SeenotfallDeutscher Katamaran verliert Schwertkasten

Johannes Erdmann

 · 09.09.2009

Seenotfall: Deutscher Katamaran verliert SchwertkastenFoto: KNRM Neeltje Jans
Die "Mona" mit fehlendem Schwertkasten

Trotz großem Loch im Steuerbordrumpf konnte das Sperrholzboot aus eigener Kraft den nächsten Hafen erreichen

Die Kräfte, die auf das ausgefierte Schwert wirkten, waren zu groß: Der Schwertkasten riss aus dem Rumpf. Dass das Boot nicht sofort versank, ist der Innenwand des Kastens zu verdanken, die zur zweiten Bordwand wurde.

Im Allgemeinen holte man die Schwerter der in den sechziger Jahren von Macalpine-Downie konstruierten Iroquois-Katamarane bei schwerem Wetter ein, um den Schwertkasten zu entlasten. Das hatte der Eigner der deutschen Yacht "Mona" offenbar bei dem unfreundlichen Wetter in der Eile vergessen — und verlor vor der holländischen Küste nahe Walcheren den gesamten Kasten.

Der 9,50 Meter lange Katamaran befand sich gerade mit zwei Personen an Bord auf dem Weg von Harwich zurück zu seinem Heimathafen Brouwershaven, als die Bordwand am direkt an die Außenhaut angeflanschten Schwertkasten wegriss.

Um halb sieben Uhr abends wurde der Rettungskreuzer "Koopmansdank" von der Rettungsstation "Neeltje Jans" alarmiert, einem sinkenden Boot zur Hilfe zu kommen. Als er die "Mona" erreichte, machte diese Wasser, aber konnte aus eigener Motorkraft, begleitet vom Rettungskreuzer, die Fahrt zum Vorhafen der Roompotschleuse an der Mündung zur Oosterschelde fortsetzen. Bei dem großen Schaden am Steuerbord-Rumpf gleicht es schon fast einem Wunder, dass das Boot den Hafen ohne fremde Unterstützung erreichen konnte.

  Raues Wetter auf der NordseeFoto: KNRM Neeltje Jans
Raues Wetter auf der Nordsee

Die Iroquois-Katamarane gehörten in den späten sechziger Jahren zu den Pionieren der Hochsee-Doppelrumpfer. Der Deutsche Rudolf Wagner überquerte 1967 mit seiner "Hobby", einem Iroquois der ersten Bauart, einhand den Atlantik. Gut ein Jahr später segelte die YACHT (Heft 14/68) ein baugleiches Schiff und kenterte bei Testfahrten auf dem IJsselmeer und 6 bis 7 Windstärken durch. Nach dem Test führten Erfahrungen aus dem Seenotfall dazu, dass Konstrukteur Macalpine-Downie seinen Entwurf weitgehend abänderte, um in der MK-II-Version einen noch sichereren und stabileren Tourenkatamaran anzubieten. Um solch ein verbessertes Modell handelte es sich auch bei dem, das den Schwertkasten verlor, was aber wahrscheinlich darauf zurückzuführen ist, dass das betagte Schiff nunmehr fast 40 Jahre lang den rauen Bedingungen auf der Nordsee trotzen musste. Trotz der Sicherheitsänderungen in der zweiten Version des Iroquois bleibt es sicher Zufall, dass die Innenwand des weggerissenen Schwertkastens zugleich eine zweite Bordwand bildete und der Notfall so glimpflich ausging.