Segelyacht vor Norderney gerettetDramatische Rettungsaktion

Ursula Meer

 · 15.04.2025

Segelyacht vor Norderney gerettet: Dramatische Rettungsaktion
Eine sechsköpfige Familie wurde von Seenotrettern der DGzRS aus einer gefährlichen Situation befreit. Ihre Segelyacht war auf einer Sandbank vor Norderney festgekommen und drohte in der Brandung leckzuschlagen. Der Einsatz verdeutlicht erneut die Gefahren der Seegatten zwischen den ostfriesischen Inseln.

Das Rettungsboot “Otto Diersch” hat eine Leinenverbindung zum Havaristen hergestellt und zieht ihn von der Sandbank. Trotz relativ schwacher Winde um 3 Beaufort kann sich auf dem Flach eine gefährliche Welle bilden.Foto: Die Seenotretter - DGzRSDas Rettungsboot “Otto Diersch” hat eine Leinenverbindung zum Havaristen hergestellt und zieht ihn von der Sandbank. Trotz relativ schwacher Winde um 3 Beaufort kann sich auf dem Flach eine gefährliche Welle bilden.

Am späten Nachmittag des 14. April war eine rund 9 Meter lange Segelyacht mit sechs Personen an Bord – zwei Erwachsene und vier Kinder – bei ablaufendem Wasser auf einer großen Sandbank zwischen den Fahrwassern Schluchter und Dovetief etwa eine Seemeile nördlich von Norderney festgekommen. Gegen 17.30 Uhr ging bei der DGzRS-Rettungsleitstelle See in Bremen der Notruf des Skippers ein. Das Maritime Rescue Co-ordination Centre (MRCC) leitete umgehend Rettungsmaßnahmen ein. Der Seenotrettungskreuzer “Eugen” von der Station Norderney sowie kurz darauf das Seenotrettungsboot ”Otto Diersch” von der Station Norddeich wurden alarmiert und machten sich auf den Weg zum Havaristen.

Gefährliche Lage in der Brandungszone

Die Situation war prekär: Bei östlichen Winden mit einer Stärke von 3 Beaufort und ablaufendem Wasser drohte die Yacht in der Brandung auf der Sandbank leckzuschlagen. Den Rettungseinheiten gelang es trotz der schwierigen Bedingungen, eine Leinenverbindung zur havarierten Yacht herzustellen. In einer koordinierten Aktion konnten die Retter das Boot von der Sandbank freischleppen. Die “Otto Diersch” übernahm anschließend den Havaristen und brachte ihn sicher in den Hafen von Norddeich. Die sechsköpfige Familie kam mit dem Schrecken davon.

Zwischen den Fahrwassern Dovetief im Osten und Schluchter im Westen befindet sich eine große Sandbank. Die Yacht kam in etwa an der orange markierten Stelle zwischen den betonnten Fahrwassern fest | Screenshot: OpenSeaMapsZwischen den Fahrwassern Dovetief im Osten und Schluchter im Westen befindet sich eine große Sandbank. Die Yacht kam in etwa an der orange markierten Stelle zwischen den betonnten Fahrwassern fest | Screenshot: OpenSeaMaps

Havarie-Hotspot vor Norderney

Das Seegatt zwischen Juist und Norderney gilt selbst unter erfahrenen Seglern als anspruchsvolles Revier. Vor Norderney geraten immer wieder Yachten in bedrohliche bis lebensgefährliche Situationen: So kamen im letzten Jahr im April vier Briten vor der Insel fest, im Juni ein norwegischer Einhandsegler. Dass eine Havarie so glimpflich abgeht wie die gestrige, ist dabei eher selten der Fall. Häufig erleiden Yachten in der Brandung einen Mast- oder Wassereinbruch, die Situation kann schnell lebensgefährlich werden.

Die Fahrwasser in diesem Gebiet können sich durch natürliche Prozesse ständig verlagern. Ihre Nähe zu gefährlichen Sandbänken erfordert höchste Aufmerksamkeit und präzise Navigation entlang des Tonnenstrichs. Besonders zu Saisonbeginn ist es zudem ratsam, sich vor dem Befahren eines Seegatts aktuelle Informationen zur Lage einzuholen und die Navigation entsprechend anzupassen. Generell wird empfohlen, die Seegatten nie bei ablaufendem Wasser zu passieren.

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