Es ist fast nicht zu glauben, was dieser russischen Crew passierte. Die Sibirier Evgeny Kovalevsky und Stanislav Beryozkin, von dem Franzosen Vincent Thomas Garate begleitet, verließen Vanuatu am 28. August mit Kurs Cairns, als beide Rümpfe ihres neun Meter langen aufblasbaren Katamarans „Tion-Russian Ocean Way“ etwa 835 Kilometer südöstlich von Cairns bei mehreren Haiangriffen beschädigt wurden.
Die Männer aktivierten ihr Notsignal und die Australian Maritime Safety Authority (AMSA) forderte die Unterstützung eines nahe gelegenen Autotransporters zusammen mit dem in Cairns ansässigen Rettungsflugzeug an.
Der Autotransporter „Dugong Ace“ konnte die Crew unverletzt abbergen.
Grund für die Havarie waren angeblich Attacken von Zigarrenhaien. Der Zigarrenhai, auch bekannt als Ausstecherhai, ist eine der kleinsten Haiarten und kann bis zu 50 cm lang werden. Seine Zähne sind so geformt, dass er kreisförmige Bissspuren in seine Beute schneiden kann.
Dieser Hai ist bekannt dafür, dass er Fleisch aus größeren Tieren "aussticht", indem er sich an sie klammert und sich dann dreht, um ein kreisförmiges Stück Fleisch herauszuschneiden. Diese ungewöhnliche Methode hat ihm den Spitznamen "Ausstecherhai" eingebracht.
Zigarrenhaie sind in allen Ozeanen der Welt verbreitet, bevorzugen aber warme Gewässer. Sie sind nachtaktiv und verbringen den Tag in Tiefen von bis zu 3.700 Metern, steigen aber nachts auf, um zu fressen. Offenbar hielten sie die Gummihaut der Katamaranrümpfe für fressbar. Laut der australischen Küstenwache ist dies ein bekanntes Verhalten.
Die russische Kerncrew ist seit dem 1. Juli 2021 von St. Petersburg aus auf einer Expedition um die Welt. Anlass ist der 250. Jahrestag der Geburt des Entdeckers Adam Johann von Kruzenstern sowie der 200. Jahrestag der Entdeckung der Antarktis durch russische Entdecker. Ziel war es, einen Rekord für die größte Reisedistanz auf einem aufblasbaren Segeltrimaran aufzustellen.
Doch bereits im März war der Trimaran vor Chile in Seenot geraten, als in schwerer See die Aufhängung für die Ruderanlage brach. Die Crew konnte damals von einem Stückgutfrachter geborgen werden. Der längsseits festgemachte Trimaran löste sich jedoch kurz nach der Bergung vom Frachter.
Um wieder eine Verbindung zu diesem herzustellen und ihn in Schlepp nehmen zu können, hätte jedoch ein Crewmitglied ins Wasser gemusst. Dies untersagte der Kapitän des Frachters aufgrund der Bedingungen. Der Kapitän unternahm noch einen Versuch und lief den Trimaran erneut an, Besatzungsmitglieder versuchten, vom Frachter aus Leinen auf den Trimaran zu werfen in der Hoffnung, dass sich eine davon verfangen würde und der Tri so in Schlepp genommen werden könne. Doch das misslang und der Trimaran musste aufgegeben werden.
Noch im März wurde ein Katamaran gekauft, wieder aufblasbar, der offenbar in einer Garage auf den Osterinseln gelagert war. Diesen machte das Expeditionsteam seeklar und startete am 23. April von Rapa Nui/Pazifik aus zur Weiterreise. Kurz vor Erreichen von Tahiti jedoch, im Hafen der Insel Hao, wurde der Kat von einem Hai attackiert, welcher einen Riss in einem Schwimmer verursachte. Diesen konnte die Crew flicken.
Zu einer etwaigen Fortsetzung der Expedition gab es noch keine Informationen.