Ursula Meer
· 21.02.2022
Mit Böen von mehr 150 km/h hat der Sturm am Wochenende einige Boote im Außenlager teils schwer beschädigt. Besonders betroffen war die Ostseeregion
Gleich mehrere aufeinander folgende Sturmtiefs haben seit Mitte letzter Woche auch den deutschen Küstenregionen arg zugesetzt. So hat Orkan „Zeynep“ am Samstag auf dem Gelände eines Rostocker Winterlagerbetreibers vier Boote mitsamt ihren Lagerböcken umgeweht. Auch in Neustadt i. H. fiel ein Kimmkieler in einer Bö um.
An der Nordsee hat sich „Zeynep“ mit verbreitet 12 Bft ausgetobt. Den stärksten Wind meldet der Leuchtturm Alte Weser mit einem Höchstwert von 163 km/h.
„Von der Nordsee hören wir aber relativ wenig. Die Schäden gehen vorwiegend von Flensburg bis Rügen“, berichtet Holger Flindt, Leiter der Schadenabteilung bei Pantaenius Yachtversicherungen. Bislang seien um die 30 Schäden gemeldet worden. Der Versicherer erwartet aber bis mindestens Mitte der Woche weitere Meldungen. Die meisten Schäden seien weniger dramatisch.
Flindt stellt jedoch einen beunruhigenden Trend fest: „Die meisten Schiffe fallen um, weil sie mit stehendem Mast an Land stehen.“ Er empfiehlt, den Mast im Winter zu legen – nicht allein, weil es dadurch zu weniger Sturmschäden kommt, sondern auch, weil nur so das Rigg gründlich auf Verschleißerscheinungen überprüft werden kann. Grundsätzlich, so empfiehlt er weiter, sollten sich Eigner immer darauf einstellen, dass es zu Orkanen kommen kann und ihre Schiffe schon zum Ende der Saison entsprechend sichern.
Die Werften an der Nordsee bestätigen den Eindruck des Versicherers: In der Werft Hooksiel ist lediglich ein Kimmkieler leicht von den Holzblöcken gerutscht, hat aber keinen Schaden davongetragen. „Wir haben vor dem Sturm alle 180 Boote in unserem Außenlager noch einmal kontrolliert und bei Bedarf zusätzlich gesichert“, berichtet Bettina Kähler von der Werft. „Nur die billigen Baumarktplanen sind alle weggeweht. Die maßgeschneiderten dicken Lkw-Planen haben hingegen alle gehalten.“
Auch Klaas Kuhlmann von Nordsee-Yachting in Bremerhaven hat bis auf kaputte Planen im Außenlager keine Schäden zu vermelden. Er empfiehlt dennoch, mit Blick auf die weiterhin zu erwartenden Stürme, allen Eignern im Freilager dringend, ihre Schiffe im Detail zu kontrollieren.
Nicht nur gerissene Planen und deren Ösen können Schäden am eigenen und den Nachbarschiffen verursachen. „Wenn der Mast steht, ist das stehende und laufende Gut enormen Belastungen ausgesetzt", so Kuhlmann. "Schlagende Fallen und gelöste Schäkel können auf Dauer schon einigen Schaden anrichten, lockere Wanten aber können schlimmstenfalls im nächsten Sturm den Masten brechen lassen. Auch der Baum sollte gegebenenfalls zusätzlich gesichert werden, damit er nicht umherschlagen kann.“
An der Ostsee gibt es von einigen Marinas auch Entwarnung. So vermeldet Thedje Ancker vom gleichnamigen Yachtzentrum in Kappeln an der Schlei, dass es bis auf einige zerrissene Planen zu keinen weiteren Schäden gekommen ist. Das bestätigen auch seine Kollegen vom Sporthafen Gelting Mole und aus Großenbrode.
Thedje Ancker weist aber darauf hin, dass es einiger Sorgfalt bedarf, damit es zu keinen Schäden kommt. So achtet er darauf, dass die Schiffe nach Westen, also zur meist vorherrschenden Windrichtung, ausgerichtet sind. Zudem empfiehlt er, zweigeteilte Planen immer so zu legen, dass der Wind nicht darunter greifen kann", also die luvwärtige Plane als letzte – so, wie man auch ein Dach deckt." Er und seine Kollegen beobachten zudem häufig, dass die Bändsel der Planen an den Lagerstützen oder den Holzkeilen befestigt werden. Das kann im schlimmsten Fall dazu führen, dass die Planen im Sturm die Stützen und Keile unter dem Schiff wegbewegen.
Neben dem starken Wind hat auch das extreme Niedrigwasser in der Ostsee zu Problemen geführt. Viele Schiffe hingen förmlich in ihren Festmachern oder saßen auf dem Trockenen. Schäden an Rumpf und Kiel können dann die Folge sein.
Auch in den Nachbarländern haben Bootseigner einiges abbekommen. Holger Flindt von Pantaenius berichtet von wenigen Schadensmeldungen vom IJsselmeer, aber zahlreichen aus Dänemark und Großbritannien.
Es bleibt auch in den nächsten Tagen zunächst noch windig. „In der Nacht zu Mittwoch und auch am Freitag wird es nochmal windig bis stürmisch mit Böen 8 bis 9 Bft“, sagt Meteorologe Sebastian Wache von der Kieler Firma „WetterWelt“ vorher. „Danach aber baut sich ein breites Hoch auf ab dem kommenden Wochenende und beruhigt die Lage immer mehr.“ Dann können auch Eigner mit Booten im Freilager vorerst aufatmen.