Beim Transport seines Segelbootes hat ein Mann an einem Bahnübergang in Allensbach am Bodensee einen schweren Stromschlag erlitten. Der Vorfall ereignete sich am späten Dienstagnachmittag, als der Segler sein Boot mit aufgerichtetem Mast auf einem Handwagen transportierte. Dabei kam der Mast an die Oberleitung der Bahn, wie ein Polizeisprecher in Konstanz berichtete.
Ein Rettungshubschrauber brachte den Schwerverletzten in ein Krankenhaus. Der Unfall führte zu erheblichen Einschränkungen im Bahnverkehr zwischen Radolfzell und Konstanz. Der Zugverkehr musste zeitweise auf der Strecke eingestellt werden.
Der Vorfall verdeutlicht die oft unterschätzte Gefahr, die von Oberleitungen an Bahnübergängen ausgeht. Die Leitungen der Bahn oder andere Kabel führen 15.000 Volt Strom und deutlich mehr. Werden sie etwa an Bahnübergängen von Booten mit stehendem Mast gequert, kann es zu Stromschlägen kommen, auch ohne direkte Berührung.
Die Polizei Konstanz weist darauf hin, dass allein die Nähe zu Oberleitungen lebensgefährlich sein kann. Bereits beim Unterschreiten des Mindestabstands von 1,50 bis 2,00 Metern könne es zu Spannungsüberschlägen kommen, die zumeist zu tödlichen Verletzungen führen würden.
Besonders am Untersee des Bodensees, zwischen Konstanz und Radolfzell, befinden sich mehrere Bahnübergänge in Seenähe. Gerade in der Sommerzeit ziehen zahlreiche Segler ihre Boote über die Übergänge zum Seeufer. Kleinere Segelboote kommen bei gestellten Masten den Oberleitungen gefährlich nahe, was zu einem Lichtbogen führen kann.
An verschiedenen Gefahrenstellen warnt die Bundespolizei daher mit Bannern vor den stromführenden Leitungen und appelliert an die Segler, achtsam zu sein.
Der Unfall in Allensbach reiht sich in eine Serie ähnlicher Vorfälle ein. Ende Juli vergangenen JAhres wurde eine 23-jährige Frau in Ermatingen durch einen Stromschlag schwer verletzt, als der Mast ihres Segelbootes an einem Bahnübergang mit der Fahrleitung kollidierte. Im Juni 2024 erlitt ein 65-jähriger Mann am Rottachsee bei Sulzberg einen schweren Stromunfall, als sich der Mast seines Katamarans in Hochstromleitungen verfing.
2022 kam ein 65-Jähriger an einem Parkplatz in Waldschach, Gemeinde St. Nikolai im Sausal, mit seinem Bootsmast einer Oberleitung zu nahe. Er hatte dabei das Vorstag in der Hand. Er erlitt einen Stromschlag und wurde kurzzeitig bewusstlos, später mit Herzrhythmusstörungen und sogenannten Strommarken – Verbrennungen an der linken Hand und beiden Füßen – ins Krankenhaus eingeliefert. Und 2021 wurde ein 58-Jähriger in Allensbach durch einen Stromschlag schwer verletzt, als er sein Segelboot über einen Bahnübergang transportierte. Die Kleidung des Mannes fing Feuer. Er erlitt schwerste Verbrennungen am Körper.
Auch auf dem Wasser ist man vor der Gefahr nicht gebannt. Mancherorts queren Hochspannungsleitungen Seen, Kanäle oder Flüsse. In der Regel hängen die Kabel hoch genug. Aber nicht immer. 2012 beispielsweise ereignete sich ein tragischer Unfalltod im Wassersportrevier Niegripper See. Dabei kam die Besatzung eines Segelbootes bei einem Törn einer etwa zehn Meter tief hängenden Freileitung zu nahe. Aus der 110.000-Volt-Leitung schlug ein Lichtbogen in den neun Meter hohen Alumast. Der 42-jährige Eigner wurde getroffen und erlitt einen Herzstillstand, Wiederbelebungsversuche der Crew blieben erfolglos.
Um solche Unfälle zu vermeiden, ist äußerste Umsicht geboten. Segler sollten sich beim Stellen des Mastes immer vergewissern, dass keine Leitung in der Nähe ist. Dabei gilt, dass auch einige Meter Abstand zu gering sein können. Beim Trailern von Booten per Hand sollte die zu befahrende Strecke vorher abgegangen werden oder eine Person dem Trailer vorausgeschickt werden. Im Zweifel, ob eine Oberleitung mit stehendem Mast unterquert werden kann, sollte der Mast lieber gelegt werden.