Migrobirdo "dem spießigen Leben den Rücken kehren". Und so wurde auch der Törn gänzlich unorthodox angegangen. Viele Stimmen suchten hier die Hauptursache für das tragische Scheitern der jungen Leute.

Die mit der Untersuchung des Falles befasste Bundesstelle leitet ihre Analyse am Ende des jetzt vorgelegten Berichts mit den Worten ein: "Die BSU geht nach Abschluss der Untersuchung davon aus, dass es sich trotz der außergewöhnlichen Umstände des Segelprojekts insgesamt um einen Schwerwetterunfall handelt, der auch weitaus erfahreneren Segelcrews auf größeren und besser ausgerüsteten Yachten hätte widerfahren können."

Gleichwohl wird im Bericht darauf hingewiesen, dass die sicherheitsrelevante Ausrüstung an Bord ungenügend gewesen sei, insbesondere die mitgeführte nautische Literatur betreffend. Das Schiff sei überladen und aus diesem Grunde seeuntauglich gewesen, es habe zudem ein nur notdürftig repariertes Leck gehabt. Dem Schiffsführer bescheinigen die Autoren des Berichts, dass er auf dem Törn zwar Erfahrungen gesammelt und ohne größere Probleme die schwierigen Seegebiete wie etwa den Englischen Kanal und die Biskaya bewältigt habe, insgesamt werden ihm aber erhebliche Wissens- und Erfahrungslücken attestiert.

Die Bundesstelle schließt naturgemäß nicht mit der Feststellung, wer den Unfall verschuldet hat, sondern mit Sicherheitsempfehlungen an Eigner und Schiffsführer seegehender Sportboote, Betreibervereine von Sportbooten, Mitsegler und Fahrgäste sowie an das zuständige Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Stadtentwicklung.

Der vollständige Bericht kann hier heruntergeladen werden.

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