Sarex ist eine regelmäßige Großübung der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS). Dabei werden mehrere simulierte Notfallszenarien durchgespielt, darunter die Rettung Schwerverletzter auf havarierten Schiffen, die Suche nach vermissten Personen im Wasser und die Bergung sinkender Boote.
Insgesamt neun Einheiten der Seenotretter sowie Schiffe der Bundespolizei, Hubschrauber der Marineflieger und der ADAC Luftrettung waren dieses Mal an den anspruchsvollen Übungen beteiligt. Das Besondere: Die Szenarien werden den Besatzungen erst mit der jeweiligen "Alarmierung" mitgeteilt, um möglichst realistische Einsatzbedingungen zu schaffen und die Rettungskräfte auf Extremsituationen vorzubereiten.
"Wir bringen unsere Besatzungen bei diesen Übungen bewusst an ihre Grenzen", erklärt Niklas Deeken, Leiter des Rettungsdienstes der DGzRS. "Denn nur so können wir sicherstellen, dass sie im Ernstfall bestmöglich vorbereitet sind."
Die Koordination der Einsätze erfolgte über eine eigens eingerichtete Übungsleitstelle, die mit Mitarbeitern der Rettungsleitstelle See der DGzRS besetzt war. Um den regulären Seefunkverkehr nicht zu beeinträchtigen, verwendeten die Einsatzkräfte während der Übung spezielle Codewörter. Die jahrzehntelange Erfahrung der Seenotretter zeigt, dass Havarien und Unglücke jederzeit möglich sind. Daher ist ständiges Training entscheidend für den erfolgreichen Einsatz im Ernstfall.
Bereits am vergangenen Donnerstag trainierten die beteiligten Besatzungen im Wechsel wichtige Handgriffe und Fertigkeiten im Hafen an Bord und an Land. Dazu gehörten die Übergabe Schiffbrüchiger von Schiff zu Schiff, die Rettung aus engen Schiffsinnenräumen, international einheitliche SAR-Einsatzverfahren wie Suchmuster und Führungsaufgaben sowie technische Navigation. Für diese Trainingseinheiten stellte die Bundespolizei See ihr Schulschiff "Eschwege" zur Verfügung. Auch die medizinische Erstversorgung und der Verletztentransport waren wichtige Bestandteile der Übungen.
Für Vormann und Bootsführer Jens Lietzow von der Freiwilligenstation Heiligenhafen war es die erste Teilnahme an einer SAREx: "Wir erleben zum Glück selten Einsätze mit Schwerverletzten. Aber hier mussten wir genau das bewältigen – in einem engen Schiff entscheiden, wer zuerst Hilfe braucht. Das war so realistisch, dass wir völlig vergessen haben, dass es eine Übung war."
Diese Authentizität wurde unter anderem durch die professionellen Verletztendarsteller der Emergency Training Group (ETG) von I.S.A.R. Germany ermöglicht. Sie stellten realistische Verletzungsmuster dar und reagierten entsprechend auf die Behandlungsmaßnahmen der Seenotretter, was den Übungscharakter deutlich verstärkte.
An der SAREx Neustadt nahmen zahlreiche Einheiten der DGzRS teil. Dazu gehörten die Seenotrettungskreuzer NIS RANDERS (Station Darßer Ort/Prerow), FELIX SAND (Station Grömitz) und FRITZ KNACK (Station Maasholm). Von den Freiwilligen-Stationen waren die Seenotrettungsboote WOLFGANG WIESE (Station Timmendorf/Poel), HANS INGWERSEN (derzeit Station Heiligenhafen), JÜRGEN HORST (Station Schilksee) und HENRICH WUPPESAHL (Station Neustadt/Holstein) im Einsatz. Ergänzt wurde die Flotte durch das Trainingsboot MERVI und das Trainingsschiff CARLO SCHNEIDER der DGzRS-Trainingsflotte.
Die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen ist ein zentraler Bestandteil der SAREx, da im Ernstfall verschiedene Behörden und Organisationen Hand in Hand arbeiten müssen.
Die DGzRS organisiert die SAREx in der Regel zweimal jährlich – einmal auf der Nordsee und einmal auf der Ostsee. Seit 2012 gehören diese umfassenden Übungen zum festen Bestandteil des Trainingskonzepts der Seenotretter. Größere Übungen dieser Art fanden in den vergangenen Jahren auch vor Rügen, in der Eckernförder Bucht, vor Büsum und Wilhelmshaven statt. Die SAREx wird von der Seenotretter-Akademie der DGzRS geleitet und dient dazu, die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Einheiten und Organisationen zu optimieren. Neben der Suche und Rettung Schiffbrüchiger, der Versorgung Verletzter und dem Schleppen von Havaristen trainieren die Seenotretter vor allem, mit vielen Beteiligten zu kommunizieren und komplexe Lagen zu bewältigen.