SeenotSchwere Havarien am langen Wochenende

Pascal Schürmann

 · 04.10.2023

Seenot: Schwere Havarien am langen WochenendeFoto: Freiwillige Feuerwehr Neusiedl am See/facebook
Ausgebranntes Segelboot am Neusiedler See
Gestrandete, gesunkene und in Brand geratene Boote und Yachten haben Polizei, Feuerwehr und Seenotretter von Samstag bis gestern in Nord und Süd in Atem gehalten. Teils war der Starkwind schuld, der am Tag der Deutschen Einheit von den Alpen bis zur Küste wehte. Die Folge: hohe Sachschäden und ein schwer verletzter Segler

So kenterte gestern bei Windstärken von bis zu 7 Beaufort aus West auf dem Untersee, einem Teil des Bodensees, vor der Insel Reichenau ein Segelboot mit einer zweiköpfigen Crew. Das Boot ging infolge der Kenterung auf Tiefe, die Segler konnten von zwei zu Hilfe eilenden Motorbootcrews aus dem Wasser geborgen werden, berichtet die Polizei Konstanz. Glück im Unglück: Die Havaristen trugen Rettungswesten und wurden nicht verletzt.

Im Schlaf von Feuer überrascht

Noch mehr Glück hatte bereits zu Beginn des Wochenendes ein österreichischer Eigner, der auf dem Neusiedler See im dortigen Segelhafen West an Bord übernachtet hatte. Sein Schiff war aus bisher ungeklärter Ursache in Brand geraten. Nur einem aufmerksamen Anrainer, der gegen halb drei Uhr nachts die Feuerwehr alarmierte, ist es wohl zu verdanken, dass der Segler, der das Feuer offenbar nicht selbst bemerkte, mit dem Leben davonkam. Laut Feuerwehr habe man beim Eintreffen am Brandort ein Segelboot in Vollbrand vorgefunden. Der Besitzer sei infolge des Löscheinsatzes geweckt worden. Er gelangte unversehrt von Bord. Sein Schiff allerdings brannte komplett aus.

Wegen Kopfverletzung per Heli abgeborgen

Auch auf der Ostsee war einiges los. Südlich von Fehmarn musste am Sonntag ein 21-jähriger Segler von einem SAR-Hubschrauber von einer Yacht abgeborgen und ins Krankenhaus geflogen werden. Er hatte sich zuvor an Bord schwer am Kopf verletzt. Der Skipper alarmierte daraufhin die Seenotretter und bat dringend um medizinische Hilfe. Der Verletzte wurde kurz darauf erst auf einen zur Unfallstelle geeilten Seenotrettungskreuzer gebracht. Der inzwischen ebenfalls vor Ort befindliche SAR-Hubschrauber der Deutschen Marine setzte per Seilwinde einen Notarzt ab. Dieser entschied, dass der Patient zur weiteren medizinischen Versorgung sofort an Land musste. Deshalb winschte die Besatzung der Sea King den 21-Jährigen auf und flog ihn in ein nahegelegenes Krankenhaus.

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Mit dem Schrecken davon kamen hingegen am Samstag sechs Segler, die mit ihrer 15-Meter-Yacht in der Nähe des Leuchtturms Flügge auf Fehmarn gestrandet waren. Auch ihnen eilten die Seenotretter zu Hilfe. Mehrere Versuche, die Yacht zurück in tiefes Wasser zu ziehen, scheiterten zunächst. Als schon erwogen wurde, die Besatzung von einem Helikopter abbergen zu lassen, gelang dann aber doch ein letzter Schleppversuch; die Seenotretter brachten Schiff und Crew wohlbehalten nach Heiligenhafen.

Gekenterten Kat-Segler an Land gebracht

Für die Seenotretter der Station Großenbrode war dies bereits der dritte Einsatz des Tages. Zuvor waren sie einem entkräfteten Segler auf einem gekenterten Sportkatamaran zu Hilfe gekommen. Mit seinem Katamaran brachten die Seenotretter den Mann nach Kraksdorf, wo er von Familienangehörigen in Empfang genommen wurden.

Bei einer weiteren Alarmierung wegen einer Person im Wasser bei Heiligenhafen konnten die Seenotretter ihren Einsatzanlauf beenden. Die Person wurde von der DLRG (Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft) gerettet.

Entkräfteten Einhandsegler in Schlepp genommen

Und auch die freiwilligen Seenotretter von Fehmarn hatten am Samstag bereits zwei Einsätze hinter sich gebracht. Während sie auf dem Weg zu einer Segelyacht mit Maschinenausfall waren, hatten sie am Nachmittag einen Einhandsegler entdeckt, der im Fehmarnsund mit seinem Boot zu stranden drohte. Der Mann hatte Teile seiner Besegelung verloren und war vollkommen erschöpft. Zwei weitere Schiffe hatten versucht, ihn zu unterstützen, was jedoch nicht gelungen war, da das Boot bereits zu weit in den Flachwasserbereich getrieben war.

Ein Seenotretter stieg auf das 7,5 Meter lange Segelboot über und unterstützte den Segler. Er übernahm die Schleppleine vom Seenotrettungsboot und blieb bis zum Einschleppen in Burgstaaken auf dem Havaristen.

Anschließend brachten die Retter dann die Segelyacht mit dem Maschinenschaden in den Hafen, wegen der sie eigentlich unterwegs gewesen waren. Diese hatte sich im Gegensatz zum Einhandsegler nicht in akuter Gefahr befunden.

An Rügens Steilküste gestrandet

Ganz anders hingegen drei Segler, die Samstagnacht mit ihrer Yacht an der Steilküste im Norden von Rügen gestrandet waren. Gegen 2.40 Uhr war bei der Rettungsleitstelle See ein Notruf eingegangen, wonach eine Yacht bei starkem Nordwestwind auf die Küste der Insel zutrieb. Mittels Handyortung konnte die Position der Yacht etwa eine Seemeile westlich von Kap Arkona festgestellt werden. Zwei DGzRS-Rettungsboote wurden daraufhin zu der betreffenden Stelle dirigiert.

Seenotretter nehmen havarierte Yacht vor Rügen in SchleppFoto: Die Seenotretter DGzRSSeenotretter nehmen havarierte Yacht vor Rügen in Schlepp

Bei ihrem Eintreffen war der Havarist bereits mit ausgebrachtem Anker zwischen den Steinen vor der Steilküste gestrandet. Die Seenotretter übergaben eine Schleppleine, jedoch gelang es den Seglern nicht, den Anker wieder einzuholen. Erst ein Seenotretter konnte mit Hilfe schweren Werkzeugs die Kette schließlich kappen.

Daraufhin gelang es, den Havaristen freizuschleppen; jedoch hatte die Yacht unter Wasser bereits schwere Schäden mit starkem Wassereinbruch erlitten. Zwei Rettungsboote nahmen das Boot daher in die Mitte, hielten es mit starken Lenzpumpen über Wasser und schleppten es mehrere Stunden lang bis in den Hafen von Glowe.


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