SeenotTragischer Unfall – Einhandsegler über Bord gegangen

Nils Leiterholt

 · 18.04.2024

Die Yacht ohne Skipper wurde von der Küstenwache Galiciens mit dem Helikopter entdeckt
Foto: Facebook/Salvamento Marítimo
Am 14. April starteten 60 Boote bei der Cap-Martinique-Amateur-Regatta. 20 davon wurden von Einhandseglern gesteuert, für einen von ihnen endete die Regatta schon in der dritten Nacht auf dramatische Art und Weise

Bereits am Sonntag starteten insgesamt 100 Segler aufgeteilt in 40 Zweimanncrews und 20 Einhandsegler von La Trinité-sur-Mer in der Bretagne auf den knapp 3.800-Seemeilen-Kurs. Ihr Zielhafen war die Marina von Fort-de-France auf Martinique.

Nur zwei Tage nach dem Start ging der Franzose Philippe Benoiton in der Nacht vom 16. auf den 17. April über Bord. Der Wettfahrtleitung war der schlingernde Kurs seiner JPK 960 aufgefallen, daraufhin habe sie versucht, Kontakt zu ihm aufzunehmen. Nachdem dieser Versuch scheiterte, wurde das MRCC-Rettungszentrum in Finisterre alarmiert, doch auch die Seenotretter erhielten keine Reaktion von Benoiton.

Dramatisch: Traum des Einhandseglers endet tödlich

Auf dem noch verfügbaren Track der Cap Martinique ist zu sehen, dass er sich stets östlich und in Lee der Flotte gehalten hatte. Bis auf Bertrand Fourmond auf seiner JPK 1030, der sich gezwungen sah, das Rennen zu unterbrechen und einen Hafen anzulaufen , war er durchgehend der östlichste Einhandsegler im Rennen. Zwischen 24.00 und 01.00 Uhr am frühen Morgen des 17. April muss etwas an Bord der “Philauvent – Passecoque” von Philippe Benoiton passiert sein.

Bis zu diesem Zeitpunkt war der 63-jährige Tierarzt auf den letzten Platz des Einhand-Feldes zurückgefallen, aber dennoch in der gleichen Richtung unterwegs wie seine Konkurrenten. Benoiton war durchaus noch in Schlagdistanz zum Rest des Feldes. Seine automatische Positionsmeldung von 0.32 Uhr am Mittwochmorgen jedoch zeigt sein Schiff querfahrend, beziehungsweise zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich schon treibend, zur Richtung der Route und der Fahrtrichtung der anderen Schiffe.

Um 13.30 Uhr meldete das spanische MRCC dann, dass die Leiche des aus Angers stammenden Familienvaters geborgen wurde. Auch das Schiff von Benoiton konnte abgeschleppt werden. Er hatte vor dem Start gesagt, dass das Rennen ein lang ersehntes Ziel von ihm gewesen sei: “Mein Traum ist es, allein von Trinité-sur-Mer nach Martinique über den Atlantik zu segeln, diesen werde ich jetzt endlich wahr werden lassen.”

Mittlerweile sind auf der Seite des Veranstalters einige Beileidsbekundungen veröffentlicht worden. So schrieb Quentin Froment, der ebenfalls einhand auf seiner Sun Fast 3300 unterwegs ist: “Als ich die Nachricht hörte, brach ich in Tränen aus ... Das sollte nicht passieren. Wir setzen die Segel, um unsere Leidenschaft für das Meer zu genießen ... Nicht für solche Dramen.” Jacques Amedeo, der mit Brice Tailliander auf einer JPK 110 am Rennen teilnimmt, schrieb: “Hallo Philippe, du hast uns verlassen, es ist hart und grausam. Wir haben gerade einen lieben Freund verloren.”

Cap Martinique: Start unter günstigen Bedingungen

Der Hergang der dramatischen Havarie ist weiterhin ungeklärt. Für die Segler aus sieben Nationen spielte sich der Start unter optimalen Bedingungen ab. Das bestätigte auch der Renndirektor der Cap-Martinique-Regatta, François Séruzier. Er empfand die Bedingungen der ersten 48 Stunden des Rennens als “außergewöhnlich”. Zwar ist der erste Teil des Rennens aufgrund der Biskaya und des Kap Finisterre im Nordosten Spaniens komplex, aber die teilnehmenden Segler profitierten von milden Bedingungen, die ein schnelles Vorankommen begünstigten.

Bereits am 16. April erreichte ein Großteil der Flotte das Kap Finisterre. Danach kommt der Wind meistens aus dem Südwesten, sodass die Teilnehmer in dieser Passage gegen den Wind müssten, bei der aktuellen Ausgabe des Amateur-Transatlantik-Rennens hatten die Segler allerdings Glück und konnten von dem Wind aus Nordost profitieren.


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