Robinson an HalloweenDeutscher Segler überlebt 60 Stunden auf unbewohnter Insel

Ursula Meer

 · 05.11.2025

Das Boot des Havaristen ging auf Drift und schlug schließlich an einer Buhne leck
Foto: KNRM Andijk
Eine wahre Robinsonade erlebte ein deutscher Freizeitsegler am vergangenen Wochenende: mehr als 60 Stunden musste er auf der unbewohnten Insel De Kreupel im IJsselmeer ausharren, nachdem sein Boot auf eine Buhne gelaufen und teilweise gesunken war. Ohne Funk oder Handy, Nahrung oder frisches Wasser harrte er unter seinen Segeln aus. Zufällig wurde er entdeckt und schließlich von den niederländischen Seenotrettern der Station Andijk (KNRM Andijk) gerettet.

Aus einem kleinen, ruhigen Bootsausflug an Halloween (31. Oktober 2025) wurde für einen deutschen Segler ein ungeplant großes Abenteuer. Mehr als zwei Tage musste er allein auf der künstlich angelegten und unbewohnten Insel De Kreupel im IJsselmeer ausharren, nachdem sein Segelboot auf eine Buhne gelaufen war und teilweise sank. Die Rettungsleute der Koninklijke Nederlandse Redding Maatschappij (KNRM) in Andijk retteten den Mann am Sonntag nach mehr als 60 Stunden, in denen er ohne funktionierende Kommunikationsmittel, Nahrung oder frisches Wasser überleben musste. Der Freizeitsegler hatte sich mit Teilen seines Bootes eine provisorische Unterkunft aus Segeltuch gebaut, um sich vor Wind und Wetter zu schützen.

Zu seinem Glück entdeckte die Crew eines zufällig vorbeifahrenden Segelboots den Havaristen und alarmierte die Küstenwache. Der Segler kam glimpflich davon - nach Saisonende war es eher Zufall, dass er entdeckt wurde.

Unglückliche Verkettung von Umständen - und fehlende Vorbereitung

Der deutsche Freizeitsegler war bereits am Freitag vor der Vogelschutzinsel vor Anker gegangen. In der Nacht zerrte jedoch starker Wind am Haken. Laut KNRM wies der Motor eine Störung auf, außerdem gab es nicht genug Treibstoff an Bord. Unaufhaltsam ging das Boot auf Drift und strandete an einer Buhne vor der unbewohnten Insel. Wie die KNRM auf Facebook berichtet, verlor der Mann dabei sämtlichen Kontakt zur Außenwelt: Die Batterie seines Mobiltelefons war leer, und er hatte weder eine Funkanlage noch Notfallsignale an Bord. Ohne die Möglichkeit, Hilfe zu rufen, blieb er auf dem unbewohnten Eiland zurück. Bei der Kollision mit den groben Steinblöcken wurde das Boot so stark beschädigt, dass es leck schlug. Der Segler versuchte noch, das eindringende Wasser abzupumpen, es war jedoch zu viel. Schließlich verließ er das Boot und watete durch das flache Wasser zur Insel.

Zwei Nächte unter Segeltuch

Zwei Nächte musste der Schiffbrüchige bei fallenden Temperaturen und starken Windböen auf der verlassenen Insel ausharren, mit dem gerade einmal zweieinhalb Seemeilen entfernten und doch unerreichbaren Festland in Sichtweite. Ohne Zugang zu Trinkwasser, Lebensmittel oder Notausrüstung wurde seine Lage immer kritischer. Von seinem Boot konnte er nur einige wenige Vorräte retten; in den zweieinhalb Tagen hatte er kaum etwas zu essen oder zu trinken. Aus den Segeln seines Bootes baute er ein provisorisches Zelt, das ihm zumindest ein wenig Schutz vor dem Wetter bot. Die Rettungskräfte fanden den erschöpften Mann in nasser Kleidung und leicht verwirrtem Zustand in diesem notdürftigen Unterschlupf. Er habe zwischendurch gedacht, er würde dort sein Leben verlieren, erzählte er ihnen. Da die Segelsaison bereits zu Ende war und fast keine Boote auf dem IJsselmeer unterwegs waren, blieb sein Unglück zunächst unbemerkt. Erst am Sonntagmorgen entdeckte die Crew eines vorbeifahrenden Segelbootes das Wrack und alarmierte die niederländische Küstenwache.

Ungewöhnliche Rettungsaktion

Wie die niederländische Zeitung “De Telegraaf” unter Berufung auf den Schiffsführer der KNRM Andijk berichtet, traf das Rettungsteam gemeinsam mit Kollegen aus Medemblik gegen Mittag bei dem halb gesunkenen Boot ein. Die Rettungskräfte fanden auch den Mann auf der Insel und brachten ihn sicher an Bord ihres Rettungsbootes. Nach der Rettung transportierten sie ihn in die Marina von Andijk, wo er warme Kleidung, eine Mahlzeit und eine Dusche erhielt. Anschließend wurde er in einem Hotel untergebracht, um sich zu erholen.

Auch für die Retter war dieser Einsatz sehr ungewöhnlich. So sagte der Schiffsführer des Rettungsbootes gegenüber “De Telegraaf”: „In zwanzig Jahren bei der >KNRM habe ich so etwas noch nicht erlebt." Das IJsselmeer sei groß und ruhig, und im Spätherbst befänden sich nur wenige Boote auf dem Wasser. Umso glücklicher sei der Mann gewesen, als er endlich gerettet wurde.

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Retter warnen vor Unbedarftheit

Die KNRM nutzte den Vorfall, um eindringlich vor mangelnder Sicherheitsausrüstung zu warnen. In ihrem Bericht weist die Rettungsorganisation darauf hin, dass das Fehlen von einer funktionierenden Funkanlage, Notfackeln oder einem geladenen Handyakku fatale Folgen haben kann. „Dieses Abenteuer hatte ein glückliches Ende, aber es hätte auch anders ausgehen können", betonte die KNRM in ihrer Mitteilung. Die Organisation rät Wassersportlern, nur mit funktionierenden Kommunikationsmitteln auf Törn zu gehen - einem aufgeladenen Mobiltelefon und einer Seefunkanlage sowie Notfallsignalen. Zudem sollten Segler immer den Wetterbericht prüfen und andere darüber informieren, wenn sie aufs Wasser gehen. Die niederländische Behörde Rijkswaterstaat wurde eingeschaltet, um das gesunkene Boot zu bergen.

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