SeenotDramatische Rettungsaktion im Seegatt zwischen Spiekeroog und Wangerooge

Ursula Meer

 · 17.10.2025

Seenot: Dramatische Rettungsaktion im Seegatt zwischen Spiekeroog und WangeroogeFoto: DGzRS - Die Seenotretter
Das Rettungsboot “Fritz Thieme” beim Versuch, an das havarierte Boot heranzufahren.
Zwei Männer wurden nach einer Strandung im Seegatt zwischen Spiekeroog und Wangerooge durch einen SAR-Hubschrauber der Marine gerettet. Das Seenotrettungsboot der Freiwilligen Station Wangerooge konnte aufgrund der Strömungsverhältnisse nicht bis zu den Schiffbrüchigen vordringen.

Ein Sportboot ist im anspruchsvollen Seegatt zwischen den ostfriesischen Inseln Spiekeroog und Wangerooge auf eine Sandbank geraten. Die beiden Männer an Bord gerieten in akute Lebensgefahr und konnten nur durch den Einsatz eines Marinehubschraubers gerettet werden. Der Vormann der Freiwilligenstation Wangerooge wurde von Bekannten der in Not befindlichen Crew alarmiert und leitete sofort Rettungsmaßnahmen ein. Die deutsche Rettungsleitstelle See, das Maritime Rescue Co-ordination Centre (MRCC) Bremen, informierte umgehend die SAR-Leitstelle der Marine in Glücksburg, die einen bereits in der Luft befindlichen Hubschrauber zur Unfallstelle umdirigierte.

Die Route des DGzRS-Rettungsboots “Fritz Thieme” der Freiwilligenstation Wangerooge am 15. Oktober zeigt den ungefähren Ort der Havarie. Die gepunkteten Flächen weisen auf Sandbänke hin. Diese verändern sich stetig und dehnen sich aktuell weiter nördlich aus als im Screenshots dargestellt.Foto: Screenshot VesselfinderDie Route des DGzRS-Rettungsboots “Fritz Thieme” der Freiwilligenstation Wangerooge am 15. Oktober zeigt den ungefähren Ort der Havarie. Die gepunkteten Flächen weisen auf Sandbänke hin. Diese verändern sich stetig und dehnen sich aktuell weiter nördlich aus als im Screenshots dargestellt.

Gescheiterte Rettungsversuche vom Wasser aus

Sowohl ein in der Nähe fischender Kutter als auch das Wangerooger Seenotrettungsboot versuchten, zu den Schiffbrüchigen vorzudringen. Die Seenotretter kamen bis auf wenige Meter an das auf einer Sandbank gestrandete Boot heran, konnten jedoch aufgrund der lebensgefährlichen Strömung in diesem Bereich keinen erfolgreichen Rettungsversuch unternehmen. Jeder Versuch, bei dem Menschen ins Wasser hätten gehen müssen, wäre mit extremer Gefahr verbunden gewesen.

Glück für die Havaristen: Zufällig befand sich ein Hubschrauber der Marine zu diesem Zeitpunkt für eine Windenübung mit dem Seenotrettungskreuzer der Station Nordstrand in der Luft. Er konnte sofort Kurs auf die Unfallstelle nehmen. Die Marineflieger bargen die beiden Männer nacheinander mit einem Rettungskorb vom Wrack. Das Boot musste aufgegeben werden und verblieb zunächst auf der Sandbank. Am heutigen Freitag soll es geborgen werden.

Umstände unbekannt

Warum das Boot im Seegatt festkam, ist bisher nicht bekannt. Die Wasserschutzpolizei Wilhelmshaven hat Ermittlungen aufgenommen. Zu welchem Zeitpunkt die Havarie stattfand wurde von den Seenotrettern nicht vermeldet, so können auch keine Rückschlüsse auf die Wind- und Strömungsverhältnisse getroffen werden. Grundsätzlich kann schon ein Maschinenausfall im strömungsreichen Gezeitenrevier Skipper in Bedrängnis bringen.

Tückische Sandbänke in den Seegatten

​Die Seegatten, der Seeraum zwischen den Ostfriesischen Inseln, können für Wassersportler herausfordernd sein. Die Fahrwasser führen an gefährlichen Sandbänken vorbei. Zwischen Spiekeroog und Wangerooge ragt zudem die Buhne H weit ins Seegatt hinein. Sände und Buhnen machen sorgfältiges Navigieren unerlässlich. Angesichts starker Strömung und möglicher Brandungswellen ist eine Strandung in dieser Region für Boot, Crew und auch die Retter sehr gefährlich.

Aufgrund der natürlichen dynamischen Prozesse im Tidenrevier können sich die Fahrwasser ständig ändern. So hat sich beispielsweise nach einer Meldung des BSH vom 20. Mai dieses Jahres in dem Bereich, in dem nun das Sportboot gestrandet ist, nach Drucklegung der aktuellen Seekarten von -1.80m auf +0,20m verändert - zwei Meter Tiefenunterschied, die dafür sorgen können, dass Boote schon dann nicht mehr die nötige Handbreit Wasser unter dem Kiel haben, wenn an der Wasseroberfläche noch nichts auf die Untiefe hinweist. Die Sandbank wandert momentan nördlich in das Seegatt hinein.

Wer sicher durch die Seegatten navigieren möchte, sollte seine Papierseekarten aktualisieren und/oder die elektronische Navigation updaten und sich möglichst vor Fahrtantritt über die aktuelle Situation informieren.

Video der Rettung

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