SeenotfallDie beiden vor Mallorca vermissten Deutschen sind tot

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Foto: Thilo Thum
Das Bojenfeld in Port d’Andratx im Westen Mallorcas
Die beiden vor Mallorca vermissten Segler sind tot. Das gab die Guardia Civil nach Auswertung von DNA-Analysen bekannt

Update 19.9.23

Die beiden deutschen Segler, ein 53-jähriger Vater und sein 19-jähriger Sohn aus Hessen, waren nach dem schweren Sturm auf Mallorca und Menorca vermisst worden. Sie wollten von der Cala Galdana im Süden Menorcas die etwa 50 Seemeilen zur Cala d’Or an der Ostküste Mallorcas segeln. Seit dem 27. August wurden sie vermisst, Anfang September wurden zwei Leichen von Einsatzkräften an der Küste Mallorcas geborgen. Wegen ihres Zustandes war eine eindeutige Identifizierung jedoch zunächst nicht möglich. DNA-Analysen bestätigten jetzt, dass es sich um die beiden vermissten Segler handelt. Warum sie den Törn trotz Unwetterwarnung antraten, ist nicht bekannt.

Artikel vom 29.8.23

Es sollte windig werden, das hatte der Wetterbericht auch vorhergesagt. Doch das Ausmaß des Unwetters, das am vergangenen Sonntag über die Balearen hinwegzog, traf viele Segler und Urlauber trotzdem unvorbereitet.

Sintflutartige Regenfälle ließen die Urlaubsinseln der Balearen binnen Minuten komplett versinken. In einer halben Stunde kam auf Mallorca doppelt so viel Regen vom Himmel, wie ansonsten im Durchschnitt über den ganzen Monat. Hoteldächer flogen davon und sogar ein Kreuzfahrtschiff riss sich im Sturm los. Mehr als 230 Notfälle registrierte der spanische Notruf am Sonntag.

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Auch viele Segler wurden von den Ausmaßen des Sturms überrascht. Alina und Thilo Thum lagen mit ihrer Moody 38 CC “Strawanza” im südlichen Bojenfeld von Port d’Andratx im Westen Mallorcas, als sich am Sonntagvormittag gegen kurz vor 11 Uhr der Himmel verdüsterte. “Das war wirklich heftig”, beschreibt Thilo Thum das Erlebnis, “Wir haben bis zu 56 Knoten Wind gemessen. Neben uns in einem Hotel ging ein Video viral, als denen die Stühle wegflogen, das war 200 Meter von uns entfernt.” Auf ihrer Instagram-Seite postete das Paar zahlreiche beeindruckende Bilder vom Durchzug des Sturms. Ihr Boot ist ohne Schaden davon gekommen, doch ein Katamaran nebenan hatte weniger Glück, als ein großes Motorboot in den Mehrrumpfer hineintrieb.

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“In den Segelgruppen wird nun viel diskutiert, ob der Sturm angesagt war oder nicht”, sagt Thilo Thum. Viele Crews waren sichtlich unvorbereitet. “Ich denke das Problem ist, dass sich viele nur in den Wind-Apps informieren, aber nicht die eigentlichen Wetterentwicklungen beobachten”, sagt Thum. Seit vergangenem Herbst befindet sich das Paar auf einer Atlantikrunde und hier, auf dem Endspurt zum Zielhafen, erlebte es nun den stärksten Wind der ganzen Reise. “Man wird ja als Langfahrtsegler immer wieder gefragt, ob man auf dem Atlantik nicht Angst hat vor Stürmen”, sagt Thum, “aber in solchen Ankerbuchten kann viel mehr kaputt gehen. Wenn das Motorboot uns getroffen hätte, wäre die Reise vorbei gewesen.”

Wenige Buchten weiter südöstlich erlebte Martin Bauers den Sturm auf seiner Lagoon 380 vor Anker ganz ähnlich. “Der Windmesser zeigte bis zu 62 Knoten”, sagt der Charterskipper, der das den ganzen Sommer über mit seinem Katamaran “Jona” hier Tagestouren fährt. “In den drei Jahren habe ich so etwas zuvor noch nicht erlebt”, sagt er. Es war, als käme eine weiße Wand über ihn, die die Sicht nahm. In dem starken Wind slippte plötzlich Bauers Anker, das Boot trieb immer weiter Richtung Ufer. “Der Moment als ich gemerkt habe, dass der Anker slippt, war schon angsteinflößend. Drei Boote lagen bereits hinter mir auf dem Strand.” Bauers warf kurzerhand seinen zweiten Anker ins Wasser und hoffe innständig, dass das Boot zum Stehen kommen würde. “Etwa 20 oder 30 Meter vor dem Strand haben die Anker dann zum Glück wieder Halt gefunden und wir lagen sicher”, sagt er.

Doch nicht alle Segler rund um die Inselgruppe sind derart glimpflich davongekommen. Seit Sonntag bereits sucht die spanische Seenotrettung nach einer deutschen Crew der 32-Fuß-Yacht "Makan Angin". Der 53-jährige Vater und sein 19-jähriger Sohn wollten am Sonntag von der Cala Galdana im Süden Menorcas die etwa 50 Seemeilen zur Cala d'Or an der Ostküste Mallorcas segeln. Dabei wurde die Crew offenbar vom schlechten Wetter überrascht.

Die Route der Segelyacht “Makan Angin”.Foto: Google EarthDie Route der Segelyacht “Makan Angin”.

Derzeit beteiligen sich drei Helikopter der spanischen Seenotrettung, der Guardia Civil und der spanischen Luftwaffe an der Suche, außerdem mehrere Schiffe. Warum die Crew trotz der von den spanischen Behörden herausgegebenen Unwetterwarnung die Segel setzten, ist unklar.


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